Wer emotionale Intelligenz entwickeln will, braucht keine komplizierten Theorien. Oft reichen die kleinen Dinge – wie der Umgang mit der Spülmaschine. Eine einfache Regel hilft dabei, Alltagskonflikte zu entschärfen und Beziehungen zu stärken.

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Sicherlich kennst du diese Situation: Partner:in oder Mitbewohner:innen haben die Spülmaschine eingeräumt. Du öffnest sie – und bist irritiert. Teller stehen falsch, Gläser wackeln, das Besteck ist gemischt. Du willst sofort eingreifen oder alles neu sortieren. Aber warum eigentlich?

Oft geht es nicht wirklich ums Geschirr, sondern darum, dass unsere Mitmenschen etwas anders gemacht haben, als wir es für richtig erachten. Schaffen wir es nicht, im beruflichen und privaten Leben andere Perspektiven zu akzeptieren, wird es uns schwerfallen, anderen Menschen Wertschätzung und Anerkennung entgegenzubringen. Das behindert sowohl das Entstehen bedeutsamer sozialer Beziehungen als auch ein gesundes und effizientes Arbeitsumfeld.

So funktioniert die Spülmaschinen-Regel

Die Spülmaschinen-Regel des Autors Justin Bariso fordert dazu auf, einen Schritt zurückzutreten. Statt direkt zu korrigieren und zu bemängeln, helfe es, zuerst die Absicht eines Menschen zu sehen: Jemand hat Verantwortung übernommen – vielleicht nicht so, wie du es tun würdest, aber mit dem gleichen Ziel.

Emotionale Intelligenz bedeutet, solche Beiträge zu würdigen – auch wenn sie vom eigenen Standard und eigenen Vorstellungen abweichen. Denn in den meisten Fällen gibt es nicht nur eine "richtige" Lösung. Was du als Fehler wahrnimmst, ist für andere schlicht ein anderer Weg. Schließlich wird das Geschirr meist auch sauber, wenn jemand die Spülmaschine völlig anders eingeräumt hat.

Die Regel lädt also dazu ein, Perspektivenvielfalt zuzulassen – eine Fähigkeit, die sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Kontext essenziell ist.

Warum Micromanagement problematisch ist

Mikromanagement liegt vor, wenn eine Person andere Menschen ständig kontrollieren will und genau vorgibt, wie etwas zu erledigen ist – selbst bei kleinen Aufgaben. Du beobachtest also zum Beispiel, wie dein:e Partner:in die Spülmaschine einräumt, betrachtest dabei jede Bewegung mit Argwohn, korrigierst, wenn die Teller nicht genau so stehen, wie du es willst, oder räumst am Ende doch selbst nochmal um.

Im Privaten kann das dazu führen, dass Partner:innen, Kinder oder Freund:innen weniger Verantwortung übernehmen – aus Angst, es ohnehin "falsch" zu machen. Zudem leiden zwischenmenschliche Beziehungen, wenn sich Personen ständig beobachtet und kontrolliert fühlen.

Üben Führungskräfte Mikromanagement im beruflichen Umfeld aus, können Teams oder einzelne Mitarbeiter:innen ihre Eigenständigkeit verlieren. Zudem sinkt die Motivation und es bleibt weniger Raum für Kreativität.

Die Spülmaschinen-Regel soll Mikromanagement entgegenwirken: Sie verlangt, Vertrauen zu Mitmenschen aufzubauen und Verantwortung abzugeben. Zudem regt sie dazu an, den Beitrag anderer als wertvoll anzuerkennen – auch, wenn er anders aussieht, als du es erwartet hast.

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Spülmaschinen-Regel im Alltag: Tipps und Hinweise

Die Spülmaschinen-Regel klingt einfach, ist im Alltag aber oft eine Herausforderung. Denn sie verlangt, dass du Kontrolle loslässt – und stattdessen Offenheit für andere Wege entwickelst. Hier findest du ein paar konkrete Anregungen, wie das gelingen kann:

  • Bewusst innehalten, bevor du bewertest: Wenn jemand eine Aufgabe übernimmt – ob im Haushalt oder im Job – und das Ergebnis nicht deinen Vorstellungen entspricht, warte einen Moment. Atme durch. Frage dich: Stört mich gerade wirklich das Ergebnis? Oder stört mich nur, dass es anders gemacht wurde als von mir erwartet?
  • Feedback nicht mit Kontrolle verwechseln: Natürlich kannst du Feedback geben – aber wähle den richtigen Moment. Wenn du direkt im Anschluss an eine übernommene Aufgabe die andere Person nur korrigierst, wird der positive Beitrag überlagert und es entsteht leicht ein Konflikt. Formuliere Feedback besser später, ruhig und konkret.
  • Verantwortung wirklich abgeben: Wenn du möchtest, dass andere Verantwortung übernehmen, musst du ihnen auch den Raum dafür lassen. Das heißt: nicht kontrollieren, nicht ständig "drübergehen", nicht ungefragt verbessern. Das gilt für die Spülmaschine genauso wie für Projektarbeit im Job. Nur wer Autonomie erlebt, bleibt motiviert.
  • Unterschiede zulassen und benennen: Manchmal hilft es, Unterschiede offen anzusprechen – nicht als Vorwurf, sondern als Austausch: "Ich hätte das so gemacht, aber ich sehe, dein Weg funktioniert auch." Das zeigt Respekt und öffnet Raum für Dialog, statt Frust aufzubauen.
  • Starre Standards hinterfragen: Gerade im Alltag entwickeln sich feste Vorstellungen davon, wie Dinge "richtig" zu laufen haben – oft unbewusst. Die Spülmaschinen-Regel fordert dich auf, diese Standards regelmäßig zu prüfen. Geht es hier um Effizienz – oder um Kontrolle? Ist mein Weg tatsächlich besser – oder einfach nur vertrauter?

Beachte: Die Spülmaschinen-Regel gilt nur, wenn jemand wirklich Verantwortung übernimmt – nicht, wenn Unfähigkeit vorgeschoben wird, um Arbeit abzugeben. Wer die Spülmaschine absichtlich schlecht einräumt oder sich bei anderen Aufgaben im Haushalt dauerhaft ahnungslos stellt, betreibt Weaponized Incompetence © UTOPIA