Mit pro-palästinensischen Bannern und Rufen haben Aktivisten die Eröffnungsfeier der Salzburger Festspiele gestört. Sie sollen sich mit gefälschten Mitarbeiterausweisen auf die Veranstaltung geschmuggelt haben.
Für Aufsehen hat am Samstag eine Störaktion von Gaza-Aktivisten bei der Eröffnung der 105. Salzburger Festspiele in der Felsenreitschule gesorgt. Mit Zwischenrufen und ausgerollten Bannern mit Slogans wie "Stoppt den Völkermord" und "Free Gaza now" unterbrachen sie die Rede von Vizekanzler und Kulturminister
Der Vorfall sei "derzeit in Abklärung", wie eine Sprecherin der Polizei mitteilte. Laut ersten Erkenntnissen sollen sich die Aktivisten und Aktivistinnen mit gefälschten Mitarbeiterausweisen Zutritt zu der Kulturveranstaltung verschafft haben, wie die Exekutive in einer Aussendung mitteilte. So sollen sie über den von privatem Sicherheitspersonal überwachten Bühnenzugang in das Festspielhaus gekommen sein. Trotz des massiven Aufgebots der Exekutive sowohl außerhalb des Saales wie auch Securitys rund um die Bühne kamen sie so auf die Bühne und auf die Fassade der Felsenreitschule, auf welcher die Transparente entrollt wurden.
Weitere Ermittlungen zum Hergang der Protestaktion und zu den Hintergründen seien noch im Gange. Alle sechs Festgenommenen hätten zu ihrer Identität bisher noch keine Angaben gemacht.
Babler bot Störern offenen Diskurs
Auf die erzwungene Unterbrechung seiner Rede reagierte Babler mit einem Angebot zum offenen Diskurs. "Kunst als echte Debatte, Festspiele als Ort für echte Debatten - und das sollte uns einen, kritische Debatten miteinander auszutragen und gleichzeitig berechtigte Kritik in einem geeigneten Rahmen zu verhandeln." Auch die heurige Festrednerin, die Historikerin Anne Applebaum, reagierte auf die Störaktion. Sie leide unter den Bildern der im Gazastreifen verhungernden Kinder: "Israel muss das humanitäre Völkerrecht einhalten."
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Und auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen sprach die Protestaktion an: Er sei ein Freund Israels, das bedeute nicht, jede Maßnahme der israelischen Regierung gutzuheißen. "Die Situation in Gaza ist niederschmetternd und in keiner Weise humanitär zu rechtfertigen. Aber bitte vergesst auch nicht den Oktober 2023, dem schlimmsten Pogrom der Nachkriegszeit." Das sei keine Rechtfertigung für das, was in Gaza passiert, "aber bitte zur Erinnerung".
"Die Salzburger Festspiele dürfen nicht zum Ort der Verdrängung werden", hieß es in einer Aussendung der Aktivisten. "Sie müssen das viel zitierte Erbe ihrer Gründer ernst nehmen - und Stellung beziehen, für einen sofortigen Waffenstillstand und ein Ende des Völkermords. Deshalb setzen wir heute zum Festakt der Salzburger Festspiele ein Zeichen für Palästina." (APA/bearbeitet von tar) © APA