Die Verspätungen im Fernverkehr der Deutschen Bahn nehmen immer weiter zu. In einem internen Brief zeichnet Konzernchef Richard Lutz ein düsteres Bild der Lage. Dabei appelliert er vor allem an alle Führungskräfte - und will die Kosten senken.

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Die Deutsche Bahn liegt Medienberichten zufolge bei der Pünktlichkeit und dem Gewinn deutlich unter ihrem Plan.

Konzernchef Richard Lutz zeichne in einem vierseitigen Brief an alle Führungskräfte ein düsteres Bild, wie "Handelsblatt" und "Spiegel" am Montag berichten.

Die "schwierige Situation" des Konzerns habe sich in den vergangenen Monaten verschlechtert, zitierten die beiden Medien aus dem Schreiben.

Lutz wolle daher kurzfristig die Kosten senken. Alle Ausgaben müssten "ab sofort" und "bis auf Weiteres" genehmigt werden.

Fernzüge werden unpünktlicher

Im August haben sich die Fernzüge der Deutschen Bahn häufiger verspätet als in den Monaten zuvor: Drei von zehn ICEs und Intercitys kamen unpünktlich ans Ziel.

Die Pünktlichkeitsquote lag bei 69,8 Prozent - nach 72,1 Prozent im Juli und 74,7 Prozent im Juni, wie der Konzern am Freitag mitteilte.

"Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit ist außerdem klar, dass wir 2018 weder die Vorjahreswerte und schon gar nicht unser Ziel erreichen werden. Dieses Ziel ist, dass vier von fünf Fernzügen (80 Prozent) weniger als sechs Minuten Verspätung haben", so der Konzernchef.

Das ursprüngliche Ziel von 82 Prozent pünktlicher Fernzüge hatte Lutz im Juli aufgegeben. Er appellierte an alle Führungskräfte, den negativen Trend umzukehren: "Das sind wir nicht nur unseren Kunden, sondern auch unseren Mitarbeitern schuldig."

Hitze macht der Bahn Probleme

"Wie schon im Vormonat führte die anhaltende Hitzeperiode auch im August zu mehr Störungen an Fahrzeugen und Infrastruktur", hieß es bei der Bahn zur Begründung der häufigeren Verspätungen. "Verschärft wurde die Situation durch zahlreiche Brände in Gleisnähe, die viele Verspätungen und Umleitungen nach sich zogen."

Die Bahn konzentriere ihre Anstrengungen derzeit darauf, "die in den beiden Hitzemonaten angesammelten Störungen an Fahrzeugen und Infrastruktur nun zügig abzuarbeiten und im September wieder pünktlicher unterwegs zu sein".

Im Regionalverkehr verbesserte sich die Pünktlichkeit im August um 0,2 Punkte auf 94,3 Prozent leicht, unter anderem durch pünktlichere S-Bahnen.

Auch der Gewinn vor Steuern und Zinsen liege "deutlich unter dem Vorjahr und weit weg von unserer Zielsetzung", schrieb Bahn-Chef Lutz weiter. Er liege im Juni und Juli 160 Millionen Euro unter Plan, daher stehe das bereits auf 2,1 Milliarden Euro reduzierte Ergebnisziel im Risiko.

Im vergangenen Jahr waren die Schulden der Bahn auf 18,6 Milliarden Euro gestiegen. Lutz hatte im Frühjahr angekündigt, hohe Investitionen in Züge und das Schienennetz trieben die Summe in diesem Jahr Richtung 20 Milliarden - die Marke solle aber nicht überschritten werden. (ff/dpa/afp)

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