Das Prinzip der Winterhärtezonen teilt die Welt in Klimazonen ein, die sich nach der niedrigsten Durchschnittstemperatur richten. Zu wissen, in welcher Zone du dich befindest, kann beim Gärtnern Vorteile haben.

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Pflanzen haben unterschiedliche Temperaturansprüche: Manche mögen es warm und feucht, andere kalt und trocken. Einige überleben den Frosteinbruch in den Wintermonaten nicht, andere sind winterhart und somit mehrjährig. Für Gärtner:innen ist es wichtig, diese Eigenschaften zu kennen, denn sie beeinflussen unter anderem die Standortwahl, die Pflanzzeit und den richtigen Winterschutz.

Meist hängen die Vorlieben einer Pflanze mit dem Klima der Region zusammen, in der sie heimisch ist. Grob lässt sich die Erde in fünf große Klimazonen einteilen: die tropische, die subtropische, die gemäßigte, die Polarzone und die Subpolarzone. Darüber hinaus gibt es aber auch ein System, das eine sehr viel genauere Einstufung vornimmt und deshalb nützlich für Gärtner:innen sein kann. Dabei handelt es sich um die sogenannten Winterhärtezonen.

Was sind Winterhärtezonen?

Das Prinzip der Winterhärtezonen in seiner modernen Form wurde vom US-amerikanischen Landwirtschaftsministerium (US Department of Agriculture, kurz USDA) entwickelt. Winterhärtezonen sind deshalb auch unter der Bezeichnung "USDA-Klimazonen" bekannt. Die erste Klassifikation nach diesem Prinzip stammt aus dem Jahr 1960, zuletzt wurden die Winterhärtezonen im November 2023 aktualisiert.

Die Einteilung der verschiedenen Regionen der Welt in Winterhärtezonen orientiert sich am niedrigsten durchschnittlichen Jahreswert, den die Temperaturen in der jeweiligen Region erreichen. Insgesamt umfasst das USDA-System 13 Winterhärtezonen, wobei Zone 1 die kälteste und Zone 13 die wärmste ist. Diese Zonen lassen sich durch die Buchstaben a und b noch einmal in Halbzonen unterteilen: Es gibt also beispielsweise die Zonen 1a und 1b.

Die 13 Zonen liegen in Temperaturabständen von jeweils 10 Grad Fahrenheit auseinander, die Halbzonen unterscheiden sich dementsprechend immer um 5 Grad voneinander. In Zone 1a liegen die Temperaturen also zum Beispiel zwischen -60 und -55 Grad Fahrenheit (entspricht ungefähr -51,1 bis -48,3 Grad Celsius). Am anderen Ende der Skala dagegen liegt Zone 13b, in der die niedrigsten Temperaturwerte zwischen 65 und 70 Grad Fahrenheit (circa 18,3 bis 21,1 Grad Celsius) rangieren.

Winterhärtezonen und die Gartenarbeit

Die eigene Winterhärtezone zu kennen ist für Gärtner:innen sinnvoll, denn sie können dadurch sowohl bei der Auswahl als auch bei der Pflege ihrer Pflanzen die richtigen Entscheidungen treffen. Das hat verschiedene Vorteile für den Garten:

