Die Insolvenzverwalter der Signa Prime wollen möglichst schnell möglichst viele Häuser zu Geld machen. An einigen Stellen ist das bereits gelungen. Besonders rosig sieht es für die Gläubiger dennoch nicht aus.

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Nach dem Zusammenbruch des Immobilienkonzerns Signa rund um den in U-Haft sitzenden Investor René Benko versuchen die Insolvenzverwalter unter Hochdruck verbliebene Vermögenswerte zu Geld zu machen.

Die Verwertungen bei der Teilgesellschaft Signa Prime, in der die Luxusobjekte der Immo-Gruppe gebündelt sind, sollen "bis Mitte/Ende 2026" vollständig abgewickelt sein, heißt es im zweiten Bericht der Insolvenzverwalterin. In Summe wurden 11,7 Milliarden Euro an Forderungen angemeldet.

Von den unbedingten Forderungen an die Signa Prime Selection AG (SPS) im Volumen von 6,7 Milliarden Euro wurden den Angaben zufolge 3,8 Milliarden Euro anerkannt und 2,9 Milliarden bestritten – ungeprüft seien noch 505,6 Millionen Euro.

Bedingt angemeldet worden seien weitere Forderungen in Höhe von rund 4,5 Milliarden Euro, wovon 1,1 Milliarden Euro anerkannt und knapp 3,4 Milliarden Euro bestritten worden seien. Sämtliche Ansprüche sind hier laut Insolvenzverwalterin Abel Rechtsanwälte geprüft. In Summe wurde von den angemeldeten Forderungen weniger als die Hälfte (4,94 Milliarden Euro) anerkannt.

Einige Immobilien-Juwele sind bereits veräußert

Einige strukturierte Immo-Verwertungen wurden bereits erfolgreich umgesetzt – weitere sind im Laufen, wie aus dem Bericht hervorgeht, der der APA vorliegt. Seit der letzten Berichterstattung habe die Insolvenzverwalterin im Rahmen der Unternehmensfortführung der Signa Prime Selection parallel zueinander mehrere Transaktionen national wie international vorangetrieben und strukturierte Verwertungen in mehrphasigen Bieterprozessen erfolgreich umsetzen können.

So wurde heuer etwa das 33-stöckige Berliner Hochhaus Upper West, in dem vor der Pleite die Deutschland-Zentrale des Firmengründers Benko untergebracht war, an die deutsche Industriellenfamilie Schoeller verkauft. "Die Schoeller Group hat für die Immobilie 425 Millionen Euro geboten und ging damit als Bestbieter hervor, weshalb Exklusivität vergeben wurde und die Transaktion im Februar 2025 gesigned wurde", heißt es im aktuellen Bericht an die Gläubiger. "Das Closing wird zeitnah erwartet."

Bereits im August 2024 wurde eine weitere Signa-Perle in Berlin, das Luxuskaufhaus KaDeWe, an die thailändische Central Group verkauft. "Die geplante Gesamttransaktion über 100 Prozent der Anteile mit einem Transaktionsvolumen von rund 1 Milliarde Euro im Wege eines Share Deals konnte zwischenzeitig umgesetzt werden", heißt es im Bericht der Insolvenzverwalterin.

Zugunsten der Insolvenzmasse sei bis November 2024 ein Zufluss in Höhe von rund 24,4 Millionen erfolgt. Ein weiterer Zufluss sei nach Abschluss der Liquidation der Beteiligungsstruktur KaDeWe zu verteilen.

Weitere Objekte stehen kurz vor Verkauf

Einige Verkaufsprozesse seien im Laufen. In Österreich sind etwa die Wiener Innenstadt-Objekte Hotel "Park Hyatt" Am Hof und Tuchlauben sowie das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck noch zu haben.

Die Shoppingmeile in der Innsbrucker Innenstadt beherbergte auch Benkos Büro. Bei ihrer Verwertung zeichnet sich ein Ende ab – der Deal sollte noch in diesem Monat abgeschlossen werden: "Es ist von einem kurzfristigen Signing bzw. Closing bis Ende des 2. Quartals 2025 auszugehen", heißt es im vorliegenden Bericht der Insolvenzverwalterin an die Gläubiger.

