Eine Freundschaft sollte sich gut anfühlen und dir Kraft geben. Für Menschen mit Friendship Anxiety bedeuten Freundschaften aber oft vor allem: Stress und Angst.

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Freundschaften sind essenziell für das menschliche Bedürfnis nach Nähe. Sie geben uns Unterstützung, Lebensfreude und ein Gefühl, dazuzugehören. Doch für manche Menschen werden genau diese wichtigen Beziehungen zur Quelle von Unsicherheit, Stress und sogar echter Angst. Der Begriff "Friendship Anxiety" umfasst das Phänomen rund um die Angst in Freundschaften. Betroffene sorgen sich dabei oft überproportional viel darum, in einem Gespräch mit Freund:innen die falschen Dinge zu sagen, nicht wirklich dazuzugehören oder rechnen sogar ständig damit, von ihren Freund:innen im Stich gelassen oder abgeschrieben zu werden. Diese Ängste machen eine Freundschaft zur Belastung und kann tiefgreifenden Einfluss auf zwischenmenschliche Beziehungen und das eigene Selbstbild haben. Dabei sollte eine Freundschaft dich als Mensch stärken und nicht verunsichern.

Was hinter Friendship Anxiety steckt und was du tun kannst, um damit umzugehen und endlich wieder Freude an einer Freundschaft zu empfinden, erklären wir dir im Folgenden.

Was ist Friendship Anxiety?

Bei Friendship Anxiety, wörtlich übersetzt "Freundschaftsangst", sorgen sich Betroffene übermäßig viel um ihre Interaktion mit Freund:innen. Das kann sich zum Beispiel folgendermaßen äußern:

  • Du hinterfragst oft, ob deine Freund:innen dich wirklich mögen und ob du ihnen vertrauen kannst.
  • Beim Gedanken an deine Freundschaften hast du körperliche Stressreaktionen wie Herzrasen.
  • Bei Interaktionen mit Freund:innen bist du oft nervös, angespannt und hast das Gefühl, nicht du selbst sein zu können.
  • Du knüpfst deinen Selbstwert daran, wie viele Freundschaften du hast und sorgst dich ständig, dass du nicht genügend Freund:innen hast.
  • Wenn Freund:innen etwas ohne dich unternehmen, wirst du neidisch oder denkst sofort, dass sie dich weniger mögen.
  • Du willst deinen Freund:innen möglichst alles recht machen.
  • Sehr häufig überdenkst du nach einer Interaktion mit Freund:innen, ob du etwas Komisches gesagt oder getan hast und sie deswegen nun schlecht von dir denken.
  • Du vermeidest öfters Kontakt mit deinem Freundeskreis, um den damit einhergehenden Stress zu umgehen.

Das könnte dir auch helfen: Liking Gap: Warum du deine Sympathie unterschätzt.

Friendship Anxiety wird oft mit Social Anxiety (sozialer Phobie) verglichen. Tatsächlich haben beide ähnliche Symptome. Bei Friendship Anxiety treten diese aber nicht unbedingt bei jeder sozialen Interaktion auf, sondern lediglich in Gesellschaft von Freund:innen. Außerdem handelt es sich bei Friendship Anxiety nicht um eine Diagnose, anders als bei Sozialphobie. Personen mit Friendship Anxiety empfinden ihre Freundschaften laut Medical News Today oft als unsicher. Das erzeugt Zweifel an der Beziehung und kann es sehr schwierig machen, Bekanntschaften zu schließen und zu Freundschaften zu pflegen.

Wie entsteht Friendship Anxiety?

Friendship Anxiety kann prinzipiell jede:r bekommen. Laut einem Artikel von Mashable hat wahrscheinlich auch die Corona-Pandemie dazu beigetragen, dass Friendship Anxiety immer mehr thematisiert wird. Während der Pandemie verloren viele Menschen den Kontakt zu Freund:innen oder platonische Beziehungen standen unter enormen Stress. Der Verlust vieler sozialen Kontakte könnte demnach dazu beigetragen haben, dass Menschen mehr Ängste in Bezug auf Freundschaften entwickelten.

Als weitere mögliche Gründe führt Mashable auch an, dass Menschen oft bei Kommunikation über das Internet (zum Beispiel Dating-Apps) oft einfach den Kontakt abbrechen und sich nie wieder beim Gegenüber melden. Dieses Ghosting könne ebenfalls dazu führen, dass Menschen Ängste bezüglich Freundschaft und Beziehungen entwickeln.

