Jobsharing ist mittlerweile auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Wir erklären, warum das Arbeitszeitmodell Vorteile für alle Beteiligten hat.
Du fühlst dich mit einem Vollzeitjob dauerhaft an der Belastungsgrenze oder möchtest mehr Zeit für deine Familie aufwenden können – aber Minijobs und Teilzeitstellen entsprechen nicht deinen Vorstellungen? Dann könnte Jobsharing die richtige Lösung für dich sein.
Jobsharing als Alternative zum Vollzeitjob
Unter Jobsharing versteht man ein Arbeitszeitmodell, bei dem mindestens zwei Personen gemeinsam eine Vollzeitstelle ausfüllen. Dabei muss die Arbeitszeit beim Jobsharing nicht unbedingt gleichmäßig auf die Gruppenmitglieder aufgeteilt sein. Zwei Arbeitnehmer:innen können sich die Arbeitszeit zum Beispiel im Verhältnis 3:2 teilen. Ebenso ist es möglich, dass sich fünf Arbeitnehmer:innen vier Stellen teilen. In letzterem Fall könnte jede:r der Beteiligten einen Tag in der Woche freinehmen.
Jobsharing kann ein Weg zum Downshifting sein. Andererseits kann es auch einen Karrieresprung ermöglichen, wenn es dir zum Beispiel auf diese Weise möglich wird, zusammen mit einer anderen Person eine Führungsrolle zu übernehmen, die du vorher nicht hattest.
Jobsharing kann große Vorteile für Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen mit sich bringen, ist allerdings auch an gewisse Voraussetzungen gebunden.
Jobsharing hat viele Vorteile
Die Vorteile beim Jobsharing sind vielfältig. Hier sind die wichtigsten Punkte, die für das alternative Arbeitszeitmodell sprechen:
- Im Jobsharing bist du flexibler als mit einer Teilzeitstelle, da du die Arbeitszeit mit deinem Team abklären musst, nicht aber zwingend mit Arbeitgeber:innen. So kannst du dein Privatleben oder Auszeiten vom Job leichter organisieren.
- Für den/die Arbeitgeber:in spart Jobsharing auf lange Sicht viel Mühe und Kosten. Fällt eine:r der beiden Angestellten aus, bleibt der oder die andere erhalten, ist weiterhin eingearbeitet und kann gegebenenfalls eine neue Arbeitskraft anlernen.
- Im Jobsharing kannst du mit einem Partner oder einer Partnerin individuelle Stärken und Schwächen ausbalancieren. Konzentriere dich auf das, was du gut kannst. Im Idealfall ergänzen sich die Stärken der beiden Partner:innen.
- Jobsharing begünstigt effizientere, konzentrierte Arbeitsphasen. Zwei Partner:innen auf einer Stelle können somit deutlich mehr schaffen als einzelne Angestellte in der gleichen Zeit.
- Durch Jobsharing hast du mehr Zeit für andere wichtige Dinge. Dazu können Freund:innen und Familie gehören, aber auch Fortbildungen und ehrenamtliche, politische oder gemeinnützige Arbeit.
- Jobsharing ist nachhaltig. Immer mehr Menschen in Deutschland arbeiten weit über ihrer Belastungsgrenze. Daran leidet ihre Gesundheit durch Stress und Krankheit.
Arten von Jobsharing
Beim Jobsharing gibt es mehrere etablierte Modelle:
- Job‑Splitting: Eine Vollzeitstelle wird in zwei (oder mehr) Teilzeitstellen aufgeteilt. Jede:r arbeitet unabhängig, häufig zeitlich getrennt, mit eigenem Vertrag.
- Job‑Pairing: Die Partner:innen arbeiten eng zusammen, teilen Aufgaben und Verantwortung gemeinsam. Der Arbeitsvertrag ist tandembezogen und nur gemeinschaftlich kündbar.
- Top‑Sharing: Ein Führungsmodell, bei dem zwei Personen eine leitende Position teilen – Entscheidungen, Verantwortung und Führung werden partnerschaftlich getragen.
- Peer‑Tandems: Zwei Fachkräfte teilen anspruchsvolle Schlüsselpositionen, um unterschiedliche Kompetenzen zu kombinieren.
- Succession/Legacy‑Tandem: Ein Tandem zur Nachfolgeplanung, bei dem eine Nachwuchskraft von einem erfahrenen Mitarbeiter oder einer erfahrenen Mitarbeiterin eingelernt wird.
