Screenreader geben digitale Inhalte per Sprachausgabe oder Brailleschrift wieder. Damit helfen sie blinden oder sehbehinderten Menschen sich im Internet zurechtzufinden. Doch auch andere können davon profitieren! Wie das funktioniert, zeigen wir Ihnen.
Was für manche selbstverständlich ist, kann für andere eine große Herausforderung darstellen. Damit blinde bzw. stark sehbehinderte Menschen Computer, Tablets und Smartphones ohne die Hilfe anderer nutzen können, ist eine bestimmte Software nötig: der Screenreader.
Das ist ein Screenreader
"Screenreader", das ist ein Kompositum aus den beiden englischen Wörtern "Screen" (Bildschirm) und "Reader" (Leser). Ein Bildschirmleser hilft somit, digitale Inhalte für Menschen verständlich zu machen, die sie nicht oder nur schwer mit den eigenen Augen erfassen können.
Screenreader vs. Vorlesefunktion
Sie sollten Screenreader jedoch nicht mit der Vorlesefunktion verwechseln, die manche Webseiten anbieten. Während letztere nur den aktuell dargestellten Text vorliest, ist ein Screenreader eine deutlich komplexere Technik. Er ermöglicht auch die Interaktion mit Bedienelementen bzw. die Navigation durch den gesamten Computer.
Das kann auf zwei verschiedene Arten erfolgen.
Welche Arten von Screenreadern gibt es?
Ein Akustischer Screenreader gibt die Inhalte mithilfe von Text-to-Speech aus. Das bedeutet: Eine synthetische Stimme liest den Text für den Nutzer vor. Diese Variante ist besonders für unterwegs nützlich und hilft Menschen mit Restsehvermögen, die noch visuelle Reize wahrnehmen können, aber akustische Unterstützung beim Lesen benötigen.
Taktile Screenreader dagegen arbeiten mit einer sogenannten Braillezeile, einem externen Gerät, das an den Computer oder das Smartphone angeschlossen wird. Dort werden Texte zeilenweise in Blindenschrift dargestellt. So können digitale Inhalte auch für blinde Nutzerinnen und Nutzer wiedergegeben werden.
Braillezeilen sind häufig bereits in Tastaturen integriert.
Mittlerweile gibt es Screenreadern von vielen verschiedenen Anbietern. Diese hohe Produktvielfalt führt auch dazu, dass die einzelnen Geräte große Unterschiede in Sachen Qualität und Ausstattung aufweisen.
Vor allem bei akustischen Screenreadern gibt es große Unterschiede in der Qualität. Während kostenlose oder sehr preiswerte Programme häufig auf einfache, maschinell klingende Stimmen setzen, investieren die Hersteller hochwertigerer Programme dagegen gezielt in eine natürlich klingende Sprachausgabe. Diese verfügen dann über verschiedene Stimmprofile, einstellbare Lesegeschwindigkeit und natürlichere Betonung. So versuchen die Hersteller einiger Programme Preise von bis zu über tausend Euro zu rechtfertigen.
Videobeschreibung, Alt-Text etc. Darum ist barrierefreies Webdesign wichtig
Ein Screenreader kann nichts sehen, keine Zusammenhänge erkennen oder Inhalte im Kontext erschließen. Damit er dennoch ordnungsgemäß funktioniert, ist es wichtig, Webseiten technisch korrekt aufzubauen und verständlich zu strukturieren.
Das heißt: Wird ein Bild, ein Graph, oder ein Video eingebunden, sollten diese mit einem Alternativtext versehen sein, der das Wesentliche einfach beschreibt. Bei einem Video sollten zusätzlich die wichtigsten Informationen im Text zusammengefasst werden. Und um eine Tabelle oder einen Graphen besser verständlich zu machen, ist die anschließende Wiedergabe der Kernaussagen essentiell.
Damit die Navigation ohne Probleme möglich ist, müssen Überschriften, Knöpfe und Felder in Formularen korrekt beschriftet werden. Nur dann können Screenreader erkennen, ob es sich um den Beginn eines neuen Absatzes handelt, ob eine neue Seite geöffnet werden kann oder ob beispielsweise die E-Mail-Adresse oder Telefonnummer eingefügt werden kann.
Kurz gesagt: Wer solche Details beachtet, sorgt dafür, dass das Internet für alle uneingeschränkt nutzbar wird – unabhängig vom Sehvermögen.
Doch auch andere können von Screenreadern profitieren
Screenreader wurden zwar in erster Linie für blinde oder stark sehbehinderte Menschen entwickelt. Doch auch viele andere können profitieren: Für ältere Menschen, deren Sehkraft im Alltag nachlässt, kann eine zusätzliche Unterstützung hilfreich sein. Das Gleiche gilt für Menschen, die ungerne lange Texte lesen oder sich darauf nicht so gut konzentrieren können.
Besonders hilfreich sind Screenreader für Menschen mit Legasthenie. Durch das gleichzeitige Hören und Sehen von Texten wird das Sprachverständnis gefördert. So können Legastheniker selbstständig recherchieren, ohne auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein.
Gerade bei mobilen Geräten mit kleinem Display können Screenreader den Umgang mit digitalen Inhalten deutlich erleichtern.
Was sind die bekanntesten Screenreader?
Die gute Nachricht: Auf den meisten Geräten sind Screenreader heute bereits kostenlos vorinstalliert – und lassen sich mit wenigen Klicks aktivieren:
Bei Windows finden Sie den Screenreader Narrator, wenn Sie im Startmenü nach "Sprachausgabe" suchen.
VoiceOver ist der integrierte Screenreader bei iOS. Sie finden die Funktion in Ihren Einstellungen unter "Bedienungshilfen".
Haben Sie ein Google Pixel oder ein Samsung Galaxy Phone, finden Sie den Screenreader TalkBack in den Einstellungen unter "Bedienungshilfen" bzw. "Eingabehilfe".
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