Jeden Tag mit dem Auto fahren? Das ist für viele Menschen Normalität. Doch wie wirkt sich Autofahren auf unsere körperliche und geistige Gesundheit aus? Und was können wir daran ändern?

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15,5 Kilometer – diese Distanz fährt jeder Mensch in Deutschland durchschnittlich täglich mit dem Auto. Wie das Statistische Bundesamt außerdem mitteilt, hat die mit dem Auto zurückgelegte Strecke im Vergleich zum Zeitraum vor der Corona-Pandemie um rund zwölf Prozent abgenommen, bleibt aber auf einem hohen Niveau.

Diese Auswirkungen hat Autofahren auf Körper und Psyche

Dass die Millionen Autos auf deutschen Straßen Klima und Umwelt erheblich belasten, ist unbestritten. Doch wie wirkt sich tägliches Autofahren auf den eigenen Körper und die Psyche aus? Welche gesundheitlichen Folgen hat es? Utopia.de ist diesen Fragen nachgegangen und stellte fest: Das Problem beginnt bereits mit der Körperhaltung beim Autofahren.

Autofahren erhöht die Zeit im Sitzen – und dadurch Krankheitsrisiken

Man steigt ein, fährt los und steigt am Zielort wieder aus: Autofahren findet im Sitzen statt und erfordert nur minimalste körperliche Betätigung. Je nach Arbeitsstelle und Lebensstil verlängern tägliche Autofahrten so noch die Zeit, die wir sitzend verbringen. Und das kann neben Rückenschmerzen und Nackenverspannungen weitere negative gesundheitliche Folgen haben.

Die Deutsche Sporthochschule Köln kam im DKV-Report 2023 zum Schluss, dass die Menschen in Deutschland von Jahr zu Jahr immer länger sitzen. 9,2 Stunden waren es 2023 pro Werktag im Durchschnitt. Zu langes Sitzen kann die Lebenserwartung verkürzen und erhöht nachweislich das Risiko, an Diabetes Typ 2, Adipositas, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs zu erkranken.

Würde man dagegen täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit pendeln, hätte das positive Auswirkungen, unter anderem auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit. In einer schwedischen Studie zeigten Radpendler:innen gegenüber passiven Pendler:innen (mit Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln) unter anderem ein um 13 Prozent geringeres Risiko für Bluthochdruck und ein um 15 Prozent geringeres Risiko für Adipositas.

Jeden Tag Fahrrad fahren: Das sind die Folgen für Körper und Psyche

Pendeln mit dem Auto verringert die tägliche Bewegungsdauer

Autofahren erfordert aber nicht nur eine hohe Konzentration und verlängert die Zeit, die wir täglich im Sitzen verbringen, sondern nimmt uns auch die Zeit für (mehr) Bewegung. Es müssen zwar nicht zwingend 10.000 Schritte am Tag sein, doch 30 Minuten moderate Bewegung am Tag bzw. 150 Minuten pro Woche empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die Gesundheit in jedem Fall.

Wer täglich im Auto zur Arbeit, zum Einkaufen oder an andere Zielorte fährt, statt zu Fuß zu gehen oder zu radeln, bewegt sich viel weniger. Das Auto schneidet hier von allen Verkehrsmitteln am schlechtesten ab: Auch wer den ÖPNV benutzt, bewegt sich mehr als Autofahrer:innen. Darauf weist unter anderem eine Studie im Journal of Transport & Health von 2022 hin, in der die Studienautor:innen deutlich machen, dass das Gehen zu den Haltepunkten der öffentlichen Verkehrsmittel ein wichtiger Teil der täglichen körperlichen Aktivität ist.

Autofahren verkürzt die Lebenserwartung

Verkehrsunfälle können Autos, Fahrräder und Fußgänger:innen gleichermaßen treffen. Der Blick in Statistiken zu Verkehrsunfällen zeigt, dass Verkehrsunfälle in Deutschland zu oft tödlich enden – und viele Verkehrstote durch bessere Sicherheitsmaßnahmen verhindert werden können.

Doch auch wenn Auto-, Radfahren und Gehen tödlich enden kann, erhöht regelmäßiges Radfahren die Lebenserwartung im Vergleich zum Autofahren durchschnittlich um drei bis 14 Monate. Forschende der Universität Utrecht errechneten, dass die Vorteile beim Radfahren potenzielle Nachteile durch Unfälle oder das Einatmen belasteter Luft um ein Vielfaches aufwiegen.

