Er verbrachte mehr als 38 Jahre im Gefängnis – wegen eines Mordes, den er nicht begangen hat. Nun hat der Justizirrtum um Peter Sullivan ein Ende gefunden.
Peter Sullivan wurde 1987 schuldig gesprochen, eine Frau ermordet zu haben. Mehr als 38 Jahre saß er für die Tat im Gefängnis – unschuldig, wie das Berufungsgericht in London am Dienstag urteilte. Wie die BBC berichtet, hielt sich Peter Sullivan die Hand vor den Mund und weinte, als sein Schuldspruch aufgehoben wurde. Er war per Video aus dem Gefängnis in Wakefield zugeschaltet.
Der 68-Jährige ist das Opfer des längsten Justizirrtums, den ein lebender Häftling im Vereinigten Königreich erlebt hat. Nur ein Justizirrtum bestand länger: Mehr als 45 Jahre beschäftigte Derek Bentley die britische Justiz. 1998 hob das Berufungsgericht das Urteil gegen Bentley auf, nachdem er Anfang der 1950er-Jahre des Mordes an einem Polizisten schuldig gesprochen und 1953 gehängt worden war.
Peter Sullivan nach Aufhebung des Schuldspruchs: "Ich will einfach nur zu meinen Lieben"
Nach fast 40 Jahren Haft darf Peter Sullivan das Gefängnis in Wakefield nun als freier Mann verlassen. Seine Anwältin Sarah Myatt las in Sullivans Namen eine Stellungnahme vor: "Gott ist mein Zeuge, und es heißt, dass die Wahrheit einen frei macht", sagte die Anwältin. "Es ist bedauerlich, dass es keinen Zeitplan für die Lösung des mir angetanen Unrechts gibt, aber ich bin nicht wütend und nicht verbittert. Ich will einfach nur zu meinen Lieben und meiner Familie zurückkehren, denn ich muss das Beste aus dem machen, was von der Existenz, die mir in dieser Welt noch vergönnt ist, übrig ist."

Der Mord, mit dem er nichts zu tun hatte, ist weiterhin ungeklärt: Im August 1986 wollte die 21-jährige Diane Sindall, eine Floristin und Teilzeit-Kneipenangestellte, sich in Bebington auf den Nachhauseweg von der Arbeit machen, schildert der "Guardian" den Fall. Doch ihr Fahrzeug hatte eine Panne und so ging sie in Richtung einer Tankstelle. Dort sollte sie jedoch nicht ankommen: Sie wurde sexuell missbraucht und zu Tode geprügelt.
Die Ermittler stehen in diesem Mordfall nun wieder ganz am Anfang. Fest steht: Sullivan kann nicht der Täter gewesen sein. Es war angenommen worden, er sei ihr angetrunken begegnet und habe sie mit einem Brecheisen, das er dabeihatte, angegriffen. Seit jeher beteuerte er seine Unschuld.
DNA-Proben beweisen Sullivans Unschuld
DNA-Proben zeigten, dass Sullivan nichts mit dem Fall zu tun hat. Duncan Atkinson von der Strafverfolgungsbehörde Crown Prosecution Service erklärte laut "Guardian" vor Gericht, dass die Analyse der DNA gezeigt habe, dass sie von einem unbekannten Mann stamme.

Sullivans Schwester sagte nach dem Urteil: "Wir haben Peter 39 Jahre lang verloren und am Ende des Tages geht es nicht nur um uns, Peter hat nicht gewonnen und die Familie Sindall auch nicht. Sie haben ihre Tochter verloren, sie werden sie nicht zurückbekommen."
Peter Sullivan hatte sich 2021 an die britische Kommission zur Überprüfung von Strafsachen (CCRC) gewandt, die die DNA-Proben vom Tatort untersuchen ließ und den Fall anschließend an das Berufungsgericht verwies.
Bereits 2008 hatte Sullivan die Behörde um Hilfe gebeten – diese teilte in einer Stellungnahme jedoch mit, dass "die bei den Tests verwendeten Techniken (…) zum Zeitpunkt seines ersten Antrags nicht verfügbar waren". Wie die BBC berichtet, gab es immer wieder Verzögerungen.
"Der Freispruch von Peter Sullivan ist ein weiterer Beweis dafür, dass unser derzeitiges Berufungssystem nicht in der Lage ist, Justizirrtümer schnell zu erkennen und zu korrigieren", sagte James Burley von der Rechtshilfeorganisation Appeal der britischen Rundfunkanstalt.