Laut Medical News Today können auch bestimmte Lebenssituationen und Erfahrungen zu Friendship Anxiety führen:

  • Negative Erfahrungen mit Freundschaften in der Vergangenheit
  • Das Verlangen nach der perfekten Bilderbuch-Freundschaft
  • Ein geringes Selbstwertgefühl
  • Stressige und unsichere Lebensumstände, zum Beispiel ein Umzug
  • Unsicherheit bei sozialen Interaktionen

Kommt Freundschaftsangst immer häufiger vor?

Ein Experte berichtet in Medical News Today, dass er einen Anstieg bei den Zahlen von Personen verzeichnen konnte, die sich nach Hilfe für Friendship Anxiety umsahen. Er vermutet dahinter vor allem, dass es digitale Kommunikation für viele Menschen zunehmend schwierig macht, echte Beziehungen im realen Leben aufzubauen.

Im gleichen Zug verleiten soziale Netzwerke dazu, das eigene Leben mit den Highlights anderer Personen zu vergleichen. Freundschaften sind da keine Ausnahme. Wenn Menschen ihre eigenen Freundschaften ständig mit den Darstellungen perfekter Freundesgruppen im Internet vergleichen, ist es kein Wunder, dass dabei viel Stress, Angst und Unsicherheit entsteht.

Lies dazu auch: Vergleich durch Soziale Netzwerke: Ursachen und was du dagegen tun kannst.

Konsequenzen von Friendship Anxiety

Angst macht es verständlicherweise schwer, deine Komfortzone zu verlassen oder neue Dinge zu tun. Friendship Anxiety erschwert Betroffenen aber nicht nur das Kennenlernen neuer Leute, sondern beeinflusst vor allem bestehende Freundschaften. Das kann eine Vielzahl negativer Folgen haben:

  1. Es fällt dir schwer, neue Freund:innen zu finden. Deine ständige Angst das Falsche zu tun oder zu sagen, führt dazu, dass du unter dauerhafter Anspannung stehst, wenn du mit neuen Personen in Kontakt trittst. Selbst dann, wenn es zwischen euch eigentlich gut passt und ihr euch schnell gut versteht – deine Stressreaktionen bleiben einfach bestehen und es fällt dadurch schwer, neue Beziehungen aufzubauen.
  2. Du hast Probleme damit, deine ehrliche Meinung zu äußern und hältst dich bei Gesprächen extrem im Hintergrund. Bereits einfachste Fragen deiner Freund:innen lösen bei dir Stress und Schweißausbrüche aus, was dich nur noch mehr stresst. Du traust dich nicht laut zu sprechen.
  3. Aus Angst vor Zurückweisung ergreifst du nie Initiative. So lässt du zum Beispiel immer andere entscheiden, wann und wo ihr euch trefft, weil du befürchtest, dass ein Vorschlag deinerseits auf Ablehnung stoßen könnte.
  4. Du hast das Gefühl, keine tiefgründigen Freundschaften zu haben, weil du die Qualität deiner platonischen Beziehungen ständig hinterfragst.
  5. Manchmal meldest du soziale Events komplett, aus Angst vor dem damit einhergehenden Stress.
  6. Du machst dir Sorgen, etwas zu verpassen. Aus dem vorherigen Punkt folgt zwangsläufig, dass du bei einigen Unternehmungen deiner Freundesgruppe nicht anwesend bist. Wenn deine Angst dich dazu bringt, Events im Freundeskreis abzusagen, kann das verständlicherweise verstärkt zu FOMO und einem Gefühl von Einsamkeit führen.

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Wenn du aufgrund deiner Angst weniger Zeit mit deinen Freund:innen verbringst, belastet das eine Freundschaft mit der Zeit sehr und die Beziehung könnte dann schlimmstenfalls wirklich daran zerbrechen. Friendship Anxiety kann also wie eine selbsterfüllende Probeheizung wirken.

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Friendship Anxiety: So kannst du mit ihr umgehen

Jede Art der Angst kann überwunden werden. So auch Friendship Anxiety. Hier findest du einige Expert:innentipps für den Umgang mit Freundschaftsangst:

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