- Crossfunctional-/Crosscompany-Tandem: Arbeitskräfte aus unterschiedlichen Betrieben oder Bereichen werden eingesetzt, um Schnittstellenfunktionen sinnvoll auszuführen.
Gesetzliche Grundlage
Es gibt keinen gesetzlichen Anspruch auf Jobsharing. Vielmehr handelt es sich um eine Gestaltungsmöglichkeit im Rahmen der Teilzeitarbeit – geregelt unter § 13 des Teilzeit‑ und Befristungsgesetzes (TzBfG).
Das heißt: Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen können vereinbaren, dass sich mehrere Beschäftigte eine Arbeitsstelle teilen. Genaugenommen teilt man sich dabei also meist nicht ein- und denselben Job, denn beide haben dann individuelle Arbeitsverträge. Vertreten müssen sich die Partner:innen gegenseitig auch nur, wenn das vertraglich so vereinbart wurde.
So wird Jobsharing in Deutschland praktiziert
Ein konkretes Beispiel aus der Praxis:

Bei der Deutschen Bahn (DB Regio Bus Nord) teilen sich Carola Thöle und Katja Veenhuis seit 2012 eine Führungsposition im Bereich Fahrgastmarketing. Zuvor war Veenhuis die Vertretung von Thöle in Elternzeit, und nach deren Rückkehr teilten sich beide ihre Stelle zu je 50 Prozent. Danach folge eine gemeinsame Beförderung der beiden. Das Modell zeigt klare Vorteile durch geteilte Verantwortung, höhere Verfügbarkeit und gegenseitige Ergänzung.
Auch die Commerzbank nutzt erfolgreich ein Topsharing-Modell im Filialalltag – teilweise sind dort in einzelnen Filialen zwei Führungskräfte gemeinsam verantwortlich, laut der Bank selbst ganz ohne Effizienzverluste.
So verbreitet ist Jobsharing in Deutschland:
- Je nach Quelle soll bereits jedes vierte bis sechste Unternehmen in Deutschland die Möglichkeit bieten, Arbeitsstellen zu teilen.
- Konkrete Zahlen zu tatsächlich ausgeübtem Jobsharing sind selten: Es existieren kaum empirisch gesicherte Statistiken, da viele Erhebungen nicht zwischen Teilzeit und Jobsharing differenzieren.
Das gilt es beim Jobsharing zu beachten
Das Jobsharing birgt auch einige besondere Herausforderungen für alle Beteiligten. Diese Dinge solltest du im Hinterkopf behalten:
- Zwei Arbeitnehmer:innen in einem Team teilen sich Aufgaben und Verantwortung. Dabei ist auch jede:r immer für die Arbeit des oder der anderen mitverantwortlich. Ein:e Arbeitgeber:in muss sich darauf verlassen können, dass eine geteilte Stelle genauso zuverlässig ausgefüllt wird wie eine reguläre Vollzeitstelle.
- Jobsharing erfordert ein hohes Maß an Organisations– und Kommunikationsfähigkeit. Nur so kannst du beim Jobsharing sicherstellen, dass nichts liegen bleibt, aber auch nichts doppelt bearbeitet wird.
5 Kommunikationsregeln in Beruf oder privat
- Jobsharing setzt voraus, dass im Unternehmen grundsätzlich ein positives Klima der Kooperation herrscht. In Firmen, die zwischen ihren Angestellten auf Konkurrenz als Anreiz setzen, lässt es sich deutlich schwerer umsetzen.
- Natürlich ist bei einer geteilten Stelle das Gehalt geringer als bei einer Vollzeitstelle. Du musst bereit sein, diesen Kompromiss einzugehen und abwägen, ob dir das Geld oder deine Freizeit wichtiger ist.
- Leider gilt Jobsharing häufig als Karrierehindernis. Das liegt zum einen daran, dass für eine:n Vorgesetzte:n nicht immer ersichtlich ist, wer im Team welche Arbeit leistet. Zum anderen können manche Stellen nach einer Beförderung nicht länger geteilt werden.
In Deutschland ist das Jobsharing noch immer noch nicht so weit verbreitet, wie es sein könnte. Dabei überwiegen die Vorteile bei weitem die Nachteile. Viele Arbeitnehmer:innen sind außerdem offen für alternative Arbeitszeitmodelle. Wenn du am Arbeitsplatz mit anderen darüber sprichst, findest du vielleicht schnell Gleichgesinnte.
Überarbeitet von Denise Schmucker © UTOPIA