5 KI-Features am Handy, die wir falsch nutzen

Das Handy ist unser Supercomputer für die Hosentasche, vollgepackt mit Künstlicher Intelligenz. Doch statt das Maximum herauszuholen, nutzen wir viele smarte Features überhaupt nicht oder aber komplett falsch. Hier sind 5 typische KI-Funktionen, die fast jeder von uns übersieht – und Tipps, wie man sie vielleicht doch endlich mal für sich arbeiten lässt.
  Von Nicole – Lesedauer: 5 Min.

 
Smartphones sind nicht nur Telefone: Sie sind auch smarte Assistenten, die dank Künstlicher Intelligenz (hier im Blog gibt's dazu übrigens eine eigene Rubrik) immer mehr Aufgaben für uns übernehmen können. Wenn man sie denn lässt …
Frau steht auf dem Bahnsteig und tippt auf ihrem Handy
KI auf dem Handy: Häufig unterschätzt und übersehen
Hier kommen 5 KI-Features, die wir oft unterschätzen bzw. nicht richtig nutzen:

1. Feature: Autokorrektur und automatische Textersetzung

Wer kennt es nicht: Man tippt eine Nachricht auf dem Handy, und die Autokorrektur macht aus einem Wort einen völlig anderen Begriff, ohne Sinn und Verstand, teils lustig, teils peinlich. Aaaargh, wie nervig. Also am besten doch ausschalten, die Autokorrektur-Funktion.

Oder vielleicht besser doch nicht?

Das Problem bei der ganzen Sache ist nämlich: Die Autokorrektur basiert auf maschinellem Lernen. Je häufiger wir ihre Fehler bewusst korrigieren, desto besser lernt die KI und passt sich unserem individuellen Schreibstil an. Statt also einfach die Funktion abzuschalten, sollten wir sie lieber trainieren und

A: selbst das richtige Wort eintippen oder
B: aus den Vorschlägen, die uns das Handy liefert, das richtige Wort heraussuchen.
Wortvorschläge beim Tippen auf dem iPhone
Unser Smartphone liefert beim Tippen Vorschläge

So kann uns die Autokorrektur dabei helfen, langfristig schneller und fehlerfreier zu tippen. Das Schreiben auf dem kleinen Display wird so wesentlich komfortabler.

Tipp: Alternativ können Sie Ihre Autokorrektur auch ganz gezielt mit neuen Worten trainieren und so das Wörterbuch des Handys um neue, oder von Ihnen häufig genutzte Begriffe erweitern.

Autokorrektur auf dem iPhone trainieren:

Rufen Sie dazu einfach die Einstellungen>Allgemein>Tastaturen>Textersetzung auf und fügen über  das "+"-Zeichen Ihr gewünschtes Wort hinzu:
Screenshot der Textersetzung auf dem iPhone
Über die Textersetzung gezielt die Autokorrektur trainieren

Autokorrektur auf dem Android Phone trainieren: 

Tippen Sie auf Einstellungen > Sprache & Eingabe > Mein Wörterbuch und geben dort Ihre eigenen Begriffe ein.
 
Bitte nicht verwechseln: T9 und Autokorrektur

Die Begriffe "T9" und "Autokorrektur" werden häufig synonym benutzt. Das ist aber in der Sache nicht richtig. Wir erinnern uns:

T9 war diese Funktion auf den alten Handys der 1990er bis Anfang 2000er. Man tippte dabei etwas auf den neun, mit Buchstaben belegten Zahlentasten ein, heraus kamen aber teils völlig andere Wörter.

Aus "Tut mir leid, dass ich sie so spät stören muss" wurde da schnell mal ein "Tur mir leid, dass ich sie so spät stoßen muss" Aus "Guten Rutsch" wurde "Guten Putsch". Das lag an der Funktionsweise der alten Tastenhandys:

T9 nutzte das Wörterbuch, um aus Zahlenfolgen das richtige Wort zu erraten. Statt also jeden Buchstaben einzeln über Mehrfachklicks auszuwählen (z. B. zwei Mal die Taste 3 für das E), tippte man einfach die Ziffernfolge ein, und T9 schlug dann anhand eines Wörterbuchs das wahrscheinlichste Wort vor. Und "irrte" sich entsprechend auch immer mal wieder.

Anders bei der Autokorrektur, die eine ganz andere Funktion hat: Vertipper auf dem Touchdisplay korrigieren. Dazu vergleicht die Korrektur eingegebene Wörter mit dem Wörterbuch  und setzt sie in einen Kontext.

Auch wenn manche von uns heute also immer mal wieder noch über "Dieses doofe T9" fluchen: Eigentlich geht es um die Autokorrektur, die noch ein wenig "Personal Training" benötigt.

