Den Rasen kurvig und unregelmäßig mähen? Das ist in der Landwirtschaft nicht üblich. Bienen und anderen Insekten hilft es aber, hat eine neue Studie herausgefunden.
Die meisten gehen beim Rasenmähen in geraden, gleichmäßigen Linien vor. Der Umwelt ist damit aber nicht geholfen. Bienen sowie viele andere Insekten und Tiere können mit den geschorenen Flächen nur wenig anfangen.
Eine neue Untersuchung aus Belgien hat herausgefunden, wie wir Insekten durch Mähen in kurvigen, unregelmäßigen Formen helfen können. Die positiven Effekte wurden auf landwirtschaftlichen Nutzflächen über mehrere Jahre untersucht. Wir erklären, was bei den Untersuchungen herauskam und wie du durch unregelmäßiges Mähen auch im eigenen Garten die Artenvielfalt fördern kannst.
Was hat die belgischen Studie untersucht?
In Deutschland sowie in ganz Europa finden sich viele Grünflächen, die als Weideflächen und zum landwirtschaftlichen Anbau genutzt werden. Damit sie als Nutzflächen erhalten bleiben und nicht zuwachsen, werden sie häufig gemäht.
Flächen komplett zu mähen, stört allerdings viele Insekten und Tiere, die diese Flächen als Unterschlupf und Nahrungsquelle nutzen. Aus diesem Grund wird oft ein wechselnder Block beim Mähen ausgelassen.
Eine Alternative zu diesem "Blockmähen" wird in Flandern in Belgien eingesetzt. Dabei mäht man nicht in geraden Linien, sondern in kurvigen Schlangenlinien. Zwar werden ebenfalls jedes Mal zwei Drittel der Fläche gemäht, jedoch bleibt jedes Mal eine andere Form zurück. So soll ein vielfältigerer Lebensraum erhalten bleiben, etwa mit Pflanzen in verschiedenen Wachstumsstadien.
Die schon genannte Studie aus Belgien hat untersucht, wie sich das kurvige Mähen im Gegensatz zum Blocksystem auf Bestäuberinsekten wie Schmetterlinge und Bienen auswirkt. Dafür wurden die beiden Methoden über einen Zeitraum von drei Jahren miteinander verglichen. Veröffentlicht wurde die Studie von der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Agriculture, Ecosystems & Environment.
Schlangenlinien für die Artenvielfalt: Die Ergebnisse der Studie
Die belgische Untersuchung hat ermittelt, dass sich das kurvige Mähen positiv auf die Artenvielfalt auswirkt. Auf den in Schlangenlinien gemähten Grünflächen gab es nach drei Jahren nicht nur insgesamt mehr, sondern auch mehr verschiedene Schmetterlings- und Bienenarten. Einige Bienen und Schmetterlinge profitierten sogar schon nach zwei Jahren von der neuen Mähtechnik.
Den Forscher:innen zufolge lohne es sich, das kurvige Mähen auf weiteren Grünflächen anzuwenden. Die Ergebnisse zeigten, dass man so innerhalb kurzer Zeit Bestäuberinsekten helfen und die Artenvielfalt fördern könne. Die Bestäuber seien wichtig, um Nutzpflanzen zu erhalten.
Die belgischen Wissenschaftler:innen merken allerdings auch an, dass noch untersucht werden müsse, wie sich das Mähen in Schlangenlinien auf andere Arten von Grünflächen auswirkt. Der Ökologe David Kleijn von der Wageningen University äußert sich zudem kritisch gegenüber der Fachzeitschrift Science. Er gab zu bedenken, dass Wiesenstücke weniger nutzbares Heu abwerfen, wenn sie zwei Jahre oder länger nicht gemäht werden.
Lohnt sich kurviges Mähen auch im eigenen Garten?
Laurian Parmentier gehört zu den Forscher:innen, die die Studie durchgeführt haben. Gegenüber Science sagt er, dass kurviges Mähen sich nicht nur in der Landwirtschaft lohnt. Auch Stadtparks und Reservate könnten auf die Mähtechnik zurückgreifen. Sogar in privaten Gärten sei es sinnvoll, das Mähen in Schlangenlinien auszuprobieren, um zur Artenvielfalt beizutragen.

Auf jeden Fall lässt sich die Artenvielfalt im Garten fördern, indem du beim Mähen vorsichtig vorgehst. Hier gilt: Weniger ist mehr. Der Insekten- und Tierwelt hilft es, wenn du den Rasen einfach mal wachsen lässt. Mindestens ein paar wilde Ecken solltest du vor dem Rasenmäher verschonen. Auch Mähroboter sind nicht empfehlenswert, weil sie Igeln, Kröten und anderen Tieren schaden können.
Insektenfreundlich kannst du deinen Garten außerdem gestalten, indem du heimische Wildblumen wie Wiesensalbei oder Duftveilchen pflanzt oder ein Insektenhotel baust. Ein weiterer Vorteil: Ein insektenfreundlicher Garten ist gleichzeitig ein vogelfreundlicher Garten. © UTOPIA