Der Verkaufsprozess für das "Park Hyatt" sei im März 2025 gestartet worden. "Ziel ist es, die Immobilie im Rahmen eines strukturierten Bieterprozesses bestmöglich bis Ende des 3. Quartals zu verwerten", so der Plan.

Die strukturierte Verwertung der vom österreichischen Architekten Otto Wagner geplanten Postsparkasse ist dem Bericht zufolge "durch die Komplexität der rechtlichen und wirtschaftlichen Struktur" erschwert. Das Objekt ist demnach über einen mehr als 95 verbleibende Jahre zu einer indexierten Jahresmiete an die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) verpachtet, "dies objektseitig finanziert in Verbindung mit einer langfristigen Namensschuldverschreibung der R+V Lebensversicherung AG".

Mit Letzterer würden Verhandlungen hinsichtlich der Übernahme der Beteiligung geführt – es bestehe grundsätzlich ein Interesse am Erwerb. Der Deal könnte auch schon bald unter Dach und Fach sein: "Aus Sicht der Insolvenzverwalterin ist mit einem Abschluss der Verhandlungen in den nächsten vier bis acht Wochen zu rechnen."

Immo-Verkäufe sollen Geld einspielen

Die Quotenerwartungen für die Gläubiger seien weiterhin wesentlich von der Verwertung des solventen Immobilienportfolios der SPS sowie der Verwertungstätigkeiten, Verwertungserfolge und Verfahrenskosten seitens der Insolvenzverwerter beziehungsweise Nachlassverwalter in der Schweiz, Luxemburg und insbesondere Deutschland sowie der Mitwirkung der jeweiligen Senior Lender und den sonstigen maßgeblichen Stakeholdern abhängig, so die Insolvenzverwalterin. Ein Massekredit von rund 50 Millionen Euro sei bereits vollständig zurückbezahlt worden.

Über Antrag eines Aktionärs habe die Hauptversammlung beschlossen, eine Sonderprüfung von Vorgängen der Geschäftsführung zu den Geschäftsbeziehungen der Gesellschaft mit der deutschen Schoeller Group und der INGBE Privatstiftung (benannt nach Ingeborg Benko, der Mutter des Firmengründers, Anm.) im Zeitraum 1. Jänner 2022 bis 29. Dezember 2023 sowie zur Kapitalbeschaffung im Rahmen von weiteren Geschäftsbeziehungen und zu Verkäufen von Vermögenswerten im selben Zeitraum vorzunehmen.

Gläubiger könnten deutlich weniger Geld bekommen

"Durch die steuerlichen Auswirkungen infolge des Wegfalls der Steuergruppe innerhalb des SPS-Konzerns ist mit einer erheblichen Verringerung der Befriedigungsaussichten der Insolvenzgläubiger zu rechnen", räumt die mit der Insolvenzverwaltung betraute Anwaltskanzlei Abel ein.

Den bisherigen Nettozufluss in die Insolvenzmasse bezifferte die Insolvenzverwalterin mit 26,8 Millionen Euro, den Gesamterlös an außergerichtlichen Zahlungen bei Anfechtungsansprüchen mit 62,5 Millionen Euro. Die Prüfung der Anfechtungsansprüche sei abgeschlossen. Für zahlreiche Ansprüche wurde den Angaben zufolge eine außergerichtliche Einigung erzielt. In Summe seien 27 außergerichtliche Rückzahlungen erwirkt worden.

Ein weiterer Teil an Ansprüchen im Umfang von 199,6 Millionen Euro sei mittels 28 Klagen am Handelsgericht Wien gerichtlich geltend gemacht worden. Zwei Verfahren mit einem geringfügigen Streitwert seien durch vollständige Rückzahlung bzw. Vergleich zugunsten der Masse positiv abgeschlossen worden. Die Aufarbeitung der Haftungsansprüche schreite voran. Derzeit - im zweiten und dritten Quartal 2025 - würden weitere Haftungsschreiben versendet. (APA/bearbeitet von ank)  © APA