  • Weniger Aufwand: Wenn du von vornherein die passenden Pflanzen für deine Klimazone auswählst und sie robust genug für die herrschenden Temperaturen sind, hast du weniger Pflegeaufwand. Bei winterharten Stauden beispielsweise sind in der kalten Jahreszeit oft nur geringfügige oder gar keine zusätzlichen Frostschutzmaßnahmen notwendig.
  • Längere Lebensdauer: Wenn die klimatischen Bedingungen optimal sind, leben Pflanzen länger als unter weniger idealen Umständen. Gerade bei mehrjährigen Nutzpflanzen kannst du so das Maximum aus der Ernte herausholen und hast einen höheren Ertrag.
  • Weniger Kosten: Wenn Pflanzen länger leben, musst du deine Beete nicht jedes Jahr neu bepflanzen. Damit sparst du dir nicht nur Mühe, sondern gibst auch weniger Geld aus.
  • Weniger Ärger: Pflanzen, die unter schlechten Temperaturbedingungen wachsen, gehen häufig ein. Das ist nicht nur ein Verlust, weil sie so weniger Ertrag bringen, sondern kann für Gärtner:innen auch ein frustrierendes Erlebnis sein. Solchem Frust beugst du vor, wenn du dich schon vor dem Pflanzen mit der Temperaturfrage beschäftigst und informierst bist, welche Pflanzen in deiner Region gut gedeihen.

In welcher Winterhärtezone liegt Deutschland?

Für Deutschland gibt es keine einheitliche Winterhärtezone – je nach Region fallen die Tiefstwerte unterschiedlich aus. Grundsätzlich bewegen sich die Minimaltemperaturen derzeit aber zwischen den Zonen 7a und 8b, also zwischen -17,7 und -6,67 Grad Celsius. Das haben Beobachtungen der Agrarwissenschaftler:innen Elena Wulff und Jürgen Bouillon für den Zeitraum von 1991 bis 2020 ergeben. Veröffentlicht haben sie die Daten im Jahr 2024.

Wie warm oder kalt es in einer bestimmten Region ist, wird den Wissenschaftler:innen zufolge von verschiedenen Faktoren beeinflusst, zum Beispiel von der Höhenlage, der Nähe zu Gewässern oder auch städtischen Wärmeinseln (dem sogenannten Stadtklima). In Süd- und Mitteldeutschland und in den Küstenregionen sind die Temperaturen beispielsweise wärmer als in höhergelegenen Regionen.

In welcher Winterhärtezone dein Heimatort liegt, findest du oft auf Nachfrage in lokalen Gärtnereien heraus. Außerdem können dir Karten die Einordnung erleichtern, zum Beispiel die neue Karte von Elena Wulff und Jürgen Bouillon für Deutschland und Mitteleuropa.

Warum sich die Winterhärtezonen verschieben

Nicht immer lagen die Winterhärtezonen in Deutschland aber in diesem Bereich: Die Arbeit von Elena Wulff und Jürgen Bouillon weist auf eine deutliche Verschiebung der Winterhärtezonen in den letzten Jahrzehnten hin. Verglichen mit der letzten Aktualisierung aus dem Jahr 1984 hätten sich die Temperaturen in den meisten Gebieten Mitteleuropas um eine Halbzone verschoben, so das Fazit der Forschenden. Das entspricht einer Erwärmung um 2,77 Grad Celsius.

Auch für andere Erdregionen kommen Forschungsarbeiten zum selben Ergebnis. Schon 2012 zeigte eine neue Karte für die USA eine Verschiebung der Winterhärtezonen um durchschnittlich 5 Grad Fahrenheit. Umgerechnet entspricht das ebenfalls einem Wert von rund 2,8 Grad Celsius beziehungsweise einer Halbzone.

Der Hintergrund dieser Verschiebungen ist aller Wahrscheinlichkeit nach der globale Klimawandel, der dafür sorgt, dass die Durchschnittstemperaturen weltweit ansteigen. Das führt dazu, dass die Winter deutlich milder werden: In Deutschland sind die Wintertemperaturen langfristig (für den Beobachtungszeitraum von 1881 bis 2024) um 2,1 Grad Celsius gestiegen, berichtet das Umweltbundesamt. Das hat auch Folgen für die Pflanzenwelt.

Das bedeutet die Winterhärtezone für deinen Garten

Je nachdem, an welche Winterhärtezone eine Pflanze angepasst ist, musst du als Gärtner:in unterschiedliche Schutzmaßnahmen ergreifen. Kälteschutz ist vor allem dann nötig, wenn dein Garten in einer niedrigeren Zone liegt, als die Pflanze von Natur aus gewohnt ist.

