• Der DFB holt sich zur Aufarbeitung des WM-Debakels und zur Neuausrichtung für die Heim-EM ein Expertengremium ins Boot.
  • Auch eine interne Arbeitsgruppe, der unter anderem Philipp Lahm angehört, wird gebildet.
  • DFB-Präsident Bernd Neuendorf gibt derweil einen Fehler in der "One Love"-Debatte zu.

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Mit einer internen Arbeitsgruppe und einem prominent besetzten Expertenrat will der DFB die WM-Pleite aufarbeiten und die Nationalmannschaft für die Heim-EM 2024 neu ausrichten. Diese Entscheidungen nach dem schmachvollen Vorrunden-Aus in Katar gab Verbandspräsident Bernd Neuendorf bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit der WM-Rückkehr in der Verbandszentrale in Frankfurt/Main am Dienstag bekannt.

Dem Experten-Gremium gehören Karl-Heinz Rummenigge, Matthias Sammer, Rudi Völler, Oliver Kahn und Oliver Mintzlaff an. Alle sind aktuell oder ehemals führende Akteure der Bundesligisten Bayern München, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und RB Leipzig. Geleitet wird die Arbeitsgruppe von Neuendorf und seinem DFB-Vize und DFL-Aufsichtsratschef Hans Joachim Watzke. Man habe "eine Gruppe zusammenbekommen, die in Sachen Kompetenz und Sachverstand über jeden Zweifel erhaben ist", meinte Neuendorf.

Philipp Lahm Teil von DFB-interner Arbeitsgruppe

Der DFB-Boss erwartet sich von dem Rat "eine Menge Impulse", auch bezüglich des Profils einer Person, "die Oliver Bierhoff nachfolgen kann". Geschäftsführer Bierhoff hatte als erste WM-Konsequenz nach 18 Jahren in verantwortlicher Position für die DFB-Elf seinen Posten räumen müssen. Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic und Rio-Weltmeister Per Mertesacker als derzeit erfolgreicher Leiter der Jugendakademie des FC Arsenal gelten als aussichtsreichste Nachfolge-Kandidaten.

Ob der Geschäftsbereich, den Bierhoff zuvor verantwortete, womöglich auf mehrere Schultern verteilt wird, soll eine DFB-interne Arbeitsgruppe klären. Das Gremium, dem auch EM-OK-Chef Philipp Lahm angehört, soll sich um strukturelle Fragen kümmern. "Hier müssen wir selbstkritisch sein", mahnte Neuendorf, der betonte: "Wir brauchen jetzt einen Schulterschluss und müssen die Kräfte bündeln, um die EM 2024 zu einem Erfolg werden zu lassen."

Neuendorf: Kommunikationsfehler in "One Love"-Debatte

Weitere personelle Entscheidungen verkündete Neuendorf wie erwartet nicht. Es gehe darum, "kühlen Kopf zu bewahren und die richtigen Entscheidungen zu treffen", sagte der DFB-Präsident, der in der "One Love"-Debatte Fehler zugab: "Wir hätten als Präsidenten der Europäer den direkten Draht zu Gianni Infantino suchen müssen, fragen müssen, wie die Haltung der Fifa ist, bekommen wir eine verbindliche Aussage."

"Wir müssen künftig unser Verhalten in Richtung der Fifa anpassen und verstärkt auf Antworten drängen. Man hätte das nicht ins Turnier hineintragen dürfen. Das sollten wir nicht wieder so weit kommen lassen", räumte Neuendorf Fehler ein und ergänzte: "Das hat mich insgesamt persönlich sehr beschäftigt. Man fragt sich, ist es die richtige Entscheidung gewesen."

Er glaube weiterhin, "man muss sich verdeutlichen, dass wir vor allem auch einen sportlichen Auftrag hatten, und das war, ein erfolgreiches Turnier zu spielen. Wir haben immer gesagt, wir wollen einzelne Spieler und die Mannschaft nicht gefährden."

Neuendorf begründete auch, warum Bundestrainer Hansi Flick weitermachen darf. Er habe bei der WM-Analyse bei Flick "große Energie" gespürt, "dass er unter allen Umständen die EM im eigenen Land gestalten will und große Lust darauf verspürt".

Im Jahr 2000 gab es bereits eine ähnliche Arbeitsgruppe beim DFB

Es ist nicht die erste Arbeitsgruppe rund um die Nationalmannschaft. Im Jahr 2000 musste Bundestrainer Erich Ribbeck nach dem EM-Vorrundenaus gehen. Die Task Force Nationalmannschaft, zu der neben Rummenigge unter anderem auch Uli Hoeneß, dessen Bruder Dieter Hoeneß, Klaus Allofs, Rudi Assauer und Völler als gerade ernannter DFB-Teamchef gehörten, stieß ein Konzept zur Nachwuchsförderung an. Zudem wurde Einfluss auf die Termingestaltung der DFB-Elf genommen und ein Konzept für ein sogenanntes Team 2006 als Perspektivauswahl für die Heim-WM erarbeitet.

Bereits vier Jahre später musste erneut ein Experten-Gremium installiert werden. Nach dem Rücktritt von Völler in Folge des frühen EM-Scheiterns in Portugal suchte die sogenannte Trainerfindungskommission unter der Leitung von Franz Beckenbauer einen neuen Bundestrainer. Nach mehreren Absagen fiel die Wahl auf Jürgen Klinsmann.

Als die sportlichen Ziele unter dem reformeifrigen Bundestrainer im Herbst 2005 in Gefahr schienen, wurde wiederum eine Task Force gegründet, diesmal unter dem Titel "Arbeitskreis Nationalmannschaft" mit Uli Hoeneß als treibender Kraft. (dpa/lh)