2. Feature: Sprachassistent

Siri, Google Assistant oder Alexa am Smartphone. Jeder kennt sie, aber die meisten von uns nutzen sie höchstens, um einen Song aufzurufen oder den Timer für die Nudeln zu aktivieren. Doch Sprachassistenten können weit mehr:
 
  • Navigation: Sprachbefehle wie "Leite mich zur nächsten Tankstelle" ersparen uns das Tippen.
  • Smart-Home: Ob Licht, Thermostat oder Musikanlage – sie alle lassen sich per Sprachassistent steuern.
  • Kontextfragen im Alltag: Statt zu googeln, wie das morgige Wetter an Ihrem Standort wird, fragen wir einfach: "Wie wird morgen das Wetter?"
Die KI dahinter versteht inzwischen nicht nur einzelne Befehle, sondern auch Zusammenhänge. Wer Künstlicher Intelligenz gegenüber offen eingestellt ist und sich traut, öfter mal mit seinem Handy zu sprechen, kann viel Zeit sparen. Und entdeckt vielleicht auch ein paar versteckte Features.

3. Feature: KI-Kamera im Automatik-Modus

Vergleichen wir die Handykameras von vor 5 Jahren mit denen von heute: Was für ein Unterschied in der Bildqualität! Und die KI toppt das Ganze noch durch die automatischen Optimierungen. Doch viele Nutzerinnen und Nutzer schreckt der Automatik-Modus kategorisch ab, weil er die Fotos aus ihrer Sicht zu künstlich macht. Dabei steckt so viel mehr dahinter als nur ein bunter Filter:

Die KI erkennt Szenen und verschiedene Umgebungen, passt Farben an oder sorgt für bessere Kontraste. Selbst bei schlechten Lichtverhältnissen kann die KI punkten und richtig gut zeigen, was sie kann.

Tipp: Probieren Sie doch einmal gezielt die KI-Modi Ihrer Kamera aus. Zum Beispiel den Porträtfotos mit Bokeh-Effekt, Konturenlicht oder Bühnenlicht. Sie werden überrascht sein, wie sehr die KI Ihr Fotoerlebnis verbessert.
Automatikmodus auf dem iPhone, hier im Modus "Konturenlicht"
Automatikmodus auf dem iPhone, hier im Modus "Konturenlicht"
 

Außerdem: Fotos mit KI nachbearbeiten 

Was, wenn Ihr romantisches Urlaubsfoto eigentlich perfekt ist, aber im Hintergrund eine vorbeifliegende Mülltüte die Szenerie stört? Kein Problem: Mit der sogenannten Clean Up-Funktion von iOS (ab iPhone 15 Pro oder 16) können Sie Ihr Foto mithilfe eines magischen Radierers vom unerwünschten (Flug-)Objekt reinigen. Auch Android Handys wie etwa von Samsung  (ab One UI 7) bieten diese Funktion an: Hier heißt die Funktion "Objektradierer" - und tatsächlich gibt es hier auch einen extra Schatten- und Reflexionsradierer.

4. Feature: Vorschläge zu Apps, Journaling und mehr

Kennen Sie das auch? Ihr Handy schlägt Ihnen Apps, Nachrichten oder Routen vor, die Sie "jetzt wahrscheinlich brauch[st]en". Viele Menschen empfinden das als störend – und swipen die Vorschläge genervt weg.
Aber diese Features sind mitunter echte Zeitretter. Hier drei Beispiele aus dem Alltag:
 
  1. App-Schnellzugriffe: Das Handy merkt es sich, dass wir morgens immer die Wetter-App oder unser Lieblings-Nachrichtenportal checken, und bietet uns diese Services direkt an.
  2. Journaling-Vorschläge: Wenn Sie gern eine Art digitales Tagebuch schreiben, um sich an bestimmte Ereignisse besser zu erinnern, können Ihnen Apps wie Journal (für iOS) mit entsprechenden Vorschlägen helfen. In diesen Journalingvorschlägen werden z. B. Ausflüge, Fotos, Trainings und andere Aktionen und Informationen intelligent für Sie gruppiert.
  3. Routenplanung: Unser Handy kennt die aktuelle Verkehrslage und zeigt uns die schnellste, kostengünstigste oder umweltfreundlichste (emissionsärmste) Route an.
Nutzen Sie diese Vorschläge bewusst (und korrigieren diese ab und an), werden Sie merken: Ihr Smartphone wird immer treffsicherer. Statt also die KI kategorisch abzulehnen, lohnt es sich, sie zu nutzen und damit auch zu trainieren. Fast wie einen persönlichen Assistenten, dem Sie Ihre individuellen Vorlieben mitteilen und der Sie dann bestmöglich im täglichen Doing unterstützt.

5. Feature: Sicherheitsfunktionen

Mit die wichtigsten, aber am meisten unterschätzten KI-Anwendungen sind die digitalen Sicherheitsfeatures.

