Mit seinen 14 Kindern ist Elon Musk einer der prominentesten Vertreter der Pronatalisten-Bewegung. Ihr Ziel: Möglichst viele Kinder in die Welt setzen. Was steckt hinter dieser Philosophie? Und warum ist sie gerade unter den Tech-Giganten aus dem Silicon Valley so verbreitet?

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Die Bilder gingen um die Welt: Elon Musk doziert im Oval Office, während sein Sohn X durch den Raum tobt. Es war nur einer von zahlreichen Auftritten Musks mit X. Und das dürfte durchaus System haben. Denn Kinder haben für Musk eine besondere Bedeutung. Der Milliardär gilt als prominenter Vertreter der Pronatalisten.

Doch was hat es mit dieser Bewegung eigentlich auf sich? Die wichtigsten Antworten lesen Sie hier:

Was versteht man unter Pronatalisten?

Das Wort setzt sich zusammen aus den lateinischen Elementen "pro" und "natalis", bedeutet also so viel wie "für Geburt". Pronatalisten versuchen, möglichst viele Kinder in die Welt zu setzen.

Im Augenblick hat die Bewegung vor allem in den USA Zulauf. Es gibt aber auch ganze Staaten, die eine pronatalistische Politik betreiben.

Welche Ziele verfolgen die Pronatalisten?

Laut dem Verständnis der Pronatalisten ist die menschliche Zivilisation von einem Geburtenrückgang gefährdet. Dass die Bevölkerung schrumpft, sehen sie als unmittelbare Gefahr für die wirtschaftliche Stärke von Staaten an. Langfristig könnten so ganze Kulturen aussterben, heißt es.

Elon Musk schrieb auf seinem Kurznachrichtendienst X gar: "Ein Bevölkerungszusammenbruch aufgrund niedriger Geburtenraten ist eine viel größere Gefahr für die Zivilisation als die globale Erwärmung." Dieser Gefahr wollen Pronatalisten entgegenwirken.

Wer sind bekannte Pronatalisten?

Der wahrscheinlich bekannteste Vertreter der Bewegung ist wie erwähnt Elon Musk. Der Tech-Unternehmer hat 14 bekannte Kinder, unter anderem mit der kanadischen Musikerin Grimes, die auch die Mutter von X ist. Es kursieren laut "Focus" allerdings auch Gerüchte, wonach der Milliardär über 100 Kinder haben soll. Belege gibt es hierfür nicht.

Auch J.D. Vance gilt als Sympathisant der Pronatalistenbewegung. Zwar hat der US-Vizepräsident selbst nur drei Kinder. Er hat sich aber wiederholt für eine Politik ausgesprochen, die Kinderreichtum fördert. Unter anderem beleidigte er demokratische Politikerinnen als "childless cat ladies" (kinderlose Katzenfrauen) und regte an, dass bei Wahlen Stimmen von Menschen mit Kindern stärker gewichtet werden.

Ein weiteres Beispiel ist der russische Unternehmer Pawel Durow, Gründer des Messaging-Dienstes Telegram. Laut eigenen Angaben hat Durow per Samenspende über 100 Kinder gezeugt.

Mit welchen Mitteln wollen Pronatalisten ihr Ziel erreichen?

Generell befürworten Pronatalisten kinderreiche Familien. Die Ansichten darüber, wie man eine hohe Geburtenrate erreicht, können sich jedoch durchaus unterscheiden. Viele Pronatalisten kommen aus dem Tech-Umfeld des Silicon Valley. Da liegt es nahe, dass sie sich für technische Lösungen aussprechen.

Elon Musk etwa will großflächig In-Vitro-Fertilisation einsetzen, um die Geburtenrate zu erhöhen. J.D. Vance wiederum muss an seine konservativen Wählerschichten denken, die deutlich gegen künstliche Befruchtung sind.

Werden tatsächlich zu wenige Kinder geboren?

Pronatalisten sprechen von zu wenigen Kindern, gleichzeitig leidet die Erde unter der Überbevölkerung – wie passt das zusammen? Zurzeit leben auf der Erde etwa acht Milliarden Menschen. Ende der 1980er Jahre waren es noch fünf Milliarden. Die Erdbevölkerung wächst also weiterhin rasant. Dem Bundesentwicklungsministerium zufolge wird das so weitergehen bis zu einer Bevölkerung von etwa zehn Milliarden Menschen.

Allerdings konzentriert sich das Bevölkerungswachstum fast ausschließlich auf Entwicklungsländer, die meist eine hohe Geburtenrate aufweisen. In reichen Ländern sieht es anders aus. So betrug die Geburtenrate in Deutschland 2023 laut Statistischem Bundesamt 1,39 Geburten pro Frau. In der Schweiz waren es sogar nur 1,33. Auch die USA lagen mit 1,62 Geburten pro Frau unter dem Wert, der notwendig wäre, um die Bevölkerungszahl ohne Zuwanderung stabil zu halten.

Außerdem wächst der Anteil der Menschen, die keine Kinder in die Welt setzen wollen. Typische Gründe hierfür sind die unsicheren Zukunftsaussichten, etwa durch die Klimakatastrophe oder die politischen Wirrungen der letzten Zeit. Diese Denkrichtung nennt man "Antinatalismus".

Welche Kritik gibt es an der Bewegung?

Es fällt auf, dass Pronatalismus gerade unter den führenden Köpfen der Tech-Szene aus dem Silicon Valley sehr beliebt ist. Die Bewegung kann man also durchaus als Elitenprojekt bezeichnen. Denn es sind weiße, gut-situierte Menschen, die hier ihre Nachkommenschaft stärken wollen. Ein deutlich rassistischer Unterton ist nicht zu verleugnen.

Simone and Malcolm Collins, die sich zu einer Art Aushängeschildern der Szene entwickelt haben, gehen sogar noch weiter. In einer pränatalen Untersuchung namens "polygenic embryo screening" (PES) sortieren sie Embryos mit Veranlagung für bestimmte Krankheiten aus.

Darüber hinaus versuchen sie sicherzustellen, dass ihre Kinder einen hohen Intelligenzquotienten (IQ) entwickeln. Es gibt allerdings keine wissenschaftlichen Beweise, dass die Methode funktioniert. Der britische Guardian sprach in diesem Zusammenhang gar von "Hipster-Eugenik".

Verwendete Quellen

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