- Kurz vor dem Jahrestag des Kriegs in der Ukraine hat US-Präsident Biden überraschend Kiew besucht.
- Es ist eine historisch bedeutende Reise, wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betont.
Ohne Ankündigung ist US-Präsident Joe
Noch nie hat ein US-Präsident ein aktuelles Kriegsgebiet besucht, ohne dass – wie etwa im Irak oder in Afghanistan – auch eigenes Militär vor Ort ist, wie das Weiße Haus deutlich macht. Das sei "historisch" und "nie dagewesen". Vor dem Kriegsjahrestag entschied Biden demnach selbst, die Reise trotz der Gefahren zu unternehmen, um Kremlchef
Die russische Seite sei wenige Stunden vorher informiert worden, sagt US-Sicherheitsberater Jake Sullivan. Die US-Seite macht allerdings zunächst keine Angaben dazu, wie Biden nach Kiew kam. Gewöhnlich reisen Staatsgäste mit dem Zug. Allerdings solle es später, wenn es grünes Licht gebe von den Sicherheitsdiensten, noch Informationen zur Reiseroute geben, hieß es. An diesem Dienstag will Biden in Warschau eine Rede halten – am selben Tag wie Putin in Moskau. Der Krieg dürfte die Auftritte der beiden Staatschefs, die sich zuletzt 2021 trafen, bestimmen.
Biden: "Putin dachte, dass er uns überrumpeln könnte"
Noch vor einem Jahr hatte Selenskyj selbst mehrfach öffentliche Warnungen vor einem Angriff Russlands in den Wind geschlagen. Biden hingegen warnte immer wieder vor der Gefahr – und steht nun wie ein Sieger in der ukrainischen Hauptstadt. Eigentlich hatte in Moskau Putin damit gedroht, auch Kiew einzunehmen. Aus den Vororten der Millionenmetropole musste er aber schnell seine Truppen abziehen. Der Widerstand war zu groß.
Nun steht Biden, dessen Regierung die Ukraine so stark mit Waffen und Geld unterstützt wie kein anderes Land, an diesem Montag am alten Zweitsitz der russischen Zaren, dem Marienpalast. Lächelnd nimmt der Gast aus Amerika die Sonnenbrille ab, als das Ehepaar Selenskyj ihn begrüßt.
"Putin dachte, dass die Ukraine schwach und der Westen gespalten ist. Er dachte, dass er uns überrumpeln könnte. Ich glaube nicht, dass er das noch denkt", sagt Biden später. In seiner Rede erwähnt der 80-Jährige, dass die westlichen Verbündeten Kiew bereits 700 Panzer, Tausende Schützenpanzer und Artilleriesysteme und knapp zwei Millionen Artilleriegeschosse geliefert hätten. Und er kündigt noch mehr Nachschub an.
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"Allee des Mutes": Name des US-Präsidenten in Gedenkplatte verewigt
Als besondere Ehre wurde der Name des US-Präsidenten in einer Gedenkplatte auf dem Parlamentsvorplatz verewigt – wie zuvor schon der polnische Präsident Andrzej Duda und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Nur wenige schaffen es auf die "Allee des Mutes". Weder Bundeskanzler Olaf Scholz noch der französische Präsident Emmanuel Macron, die bereits im vorigen Juni nach Kiew reisten, wurden auf diese Weise gewürdigt.
Biden besucht das weltberühmte Michaelskloster, läuft im dunklen Mantel und mit einer Krawatte in den ukrainischen Nationalfarben Blau-Gelb an Selenskyjs Seite an Heiligenbildern vorbei – direkt im Herzen der Stadt. An den Mauern des Klosters sind auch Fotos gefallener Soldaten mit Namen und Lebensdaten zu sehen. Es sind Hunderte. Biden betont, dass die Ukraine in ihrem Streben nach Demokratie, Souveränität und territorialer Unversehrtheit weiter unterstützt werde – so lange wie nötig.
Trotz Geheimhaltung gab es bereits am Vorabend in Kiew wegen geplanter Straßensperrungen Gerüchte über einen möglichen Besuch des US-Präsidenten. Manche Autofahrer ärgern sich am Montag dann über die vorübergehend nicht befahrbaren Straßen. Andere Kiewer wiederum hissen spontan die US-Flagge an ihren Balkonen. (Andreas Stein, Christiane Jacke und Ulf Mauder, dpa/tas)

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