Schutz vor gefährlichen Apps und Phishing-SMS

So verfügen moderne Smartphones über integrierte Schutzfunktionen, die Sie z. B. vor unsicheren Apps warnen. Google Play Protect etwa prüft Apps vor dem Download und auch während der Nutzung auf schädliches Verhalten und Malware.

Mithilfe von Google AI werden unerwünschte Inhalte blockiert oder gekennzeichnet, bevor sie Schaden anrichten.
Beispiel: Enthalten SMS oder Anruf Merkmale, die auf einen typischen Betrugsversuch hinweisen, zeigt das Gerät eine Warnung an und schlägt z. B. vor, den Kontakt zu blockieren.

Viele Menschen klicken die entsprechenden Warnungen jedoch einfach weg oder deaktivieren die Sicherheitsfunktionen auch komplett. Das passiert oft, weil sie glauben, selbst vorsichtig genug zu sein und unsichere Apps, Phishing-SMS oder gefährliche Webseiten selbst erkennen zu können. Dabei entgehen ihnen so wertvolle Schutzmechanismen.
 
Sicherheits-Tipp:
Lassen Sie die vorinstallierten Sicherheitsfunktionen aktiviert bzw. deinstallieren Sie die Sicherheits-Apps nicht. Denn auch, wenn es etwas paradox klingen mag:
Gerade weil Betrugsversuche durch KI  (z. B. KI-Phishing ) immer professioneller werden, braucht es KI-gestützte Schutzprogramme als Gegenmaßnahme. Sie sind oft schneller im Erkennen von Mustern, die wir Menschen übersehen. Bitte verlassen Sie sich dennoch nicht komplett auf die KI Ihres Smartphones: Nutzen Sie immer auch Ihren gesunden Menschenverstand.


Noch ein weiteres Beispiel, wie Sie Ihr Handy in einem ganz anderen Fall schützen kann:


KI-gestützte Schutzprogramme können auch vor sensiblen Inhalten warnen, z. B. vor Nacktaufnahmen, die man zugesendet bekommt. Entsprechende Aufnahmen werden dann unscharf dargestellt und man erhält Vorschläge, wie man mit der Aufnahme verfahren kann.

Aktiviert werden kann diese Funktion z. B. auf allen iOS Smartphones ab Version 17 und höher. Hierfür einfach die Einstellungen öffnen, den Punkt Datenschutz & Sicherheit antippen und anschließend Warnung vor sensiblen Inhalten.
Bei Android erfolgt die Aktivierung über die Google Messages App.

Handy-KI zum Schutz von Leib und Leben

Doch nicht nur vor den Gefahren im Netz schützen uns die modernen Smartphones: So bieten etwa Google Pixel oder iPhones (sowie zugehörige Smartwatches) eine integrierte Unfallerkennung an.

Hierbei erkennt die KI-Sensorfusion (die Zusammenführung von Bewegungsdaten, Mikrofon, GPS) schwere Autounfälle, z. B. Frontal-, Seiten- und Heckaufprall oder Überschläge und Stürze vom Fahrrad. Das Handy setzt nach ca. 30 Sekunden automatisch Notrufe an den Rettungsdienst oder – sofern vorhanden – an hinterlegte Kontakte ab.

Bei vielen Geräten (auch bei Smartwatches) ist die Notruffunktion bei Unfällen bereits standardmäßig in den Einstellungen aktiviert (beim iPhone etwa unter "Notruf SOS"). Prüfen Sie, ob dies auch auf Ihrem Gerät der Fall ist, und hinterlegen Sie für den Fall der Fälle auch einen Kontakt, der benachrichtigt wird.

Fazit: Ihr Handy kann mehr, als Sie vielleicht denken

KI auf dem Smartphone ist längst mehr als nur Spielerei. Sie hilft uns beim Schreiben, Fotografieren, Organisieren und schützt und im Netz aber auch auf der Straße.  Doch damit sie wirklich nützlich wird, sollten wir sie bewusst einsetzen – und manchmal auch ein bisschen Geduld haben, bis sie sich an uns anpasst.

Essenziell, damit Ihr Handy Ihnen die neuesten KI-Features und Sicherheitsfunktionen auch vollumfänglich bieten kann:

  1. Stellen Sie sicher, dass Ihr Smartphone aktuell genug ist und Ihnen so auch die neuesten KI-Features bieten kann.
  2. Ignorieren Sie Updates auf Ihrem Handy nicht, sorgen Sie vielmehr dafür, dass Sie immer das neueste Betriebssystem nutzen. 
 
Wenn Sie den Artikel hilfreich fanden, teilen Sie ihn gerne auch per E-Mail


Und wenn Ihnen GMX gefällt, geben Sie uns auch gerne positives Feedback auf der Bewertungsplattform Trustpilot!

220 Personen finden diesen Artikel hilfreich.

Ähnliche Artikel

So werden Passwörter und Zugangsdaten geklaut

Auf dem Smartphone E-Mails diktieren und schreiben lassen

Hilfe, Handy geklaut! Was tun?