Erstmals waren Spezialisten direkt auf dem gigantischen Schuttberg, der das Schweizer Dorf verschüttet hat. Sorge bereitet das darin enthaltene Eis.

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Eis, Fels und Geröll türmen sich nach dem Gletscherabbruch in der Schweiz nach neuen Schätzungen teils 100 Meter über dem verschütteten Dorf Blatten.

Die rund 300 Einwohnerinnen und Einwohner von Blatten waren angesichts des erwarteten Felsabbruchs vor zwei Wochen in Sicherheit gebracht worden, deshalb kam von ihnen niemand zu Schaden. Ein Schäfer, der zum Zeitpunkt des Abbruchs in der Nähe war, wird allerdings noch vermisst.

Suche nach Schäfer wird wieder aufgenommen

Nach mehrtägiger Unterbrechung hat die Polizei die Suche nach dem 64-Jährigen nun wieder aufgenommen. "Spezialisten der Spezialeinheiten, der Gebirgsgruppe sowie Hundeführer der Kantonspolizei und der kantonalen Walliser Rettungsorganisation wurden von der Air Zermatt in das Gebiet geflogen", teilte die Polizei mit. "Ein Bagger wurde ebenfalls vor Ort eingesetzt."

Nach Gletscherabbruch im Wallis
Nach der Bildung eines Sees auf den letzten Häusern des Dorfes Blatten wurden Rückhaltedämme für das Wasser der Lonza errichtet. © Cyril Zingaro/KEYSTONE/dpa

Der Schäfer hielt sich zum Zeitpunkt des Unglücks wahrscheinlich in einem Stall rund 300 Meter außerhalb des Sperrgebiets auf, schreibt die Zeitung "Blick". Entgegen den Erwartungen wurde das Gelände dort auch von der Eis-, Fels- und Gerölllawine erfasst.

Bei ihren Simulationen hatten die Experten zwar die Folgen der Felsabbrüche berechnet. Aber das Material riss einen ganzen Gletscher in die Tiefe, ein höchst ungewöhnliches Ereignis, für das es wenig Erfahrungswerte gibt.

Tatsächlich donnerte deshalb viel mehr Material ins Tal. Der Schuttberg, der Blatten und das Flussbett der Lonza bedeckt, ist rund zweieinhalb Kilometer lang. Der Fluss hat sich inzwischen eine Ablaufrinne durch den Schutt gebahnt.

Neue Gefahr: Eisschmelze

Die Höhe des Schuttbergs über Blatten schätzten Spezialisten bei einem ersten Augenschein direkt auf dem Gelände. Für Aufräumarbeiten ist es weiter zu gefährlich. Der Schuttberg sei zwar stabil, aber das könne sich ändern, sagte der Kantonsgeologe Raphael Mayoraz der Schweizer Zeitung "Le Nouvelliste".

100 Meter Schutt: Aufräumarbeiten nach Gletscherabbruch noch zu gefährlich

Experten erklären Dilemma nach Gletscherabbruch in Blatten

Nach dem Gletschersturz in der Schweiz ist das Dorf Blatten teilweise unter bis zu 100 Metern Schutt begraben. Laut Experten sind die Aufräumarbeiten derzeit noch zu gefährlich. Die Geröll- und Eismassen könnten jederzeit und überall einstürzen.

"Bisher haben wir keine größeren Risse oder Einstürze festgestellt", sagte er. "Das kann sich jedoch ändern, wenn das Eis zu schmelzen beginnt." Es geht um das Eis im Schuttberg. Rund ein Drittel der neun Millionen Kubikmeter dürfte Gletschereis sein, schätzen die Experten. Weitere Felsabbrüche und Gerölllawinen können sie ebenfalls nicht ausschließen.

Auch die Lonza, die sich einen Weg über den Schutt gebahnt hat, könnte plötzlich Material mitreißen. Das soll dann im Staubecken von Ferden unterhalb von Blatten aufgefangen werden. (dpa/bearbeitet von ank)

Nach Gletscherabbruch im Wallis
Die Lonza hat sich eine solide Rinne durch den Schuttberg gebahnt. © Cyril Zingaro/KEYSTONE/dpa