Der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hat in einem Interview düstere Voraussagen für die Zukunft Griechenlands gemacht. Das von den internationalen Gläubigern geforderte Reformprogramm ist seiner Ansicht nach von vorneherein zum Scheitern verurteilt.

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Griechenlands Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis hat das Reformprogramm für sein Land scharf kritisiert. Es werde als "das größte Desaster makroökonomischen Managements aller Zeiten" in die Geschichte eingehen, sagte er der BBC.

Das von den Euro-Finanzministern gebilligte dritte Hilfspaket soll nach bisherigen Planungen bis zu 86 Milliarden Euro für drei Jahre umfassen. Im Gegenzug muss Athen harte Spar- und Reformauflagen erfüllen.

Varoufakis hält diese aber für einen Fehler. "Dieses Programm wird scheitern, egal, wer es umsetzt", sagte er der BBC. Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras glaube ebenfalls nicht an einen Erfolg der Sparmaßnahmen. "Wir hatten die Wahl zwischen Exekution und Kapitulation", sagte Varoufakis. Also habe sich Tsipras für die Kapitulation entscheiden.

Der griechische Ministerpräsident hatte bei einer Regierungsumbildung mehrere Vertreter des linken Flügels seiner Syriza-Partei entlassen. Sie wurden durch enge Mitarbeiter und Vertraute des Regierungschefs ersetzt.

Unter den Entlassenen war der Energie- und Umweltminister Panagiotis Lafazanis. Zudem wurde der stellvertretende Minister für Sozialthemen, Dimitris Stratoulis, gefeuert. Die beiden galten als Anführer des linken Flügels von Tsipras' Partei. Sie sperrten sich gegen weitere Sparmaßnahmen und Privatisierungen und befürworteten den Austritt aus der Eurozone. Neben ihnen mussten auch mehrere Vizeminister gehen.

Tsipras sagte anschließend seinen Mitarbeitern, er wolle das Land mit einer Minderheitsregierung führen, die sich auf 123 der insgesamt 300 Volksvertreter im Parlament stützen könne und von der Opposition geduldet werde. Erste Priorität habe jetzt das neue Spar- und Hilfsprogramm. Wenn das unter Dach und Fach sei, könnten im Herbst vorgezogene Wahlen stattfinden, hieß es aus Regierungskreisen. (ada/dpa)

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