In einem der größten Anti-Mafia-Verfahren der letzten Jahrzehnte hat ein Berufungsgericht in Rom die Haftstrafen gegen einen Mafiaboss und seinen Anwalt bestätigt. Die beiden hatten 2008 zwei Journalisten bedroht, darunter den bekannten Autor Roberto Saviano.
Ein Berufungsgericht in Rom hat die Haftstrafen gegen einen Mafiaboss und seinen Anwalt bestätigt, die 2008 während eines Mafia-Prozesses zwei italienische Journalisten bedroht hatten – darunter der bekannte Autor Roberto Saviano. Der Fall galt als Tabubruch, weil sich die Einschüchterung gezielt gegen die Presse richtete.
Der Vorfall ereignete sich während des Berufungsverfahrens im sogenannten Spartakus-Prozess, einem der größten Anti-Mafia-Verfahren der vergangenen Jahrzehnte. Der Mafiaboss und sein Anwalt warfen Saviano und der Journalistin Rosaria Capacchione öffentlich vor, für die Anklagen verantwortlich zu sein – ein Einschüchterungsversuch. Beide hatten zuvor intensiv über die Machtstrukturen der Mafia berichtet und damit deren Einfluss öffentlich gemacht.
Saviano: "Sie haben mir mein Leben geklaut"
Die Richter in Rom bestätigten nun das Urteil der Erstinstanz: Es handelte sich um eine Bedrohung im mafiösen Stil. Die Haftstrafen – eineinhalb Jahre für den Boss, ein Jahr und zwei Monate für den Anwalt – bleiben bestehen. Die beiden verbüßen bereits Haftstrafen wegen Mordes. Als Nebenkläger traten die italienische Journalistengewerkschaft und der nationale Journalistenverband auf.
Bei der Urteilsverkündung kam es zu emotionalen Szenen. Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie Saviano seinen Anwalt unter Tränen umarmt. "Sie haben mir mein Leben geklaut", sagte er. Die Botschaft sei klar: Damals hatten die beiden nicht die Politik angegriffen, sondern den Journalismus, betonte Saviano. (dpa/bearbeitet von amb)