Mitten in den Sümpfen der Everglades, weit entfernt von den Metropolen Floridas, liegt eine gigantische Start- und Landebahn - 3.200 Meter lang, 91 Meter breit. Doch kein Terminal, keine Flugzeuge, keine Passagiere. Der sogenannte Everglades Jetport sollte einmal der größte Flughafen der Welt werden. Heute ist das Gelände ein Geisterflughafen - und von der Natur überwuchert.
Ende der 1960er-Jahre galt der Überschallflug als die Zukunft der Luftfahrt. Die Concorde stand kurz vor ihrem Erstflug und der US-Flugzeughersteller Boeing plante das ehrgeizige Projekt Boeing 2707, ein Überschallflugzeug, das die Concorde sogar noch übertreffen sollte.
Um für dieses Zeitalter gerüstet zu sein, plante die Dade County Port Authority in Miami einen Flughafen der Superlative: den Everglades Jetport, auch bekannt als Big Cypress Swamp Jetport. Doch das Projekt starb einen langsamen Tod – seine Überreste vergammeln heute in den ewigen Sümpfen der Everglades.
Der Flughafen der Zukunft
Dabei sollte der Flughafen die amerikanische Luftfahrt der Zukunft entscheidend prägen. Geplant waren sechs Start- und Landebahnen, jede über 4.000 Meter lang, ausgelegt für schwere Überschallflugzeuge wie die Boeing 2707, die enorme Startstrecken benötigten. Der Flughafen sollte fünfmal so groß werden wie der heutige JFK in New York.

Die Infrastrukturpläne sahen laut "CNN" eine fast 300 Meter breite Straßen- und Eisenbahntrasse vor, die den Jetport mit der Atlantikküste und dem Golf von Mexiko verbinden sollte. Auch ein Hovercraft- und ein Hochgeschwindigkeitsbusverkehr waren geplant, sogar Raketenstartanlagen wurden als Option erwogen, heißt es in einem Bericht des "U.S. Department of the Interior" zur Geschichte des Flughafens. Der Jetport sollte die zentrale Verkehrsdrehscheibe des 20. und 21. Jahrhunderts werden.
Die Boeing 2707 – der Jet, der nie kam
Doch die Euphorie währte nur kurz. Bereits 1971 stoppte die US-Regierung das Boeing-2707-Programm. Die Kosten explodierten, Umweltschutzbedenken wurden laut und die Ölkrise stellte die Zukunft des Überschallverkehrs generell infrage.
Die Boeing 2707 blieb ein Prototyp auf dem Reißbrett - eine Maschine wurde nie fertiggestellt. Damit verlor auch der Jetport seinen ursprünglichen Sinn.
Umweltaktivisten stoppen das Mega-Projekt
Doch nicht nur die Entwicklung des Flugzeugs bereitete den Planern Probleme. Massive Proteste von Umweltschützern machten das Flughafenprojekt zu einem Politikum. Berichte des US Geological Survey warnten 1969 vor den fatalen Folgen des Projekts für die Everglades - laut "National Park Service", der amerikanischen Behörde für Nationalparksysteme, eines der ökologisch sensibelsten Feuchtgebiete der Welt.

Die Öffentlichkeit reagierte empört. Medienberichte, Petitionen und politische Initiativen setzten die Verantwortlichen unter Druck. 1970 stoppte Präsident Richard Nixon das Projekt offiziell - gefeiert als Sieg für den Naturschutz, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits eine voll funktionsfähige Start- und Landebahn gebaut war. Die Schätzungen über die bis dahin angefallenen Kosten schwanken stark, eine offizielle Summe wurde nie veröffentlicht. Ursprünglich waren für den gesamten Bau des Flughafens zwei Milliarden US-Dollar veranschlagt.
Heute Trainingsgelände für Piloten
Heute liegt die riesige Landebahn verlassen in den Sümpfen. Nur gelegentlich wird sie von der FAA (Federal Aviation Administration) für Flugtrainings genutzt, vor allem für Großflugzeuge. Ansonsten hat sich die Natur weite Teile des Geländes zurückerobert. Krokodile und Wildtiere durchstreifen das für Besucher weitgehend gesperrte Gebiet.
Von außen lässt der schlichte Zaun nicht erahnen, welch imposantes Bauwerk sich dereinst dahinter verbergen sollte. Was als Meilenstein der Luftfahrt geplant war, endete als Millionengrab im Nirgendwo.
Verwendete Quellen:
- edition.cnn.com: "Everglades Jetport: "The ‘world’s greatest airport’ that never was""
- npshistory.com: "A question of Balance: Administrative History of Big Cypress National Preserve Florida"
- nps.gov: "Everglades Jetport"