Bei Riedlingen in Baden-Württemberg kommt es am frühen Sonntagabend zu einem Unfall mit einem Regionalexpress. Drei Menschen sterben. Am Montagmorgen gibt die Polizei erste Ermittlungserkenntnisse bekannt.

Das tödliche Zugunglück im Südosten Baden-Württembergs ist nach ersten Ermittlungen vermutlich durch einen Erdrutsch ausgelöst worden. Durch den Starkregen lief offensichtlich ein Abwasserschacht über, was wiederum einen Erdrutsch an einer Böschung verursachte, wie Staatsanwaltschaft sowie Bundes- und Landespolizei am Montag mitteilten. Das führte wohl zur Entgleisung des Zugs.

Die Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen. Es gebe derzeit keine Hinweise auf eine Fremdeinwirkung. Bei dem Unglück starben nach jüngsten Angaben der Ermittler drei Menschen, mindestens 41 Menschen wurden verletzt.

Augenzeugen beschreiben Geschehen am Unfallort

Landwirt Johannes Figel ist als einer der Ersten vor Ort gewesen. "Den Knall habe ich jetzt noch in den Ohren", sagt er am Morgen nach der Zugentgleisung in Riedlingen. Es habe wie im Krieg ausgesehen. Es sei zunächst totenstill gewesen. Ruckzuck seien sehr viele Rettungskräfte gekommen. Figel habe dann geholfen, umgestürzte Bäume zu zersägen und wegzuschaffen.

Karl Figler, ein 76-jähriger Landwirt, wurde unfreiwillig Zeuge des Unfalls. Er wohnt in Sichtweite der Unglücksstelle und konnte den Rettungseinsatz von Beginn an beobachten. "Es war furchtbar, das mitansehen zu müssen", sagte Figler der "Bild"-Zeitung.

Der Augenzeuge beschrieb erschütternde Szenen: "Zwei Menschen lagen tot neben dem Zug. Sie wurden in Decken weggetragen. Gleichzeitig wurden Schwerverletzte versorgt."

Der Personenzug ist im Kreis Biberach zwischen den Ortsteilen Zwiefaltendorf und Zell entgleist. © picture alliance/dpa/Thomas Warnack

Starker Regen in der Region

Dem Deutschen Wetterdienst zufolge waren in den frühen Sonntagabendstunden unwetterartige Gewitter über die Region gezogen. Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol in München. Allerdings habe der DWD am genauen Unglücksort keine Messstation, um für dort konkrete Angaben machen zu können.

Neben dem Lokführer (32 Jahre) und einem weiteren Mitarbeiter der Zuggesellschaft (36) starb auch eine Reisende (70), wie die Ermittler mitteilten. Bei dem Bahn-Mitarbeiter handelt es sich nach Angaben der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) um einen Auszubildenden. In dem betroffenen Zug der Linie RE 55 saßen nach früheren Angaben eines Sprechers der Bundespolizei rund 100 Menschen.

"Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien, Freundinnen und Freunden der Verstorbenen", erklärte der EVG-Vorsitzender Martin Burkert. "Wir trauern um die beiden Kollegen, die ihr Leben im Dienst verloren haben. In dieser dunklen Stunde rückt die Eisenbahnerfamilie zusammen."

Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) und Bahnchef Richard Lutz (l-r) geben an der Unglücksstelle eines Zugunglücks ein Statement ab. © picture alliance/dpa/Bernd Weißbrod

Bahnchef ringt am Unfallort um Fassung

Bahnchef Richard Lutz hat den Angehörigen der Toten und Verletzten nach dem Zugunglück in Riedlingen sein Mitgefühl und seine Anteilnahme ausgesprochen. Während des kurzen Statements am Unglücksort rang der Konzern-Vorstandsvorsitzende sichtlich um Fassung.

"Die Bilder und Berichte, die wir alle gestern gesehen haben und vor allem die Eindrücke, die wir alle zusammen heute Morgen hier gesammelt haben, gehen einem sehr nah und lassen einen betroffen und bestürzt zurück", sagte er.

"Wir werden die Arbeiten, die noch anstehen, insbesondere was die Klärung von Unfallhergang und Unfallursache angeht, von unserer Seite aus, von der Bahnseite aus mit allen Kräften unterstützen", betonte Lutz.

Auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) wollten an die Unfallstelle kommen.

Merz äußert sich nach Unglück bestürzt

Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich nach dem Zugunglück bestürzt geäußert. "Wir trauern um die Opfer. Ihren Angehörigen spreche ich mein Mitgefühl aus", schrieb der CDU-Politiker auf der Plattform X.

"Mit dem Innenminister und dem Verkehrsminister stehe ich im engen Kontakt und habe sie gebeten, die Rettungskräfte mit allen Mitteln zu unterstützen", schrieb Merz außerdem.

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Bahnstrecke ist gesperrt

Wie lange die Bahnstrecke noch gesperrt bleibt, war zunächst unklar. Auf der Internetseite der Bahn informierte der Konzern, dass der Bahnverkehr zwischen Munderkingen und Herbertingen eingestellt sei. Am Montag sollten laut Bahn Ersatzbusse die Fahrgäste in dem Bereich transportieren. (dpa/afp/bearbeitet von best/ari/skr/amb)

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Teaserbild: © picture alliance/dpa/Thomas Warnack; Jason Tschepljakow