Die aktuelle Bundesliga-Tabelle verheißt dem FC Bayern nichts Gutes. Vier Punkte liegt der Titelverteidiger hinter Spitzenreiter RB Leipzig und zwei Punkte hinter Borussia Mönchengladbach. Der Rückstand ist zwar nicht besonders groß und deshalb aufholbar, aber eben nicht zu ignorieren und im krassen Widerspruch zum Selbstverständnis in München.
Die zuletzt vage Hoffnung, dass eine kaum nachvollziehbare Kaderplanung eine längere Durststrecke provoziert und die Verjüngung an der Vereinsspitze den Blick vom Sportlichen ablenkt, erfuhr gestern einen herben Rückschlag. 500 Millionen Euro will der Anteilseigner und Autobauer Audi angeblich in den FC Bayern stecken. Eine halbe Milliarde Euro.
FC Bayern: Die Übermacht wächst
Keine Frage, die Finanzspritze wird dem Rekordmeister nicht geschenkt. Er hat sich den Zufluss aus dem Sponsoring verdient und darf nicht ohne Stolz darauf verweisen, dass der Verein dank eines klugen Managements aus eigener Kraft und bei 750 Millionen Euro kerngesund dasteht. Man muss kein Prophet sein, um die Folgen vorherzusagen: Die Übermacht wächst.
Schon werden die ersten Spieler genannt, die mit dem Geld finanziert werden könnten. Natürlich Leroy Sané von Manchester City, ganz sicher Kai Havertz von Bayer Leverkusen und jeder andere Deutsche, der in Zukunft mit dem Ball geradeaus läuft. Ein FC Bayern Deutschland - so lautet die alte und offenbar frische Vision von Ex-Präsident Uli Hoeneß.
Das ist gut für den FC Bayern und schlecht für den Rest der Liga. Die Verteilung der TV-Gelder und Bonus-Zahlungen aus der Champions League sorgen eh dafür, dass die Teams, die seit Jahren oben stehen (Borussia Dortmund gehört auch dazu), besonders gut gefüttert werden. Sponsoring setzt noch einen drauf. Der BVB bekam kürzlich 250 Millionen Euro von Puma zugesagt.
Verteilung der Bundesliga TV-Gelder ist ungerecht
Die Bundesliga kann und darf nichts dagegen tun. Es ist jedem Verein selbst überlassen, wie geschickt er seine Geschäfte führt und mögliche Nachteile aufgrund von Standort, Stadiongröße oder Stupido auszugleichen gedenkt. Was man aber machen kann: dass zumindest das TV-Geld, das die Liga in seiner Zentralvermarktung hereinholt, gleichmäßiger verteilt wird.
Bisher folgte die Geldverteilung dem Prinzip, dass eine gute Platzierung in der Bundesliga zwangsläufig zur einer höheren Ausschüttung führt. Natürlich wurden Nuancen eingebaut, die das System etwas komplizierter machen. Aber am Ende festigte der Geldfluss weitestgehend die Machtverhältnisse. Nach der Rechtevergabe ist wieder Geld zu verteilen.
Denn darum wird es in der zweiten Jahreshälfte gehen: Wie groß sind die Kuchenstücke, die jeder Verein von Sky oder wem auch immer bekommt? Das wäre doch mal ein Ansatz: Alle kassieren das gleiche Sümmchen - Bayern und BVB haben eh immer das meiste Geld zur Verfügung. Wäre doch zu schön, wenn die Bundesliga-Tabellenspitze überraschend bunt bliebe.

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