• Handball-Profi Lucas Krzikalla hat seine Homosexualität öffentlich gemacht.
  • "Ich bin schwul, ich habe einen Freund, den ich liebe, und ich bin sehr glücklich darüber", sagte der Profisportler "Welt am Sonntag".
  • Mit diesem Schritt wolle er auch Veränderungen in der Sport-Welt vorantreiben.

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Handball-Profi Lucas Krzikalla hat seine Homosexualität öffentlich gemacht und will mit dem Schritt anderen Athleten Mut machen - und auch Veränderungen in der Sport-Welt vorantreiben. Als einer der ersten aktiven Profi-Mannschaftssportler in Deutschland hat der 28-Jährige vom SC DHfK Leipzig am Samstag in mehreren Interviews seine Homosexualität öffentlich gemacht.

"Die Sexualität, wer wie leben will, muss einfach egal sein – in jedem Beruf. Und damit sich endlich etwas ändert, müssen wir Profisportler jetzt auch selbst etwas unternehmen. Die Veränderung muss auch von innen kommen, aus dem Sport selbst", sagte er der "Welt am Sonntag".

"Nach Jahren der Diskriminierung haben wir, wenn wir alle den Mut haben, jetzt die Chance, tatsächlich ein für alle Mal etwas zu ändern. Jedes Coming-out ist eine große Befreiung." Das Interview sei sein Beitrag dazu, sagte Krzikalla.

Viel Lob und positive Reaktionen auf Krzikallas Coming-out

"Heute kann ich es hier ganz klar sagen: Ich bin schwul, ich habe einen Freund, den ich liebe, und ich bin sehr glücklich darüber", sagte der Handball-Profi. Dies nun öffentlich zu machen, sei "einer der wichtigsten Schritte in meinem Leben", über den er lange nachgedacht habe: "Warum nicht einfach diesen Schritt machen und sagen, dass man schwul ist? Wie lange noch das ewige Verstellen, die Lügerei und für wen denn überhaupt? Idioten, die dumme Sprüche machen, wird es immer geben."

Für den Schritt bekam der Rechtsaußen viel Lob und Zuspruch. Unter einem Foto des Handballers und seines Partners auf Instagram äußerten zahlreiche Sportler ihren Respekt und ihre Unterstützung. Nationalspieler Philipp Weber schickte ein Herz, Hans Lindberg von den Füchsen Berlin schrieb neben einer Regenbogenfahne "Respekt".

Auch Krzikallas Verein lobte den Handballer für seine Entscheidung. "Ich hoffe, dass dieser Schritt dazu beiträgt, dass man sich in Zukunft darüber gar keine Gedanken mehr machen muss, und dass viele Leute dem Beispiel folgen", sagte im Sportradio Deutschland der Leipziger Teammanager Karsten Günther, der wie Familie, Freunde und Teamkollegen Bescheid wusste. Er wünsche sich einen "sehr unaufgeregten und offenen Umgang mit auch diesem Thema."

Günther hatte Krzikalla vor knapp einem Jahr angeboten, dessen Freund auf die "Spielerfrauen-Liste" zu schreiben, wie der Handballer berichtete. "Ich habe mich wirklich sehr über das Gespräch gefreut und darüber, dass Chris so herzlich aufgenommen wurde, auch von allen Spielerfrauen." Günther sagte dem MDR: "Das war am Ende ein sehr emotionaler und befreiender Moment, da hatten wir auch beide ein Tränchen im Auge."

Krzikalla selbst hat lange damit gehadert, ob er seine Homosexualität öffentlich machen soll

Krzikalla berichtete, er habe sich jahrelang selbst schwergetan im Umgang mit seiner Homosexualität in der Öffentlichkeit. "Es ist vieles ... du willst dein Team nicht in Schwierigkeiten bringen. Wir repräsentieren ja auch Verein oder Verband". Da kann man nicht einfach für sich allein entscheiden", sagte er. "Es sind die Vorurteile: Ein Mann darf alles, er darf sich bloß nicht schwach einem anderen Mann gegenüber zeigen – vor allem nicht im Sport."

"Ich will zu mir stehen und für uns eintreten, um anderen Mut zu machen. Ich weiß allein von fünf Handballspielern in der ersten und zweiten Liga, die es vielleicht innerhalb der Mannschaft erzählen, aber Angst haben, mit einem Coming-out ihrer Karriere zu schaden."

Kzrikalla nach Coming-Out: "Idioten, die dumme Sprüche machen, wird es immer geben"

Viele seiner Ängste und Befürchtungen hätten sich nicht bestätigt. Es gebe sehr viele Vorbehalte, mittlerweile seien ihm diese aber egal. "Idioten, die dumme Sprüche machen, wird es immer geben. Ich will für das stehen, was ich mache, und nicht über meine Sexualität definiert werden."

Der Handballer nannte gleichzeitig einige der Vorurteile, die noch im Profisport kursieren. "Es gibt so viele Vorbehalte: Schwule seien zu verweichlicht für den harten Kontaktsport, sie seien weniger stark als Heterosexuelle. Die Leute wollen Muskeln, Härte, Löwenschreie, Abklatschen. Sie wollen – despektierlich gesagt – keinen Tuntensport", sagte er. Geholfen hätten ihm Vorbilder wie der Volleyballer Benjamin Patch oder der brasilianische Fußball-Schiedsrichter Igor Benevenuto mit ihren Coming-outs.

Kritik äußerte Krzikalla an der Aussage des früheren Fußball-Nationalspielers Philipp Lahm, der Fußballern von einem Coming-out abgeraten hatte. "Das finde ich total daneben. Wir Sportler sind Vorbilder für viele, wir sind es, die etwas bewegen können", sagte er. (sbi/ank/dpa)

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