Nach heftigen Kämpfen zwischen rivalisierenden Gruppen in Libyens Hauptstadt Tripolis hat die Regierung eine Waffenruhe verhängt. Auslöser der blutigen Gefechte war die Tötung eines einflussreichen Milizenführers. Die Lage bleibt angespannt.

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Nach erneuten Gefechten zwischen rivalisierenden Gruppen in der libyschen Hauptstadt Tripolis hat das Verteidigungsministerium am Morgen eine Waffenruhe verkündet. Ziel sei es, ein weiteres Aufflammen der Gewalt zu verhindern. Dafür sind laut Ministerium neutrale Sicherheitskräfte in zentrale Stadtbereiche entsandt worden. Gleichzeitig betonte die Regierung, dass sie keine bewaffneten Gruppen außerhalb staatlicher Strukturen dulden werde.

Tod eines Milizenführers der Auslöser

Auslöser der Kämpfe war die Tötung des einflussreichen Milizenführers Abdel Ghani al-Kikli, Anführer der paramilitärischen Einheit SSA (Stabilitätsunterstützungseinheit) am Dienstagabend. In der Folge kam es zu schweren Auseinandersetzungen mit der regierungstreuen Brigade 444. Die SSA gilt als eine der letzten größeren Einheiten in Tripolis, die nicht unter der Kontrolle von Ministerpräsident Abdel Hamid Dbaiba stehen. Beobachter werten den Machtkonflikt als zentralen Grund für die jüngsten Zusammenstöße.

Neben al-Kikli sollen mehrere Menschen getötet worden sein. Eine endgültige Bilanz der Opfer liegt bislang nicht vor. In mehreren dicht besiedelten Vierteln der Stadt berichteten Anwohner in der Nacht von Artilleriefeuer, heftigen Schusswechseln sowie beschädigten Häusern und brennenden Fahrzeugen.

Die UN-Mission in Libyen (UNSMIL) zeigte sich angesichts der Eskalation tief besorgt und rief alle Konfliktparteien zu einem sofortigen Ende der Gewalt auf. Als Vorsichtsmaßnahme bleiben Schulen und der Flughafen in Tripolis vorerst geschlossen.

Milizen kämpfen um Einfluss

In Libyen war nach dem Sturz des Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi 2011 ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Bis heute kämpfen unzählige Milizen um Einfluss und Ressourcen.

Aktuell ringen zwei verfeindete Regierungen um die Macht: die im Osten von Ministerpräsident Osama Hammad, unterstützt vom abtrünnigen General Chalifa Haftar. Im Westen sitzt die von den Vereinten Nationen anerkannte Regierung von Ministerpräsident Dbaiba. (dpa/bearbeitet von skr)