Wegen Chinas Zollstreit mit den USA kommt es zu Engpässen beim Export von Seltenen Erden. Das trifft besonders die Automobilbranche. In Japan musste Suzuki Motors die Produktion einiger Modelle einstellen.

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China hat im Zollstreit mit den USA Exportbeschränkungen für Seltene Erden eingeführt - darunter leiden weltweit bereits eine Reihe von Branchen, besonders die Autoindustrie. Sie sei "besonders betroffen" von den Ausfuhrbeschränkungen, erklärte jüngst der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA). Verbessere die Lage sich nicht schnell, dann "sind Produktionsverzögerungen oder sogar Produktionsausfälle nicht mehr auszuschließen".

Wofür brauchen die Autohersteller Seltene Erden?

Insgesamt 17 Elemente zählen zu den Seltenen Erden. Die Eigenschaften der einzelnen Metalle unterscheiden sich. Jedes Einzelne hat Eigenschaften, die es für die Industrie wertvoll machen - teils sind sie unersetzlich. Die Autoindustrie benötigt Neodymium und Dysprosium, aus denen starke Magneten für Elektroautos und Windturbinen gefertigt werden. Diese Magneten seien wichtig etwa für "Elektromotoren, Sensoren, elektrische Lenkung oder regenerative Bremssysteme, die beim Bremsen entstehende Energie in Strom umwandeln", erläutert das Beratungsunternehmen BMI. 98 Prozent der EU-Importe dieser Metalle stammen demnach aus China.

Wie stark hat China die Ausfuhr eingeschränkt?

China baut laut der Internationalen Energieagentur selbst 60 Prozent der Seltenen Erden weltweit ab. Weil die Volksrepublik über die Jahre durch massive staatliche Investitionen ein großes Netzwerk zur Veredelung von Rohmaterialien aufgebaut hat und viele Patente für die benötigten Technologien besitzt, liefert sie 92 Prozent der Seltenen Erden weltweit. Seit April brauchen chinesische Unternehmen eine Lizenz, wenn sie Seltene Erden exportieren wollen - egal in welches Land.

Seit Anfang April seien bei den chinesischen Behörden "hunderte Exportlizenzen beantragt worden", erklärt der Europäische Verband der Autozulieferer - "nur etwa ein Viertel scheinen bewilligt worden zu sein". Die Verfahren seien "undurchsichtig" und in den einzelnen Provinzen uneinheitlich. Einige Lizenzen würden aus verfahrenstechnischen Gründen verweigert, für andere würden "sensible" Informationen verlangt. Ein weiteres Problem sind laut VDA "langwierige Zollformalitäten für Exporte mit gültiger Ausfuhrgenehmigung".

Auch die USA haben sich schon lautstark beschwert, mit den von China zugesagten Lockerungen der Exportbeschränkungen gehe es langsamer als erwünscht voran. Dies ist einer der Knackpunkte der Verhandlungen zwischen beiden Ländern.

Wie stark sind die Auswirkungen bereits?

Der Europäische Zuliefererverband beklagt, die Exportbeschränkungen Chinas sorgten bereits für Produktionsstopps - "einige Produktlinien und Anlagen" seien schon stillgelegt worden. Weitere Störungen seien zu erwarten, da sich die Lager leerten. Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie warnte bereits vor Problemen, sollte China die Beschränkungen aufrecht erhalten.

Die deutschen Autobauer Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW erklärten, noch beeinträchtigten die Folgen der Exportbeschränkungen sie nicht. In Japan musste Suzuki Motors die Produktion einiger Modelle einstellen, Grund: Mangel an Teilen, inklusive Seltene Erden, wie die Zeitung "Nikkei" berichtete. In den USA musste Ford im Werk in Chicago laut Finanznachrichtenagentur Bloomberg im Mai eine Woche die Produktion wegen fehlenden Nachschubs ruhen lassen. Ford selbst wollte das nicht bestätigen.

Experte Cornelius Bähr vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sagte AFP vergangene Woche, es sei "auf jeden Fall nicht auszuschließen", dass hierzulande Fabriken wegen Nachschubproblemen die Produktion stilllegen müssten. Die Lieferschwierigkeiten mit Halbleitern während der Corona-Pandemie hätten gezeigt, dass auch das Fehlen kleiner Teile die Produktion empfindlich stören könne. (afp/bearbeitet von nap)