Im Gazastreifen droht laut UN allen Bewohnern eine Hungersnot – weltweit einzigartig. Israel lässt zwar einige Hilfslieferungen passieren, doch Angriffe und Blockaden erschweren die Versorgung weiterhin.
Angesichts des andauernden Krieges im Gazastreifen sind nach Einschätzung der UNO mittlerweile alle Bewohner in dem Palästinensergebiet von einer Hungersnot bedroht. Der Gazastreifen sei das einzige "fest umrissene Land oder Territorium auf der Welt, in dem die gesamte Bevölkerung von Hunger bedroht ist", sagte der Sprecher des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (Ocha), Jens Laerke, am Freitag.
Der Gazastreifen sei "der Ort mit dem größten Hunger auf der Welt", sagte Ocha-Chef Laerke in Genf vor Journalisten und wies auf die Schwierigkeiten hin, denen die UNO bei der Lieferung humanitärer Hilfe in die palästinensischen Gebiete gegenüberstehe. Seinen Angaben zufolge genehmigte Israel seit der Aufhebung der Blockade zwar 900 Lastwagen mit Hilfsgütern die Einfahrt in das Gebiet, allerdings hätten nur 600 Lkw bisher im Gazastreifen entladen werden können und die Verteilung gestalte sich aufgrund der anhaltenden Angriffe schwierig.
Nur unzureichende Hilfslieferungen
Israel hatte mit der Wiederaufnahme der Angriffe im Gazastreifen nach einer zweimonatigen Waffenruhe Anfang März eine Blockade sämtlicher humanitären Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet verhängt. Hilfsorganisationen warnten daraufhin wiederholt vor einer Hungersnot. Am 19. Mai wurde die Blockade nach insgesamt elf Wochen aufgehoben. Seitdem gelangt aber nur unzureichend Hilfe in das Gebiet.
Die Hilfslieferungen würden, sobald sie im Gazastreifen eintreffen, oft "von verzweifelten Menschen umringt", sagte Laerke weiter. "Ich mache ihnen keine Sekunde lang Vorwürfe, dass sie die Hilfe annehmen, die ihnen im Grunde zusteht – aber sie wird nicht so verteilt, wie wir es uns wünschen."
Mit Blick auf die im Mai neu gegründete und von den USA unterstützte Hilfsorganisation Gaza Humanitarian Foundation (GHF) sagte Laerke, dass sie nicht funktioniere. "Sie erfüllt die Bedürfnisse der Menschen nicht. Sie stiftet nur Chaos." Bei einem Ansturm auf das Verteilzentrum der GHF im südlichen Rafah war es am Dienstag zu chaotischen Szenen gekommen, UN-Angaben zufolge wurden etwa 47 Menschen verletzt. (afp/bearbeitet von skr)