Die WHO gibt zudem an, dass bereits 30 Minuten Zufußgehen oder 20 Minuten Radfahren an mehreren Tagen pro Woche das Sterberisiko um mindestens zehn Prozent senken kann.

Es bleibt festzuhalten, dass sich regelmäßiges Autofahren negativ auf unsere körperliche Fitness und Gesundheit auswirkt und Radfahren, zu Fuß gehen und sogar öffentliche Verkehrsmittel für mehr Bewegung im Alltag sorgen als Autos. Neben den körperlichen Belastungen hat das tägliche Autofahren aber auch psychische Folgen.

Autofahren macht auf Dauer unglücklich

Das Auto ist für viele ein praktisches und notwendiges Verkehrsmittel – doch glücklich macht uns Autofahren nicht. Autofahren setzt Menschen nervenaufreibenden Staus, einer gesundheitsschädlichen Lärmbelastung und, mit offenen und geschlossenen Fenstern, schlechter Luft aus. Da man oft alleine Auto fährt, kommt soziale Isolation dazu.

Eine aktuelle Studie der Arizona State University, die 2025 im Fachjournal Travel Behaviour and Society erschien, zeigte folgenden Zusammenhang: Die Lebenszufriedenheit der Menschen sinkt, wenn diese hochgradig vom Auto abhängig sind. Wird das Auto etwa für mehr als die Hälfte der außerhäuslichen Aktivitäten genutzt, sind die Menschen unzufriedener. Die Studienautor:innen befürworten deshalb ausdrücklich eine Förderung der Multimodalität, also dass Menschen unterschiedliche Verkehrsmittel benutzen.

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Diesen Effekt kann man auch umgekehrt an mehreren Studienergebnissen festmachen: Radfahrende fühlen sich einer Studie der Universität Zürich zufolge weniger gestresst als alle anderen Verkehrsteilnehmenden und Fahrradpendler:innen sind einer Studie der Universität Auckland zufolge die zufriedensten Pendelnden von allen. Ein Grund dafür ist demnach die zuverlässige Ankunftszeit und ein hohes Maß an Kontrolle über den Arbeitsweg.

Autopendeln sorgt für mehr Krankheitstage

Zu Fuß gehen und Radfahren sichert nicht nur mehr Bewegung als Autofahren, regelmäßiges Radfahren stärkt auch die Abwehrkräfte und sorgt für gesündere Arbeitnehmer:innen. Das Mobilitätsforum Bund des Bundesamts für Logistik und Mobilität fasst die Forschung hierzu folgendermaßen zusammen: Die aktiv pendelnde Bevölkerung ist am Arbeitsplatz leistungsfähiger und hat weniger krankheitsbedingte Fehlzeiten. Eine dänische Untersuchung errechnete 2018 beispielsweise, dass zehn Prozent mehr Fahrradnutzung im Jahr zu rund 267.000 weniger Krankheitstagen führen.

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Utopia.de meint: Wer kann, sollte so selten wie möglich Autofahren

Langes Sitzen, fehlende Bewegung und psychischer Stress – langes und viel Autofahren kann uns krank machen. Bei Utopia.de empfehlen wir deshalb, das Auto so oft wie möglich stehen zu lassen und stattdessen Fahrrad zu fahren oder zu Fuß zu gehen. Davon profitiert deine Gesundheit häufig ganzheitlich – auf körperlicher und psychischer Ebene.

Wer praktikable Alternativen zum Auto hat, sollte auch bedenken: Autofahren ist teuer. Radfahren und zu Fuß zu gehen, spart dagegen Geld und durch das Deutschlandticket gibt es auch im ÖPNV eine für viele erschwingliche Abomöglichkeit.

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Allerdings haben längst nicht alle Menschen die Möglichkeit, auf das Auto zu verzichten – sei es, weil die täglichen Wege zu weit sind, es keinen Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel gibt oder körperliche Einschränkungen sie vom Radfahren abhalten. Solange die Infrastruktur nicht endlich besser wird, bleiben viele auf das Auto angewiesen. Für mehr Klimaschutz kann man dann zumindest über Ridesharing oder ein E-Auto nachdenken.

Doch in vielen anderen Fällen stehen vor allem Gewohnheit und Bequemlichkeit im Weg, andere Mobilitätsformen auszuprobieren. Wir können wir nur raten: Ausprobieren und klein anfangen – zum Beispiel den Einkauf mit einem Spaziergang verbinden oder einmal die Woche mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, und sich dann langsam steigern.

Jetzt aber wirklich! Wie du es schaffst, öfter mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren

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