Häufig führen Gärtnereien Listen über die Wohlfühlzonen der Pflanzen aus ihrem Sortiment und können dich beraten, wenn du dir nicht sicher bist. Oft ist der Pflanze auch ein kleiner Zettel beigefügt, auf dem neben anderen Angaben die Winterhärtezone verzeichnet ist.

Insbesondere wenn sich die Winterhärtezone in deiner Region verschiebt, solltest du im Winter verstärkt auf Schutzmaßnahmen vor Kälte und Frost setzen. Eine Staudengärtnerei aus Süddeutschland empfiehlt für einen Standort in der Winterhärtezone 7a zum Beispiel folgende Maßnahmen:

  • Zone 6 und 7: Wintergrüne Pflanzen im Freiland, die an diese Zonen angepasst sind, musst du vor allem vor Kahlfrost schützen. Von Kahlfrost spricht man, wenn schneefreier Boden gefriert, sodass die Kälte direkt in die oberste Bodenschicht einzieht und die Pflanze schädigen kann.
  • Zone 8: Für Pflanzen aus dieser Zone ist ein Winterschutz sinnvoll – vor allem, wenn du in einer Winterhärtezone unter 8 wohnst. Du kannst die Erde über dem Wurzelwerk zum Beispiel mit Herbstlaub oder Reisig bedecken.
  • Zone 9: Pflanzen aus Zone 9 sind in der Regel an höhere Temperaturen gewöhnt, als sie in vielen Teilen Deutschlands herrschen. Du solltest sie deshalb entweder mit einem effektiven Frostschutz versehen (zum Beispiel aus Vlies) oder sie ins Haus holen und dort überwintern. Besonders bei Balkonpflanzen ist letzteres gut möglich.
  • Zone 10: Stammt eine Pflanze aus dieser Zone, kann sie nicht im Freien überwintern. Stattdessen braucht sie einen kühlen, aber frostfreien Ort im Haus oder einen Wintergarten.

Pflanzen, die aus deutlich kälteren Zonen stammen, sind häufig winterhart und brauchen keinen besonderen Schutz. Pflanzen aus sehr warmen Winterhärtezonen kommen in der Regel kaum mit deutschen Wintern zurecht. Nicht zuletzt deshalb ist es sinnvoll, beim Bepflanzen deines Gartens oder Balkons heimische Pflanzen zu bevorzugen. Sie sind an die lokalen klimatischen Bedingungen angepasst und leisten als Teil des heimischen Ökosystems auch einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt.

Winterhärte: Was du sonst noch beachten musst

Neben der reinen Lufttemperatur können auch andere Faktoren die Winterhärte einer Pflanze positiv oder negativ beeinträchtigen. Von Vorteil ist zum Beispiel ein geschützter Standort. Mauern etwa können nicht nur Windschutz bieten, sondern auch ein wärmeres Mikroklima schaffen.

Auch die richtige Pflege im Winter ist wichtig: Die meisten Pflanzen müssen in der kalten Jahreszeit beispielsweise deutlich weniger gegossen werden, brauchen aber trotzdem weiterhin Wassergaben, um nicht zu vertrocknen. Indem du sie mit einem isolierenden Material wie Vlies abdeckst, schützt du sie nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Verdunstung.

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Wenn eine Pflanze schon Frostschäden davongetragen hat, ist das bei Stauden oft an schlaffen, matschigen Blättern zu erkennen. Bei Gehölzen äußern sich die Schäden eher durch trockene, braune Blätter. Stellst du Frostschäden an deinen Pflanzen fest, solltest du die Schutzmaßnahmen anpassen und zum Beispiel überprüfen, ob sie gut genug isoliert sind oder sie (im Fall von Topfpflanzen) an einen wärmeren Ort stellen.

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