Einer der wichtigsten Rohstoffe des Iran ist Öl. Das Land kontrolliert zusätzlich mit der Straße von Hormus eine der größten Handelsrouten des gefragten Rohstoffs. Eine Blockade dient deshalb kaum als Druckmittel.

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Nach dem iranischen Raketenangriff auf einen US-Militärstützpunkt in Katar ist der Ölpreis an der New Yorker Börse deutlich gesunken. Kurz nach dem Angriff fiel am Montag der Preis der Ölsorte WTI an der Wall Street um 6,51 Prozent auf 69,01 Dollar (59,91 Euro) pro Barrel. Dies war in etwa der Stand vor dem Beginn der israelischen Angriffe auf den Iran am 13. Juni.

Bei der Sorte Brent sank der Preis am Montag um 6,41 Prozent auf 72,07 Dollar und damit ebenfalls auf das Niveau von vor dem Iran-Israel-Krieg.

Israel hatte am 13. Juni einen Großangriff auf den Iran gestartet und bombardiert seitdem insbesondere Atomanlagen und militärische Einrichtungen in dem Land. Der Iran attackiert Israel seitdem mit Raketen und Drohnen. Die USA griffen in der Nacht zum Sonntag in den Krieg ein, indem sie die drei iranischen Atomanlagen Fordo, Natans und Isfahan bombardierten. Seitdem wurde ein Waffenstillstand vereinbart. Dieser wurde aber inzwischen wohl vom Iran gebrochen.

Bei dem US-Stützpunkt Al-Udeid in Katar handele es sich um "ein militärisches Ziel, das offenbar außerhalb aller bewohnten Zentren liegt, und es scheint, dass Öl-Infrastruktur nicht betroffen ist", erklärte der Analyst John Kilduff von Again Capital der Nachrichtenagentur AFP zur Preisentwicklung. Die Börse sehe in dem Angriff keine weitere Eskalation des Konflikts, sondern eine "Maßnahme, damit die Iraner ihr Gesicht wahren".

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Eine Eskalation des Kriegs zwischen Israel und dem Iran wurde nach den US-Bombardierungen der Atomanlagen bereits befürchtet. Nun feuert der Iran Raketen ab. Die Folgen sind unberechenbar.

Iran wahrt mit Angriff auf US-Basis Gesicht

Der Iran nutzte für seinen Angriff auf Al-Udeid nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums Kurz- und Mittelstreckenraketen. Demnach gab es weder Tote noch Verletzte.

Der US-Stützpunkt Al-Udeid ist der größte im Nahen Osten, dort sind Teile des Militärkommandos Centcom sowie Spezialeinheiten stationiert. Nach katarischen Angaben waren die Soldaten nach Warnungen in Sicherheit gebracht worden.

Mit dem Angriff in Katar entschied sich die Führung in Teheran zunächst nicht für die vielfach diskutierte Option, die Straße von Hormus, eine der wichtigsten Verkehrsrouten für den weltweiten Ölhandel, zu blockieren. Durch die nur 50 Kilometer breite Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman wurden 2024 im Schnitt täglich etwa 20 Millionen Barrel Rohöl transportiert und damit fast 20 Prozent des weltweiten Verbrauchs. Auch etwa ein Fünftel des weltweiten Handels mit verflüssigtem Erdgas (LNG) verläuft durch die Meerenge.

Wäre die Straße von Hormus nicht mehr passierbar, könnten die Golfanrainerstaaten kein Öl mehr exportieren. Nur Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate verfügen über alternative Exportrouten über Pipelines für maximal rund 2,6 Millionen Barrel pro Tag. Katar, Kuwait, der Irak und auch der Iran selbst sind auf den Transport über die Golf-Häfen angewiesen.

Nach Einschätzung der Analystin Ipek Ozkardeskaya von der Swissquote Bank würde eine Blockade der Straße von Hormus den Ölpreis über die Hundert-Dollar-Marke springen lassen. Kildruff betonte, der Iran habe aber keinerlei Interesse, den Ölhandel einzuschränken. Vielmehr sei die Islamische Republik angewiesen auf "ihre Petro-Dollar, um den Wiederaufbau ihrer Infrastruktur" nach den Angriffen Israels und der USA zu finanzieren.

Hauptabnehmer für Öl ist China

Auch die Beziehungen zu wichtigen Kunden, allen voran China, würden leiden. 80 Prozent des durch die Meerenge transportierten Öls und Gases ist für die asiatischen Märkte bestimmt. Mehr als ein Viertel des im vergangenen Jahr durch die Straße von Hormus transportierten Öls ging nach China. Die Volksrepublik ist zudem mit rund 90 Prozent der bei weitem wichtigste Abnehmer iranischen Öls. Auch Indien, Südkorea, Japan und weitere Länder sind auf Öl vom Golf angewiesen.

Während die Preise für Öl wieder auf Vorkriegsniveau gefallen sind, herrscht an der Frankfurter Börse Erleichterung. Der Dax verließ seinen jüngsten Abwärtstrend und schnellte im frühen Handel um 1,86 Prozent auf 23.702 Punkte nach oben. Auch der MDax stieg deutlich, und zwar um 1,45 Prozent auf 29.708 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx legte 1,7 Prozent zu. Auch die Waffenruhe zwischen dem Iran und Israel sorgte an den Börsen für Entspannung. (afp/dpa/bearbeitet von the)