In Deutschland drohen offenbar Knappheiten bei Obst und Gemüse. Verantwortlich sind klimabedingte Ernteausfälle im Ausland.

Die Lebensmittelindustrie hat wegen wiederholt sehr schlechter Ernten in vielen Ländern vor drohenden Engpässen bei Gemüse und insbesondere verschiedenen Obstsorten gewarnt. "Die obstverarbeitende Industrie in Deutschland leidet erheblich unter der Knappheit bei allen Fruchtsorten, die industriell verarbeitet werden", erklärte der Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie (BOGK) am Donnerstag. Betroffen sind demnach auch Sorten, bei denen die Ernte in Deutschland eigentlich gut ausfällt.

"Deutschland selbst scheint auf den ersten Blick nicht betroffen, denn auf dem Frischmarkt gibt es genügend einheimisches Obst", erklärte der Verband weiter. "Doch die deutschen Hersteller von Konfitüren und Obstkonserven sind ganz überwiegend auf die Obstgärten in (...) europäischen Partnerländern angewiesen, die sich auf die Belieferung der Industrie spezialisiert haben."

Klimawandel vernichtet Ernten

Doch im europäischen Ausland hätten vielerorts Frost, Hitze, Starkregen und Trockenheit infolge des Klimawandels die Ernten das zweite Jahr in Folge zu großen Teilen vernichtet. Beispiele seien die Kirschenernte in Polen, Südosteuropa und der Türkei, die Aprikosenernte in Griechenland und die Apfelernte in Ungarn und Frankreich.

Die Preise für Rohwaren seien nun "so hoch wie nie", führte der BOGK aus. "Selbst normale Ernten in den kommenden Jahren - die wiederum unwahrscheinlich erscheinen - werden keine Trendumkehr bewirken können." Etwa bei Produkten aus Kirchen und schwarzen Johannisbeeren könnten die Verbraucher bald "vor leeren Regalen stehen".

Studie warnt langfristig vor weltweiten Knappheiten

Die globale Erwärmung bedroht die weltweite Ernährungssicherheit stärker, als bislang angenommen. Einer neuen Studie zufolge, die im Fachmagazin "Nature" veröffentlicht wurde, sinkt die weltweite Lebensmittelproduktion mit jedem zusätzlichen Grad Celsius um rund 120 Kilokalorien pro Person und Tag – das entspricht etwa 4,4 Prozent des empfohlenen Tagesbedarfs.

Für ihre Analyse untersuchten die Forschenden den Ertrag von sechs zentralen Nahrungspflanzen – darunter Mais, Reis und Weizen – in über 12.000 Regionen weltweit. Ihr Fazit: Selbst wenn sich die Landwirtschaft teilweise anpasst, könnten die Ernten bis 2050 um acht Prozent zurückgehen.

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Besonders betroffen wären Regionen wie der Süden Europas, weite Teile Afrikas sowie große Anbaugebiete in den USA und China. Zwar könnten manche nördliche Regionen profitieren, doch die globale Bilanz bleibt negativ. (afp/bearbeitet von lko)