Ob im Restaurant oder Café – immer mehr Menschen zahlen mit Karte. Doch wie funktioniert es mit dem Trinkgeld bei der Kartenzahlung? Ist das überhaupt sinnvoll?

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Weil immer mehr Menschen mit Karte zahlen, steht auch das Thema Trinkgeld vor einer Veränderung. Bisher war es simpel: Ein paar Münzen oder ein Schein blieben auf dem Tisch zurück oder wurden dem Servicepersonal mit einem freundlichen Dank zugesteckt. Heute erscheint beim Bezahlen mit Karte auf den Terminals oft direkt die Frage nach einem Trinkgeldbetrag – mit festen Prozentvorgaben oder der Möglichkeit, manuell etwas einzugeben.

Wenn es um Trinkgeld bei der Kartenzahlung geht, scheiden sich die Geister: Während einige die neuen Möglichkeiten als bequeme Lösung schätzen, zweifeln andere an der Fairness gegenüber dem Personal. Lohnt sich Trinkgeld per Kartenzahlung oder bleiben Servicekräfte dabei tatsächlich auf der Strecke? Wir haben die Vor- und Nachteile für dich zusammengefasst.

Trinkgeld per Karte: Einfach, digital und kontaktlos

Trinkgeld per Kartenzahlung zu geben, ist bequem. Du musst kein Bargeld dabeihaben und die Aufforderung auf dem Terminal erinnert dich daran, überhaupt Trinkgeld zu geben. Für manche Kund:innen ist das ein zusätzlicher Anreiz, es zu tun.

Auch für Betreiber:innen kann es von Vorteil sein. Denn die Einnahmen sind leichter nachvollziehbar und eventuelle Missverständnisse bei der Barzahlung werden vermieden. Zudem fällt das Trinkgeld im Durchschnitt höher aus, wenn viele Kund:innen mit Karte zahlen und dabei digital daran erinnert werden. Wenn das Trinkgeld auch wirklich beim Personal ankommt, ist das ein Gewinn für die Servicekräfte.

Bargeldlos bezahlen

Die Nachteile: Weniger fürs Personal?

Viele Gäst:innen fragen sich, ob das Trinkgeld per Karte überhaupt beim Servicepersonal ankommt – oder erst mit Verzögerung. In manchen Betrieben wird es pauschal auf alle Angestellten verteilt oder sogar vom Betrieb versteuert.

Beim Trinkgeld per Kartenzahlung ist für dich schwer nachvollziehbar, wohin dein Geld fließt und ob es bei der Bedienung ankommt, für die du es vorgesehen hast. In manchen Fällen geht bei Kartenzahlung das Trinkgeld auch direkt an das Restaurant. Wie viel davon am Ende tatsächlich bei den Servicekräften landet, ist oft ungewiss.

Lies zu dieser Problematik auch: Trinkgeld bei Kartenzahlung: Besser in bar?

Nudging – "Zwang” zum Trinkgeld geben?

Bei Kartenzahlung musst du oft gezielt auswählen, dass du kein Trinkgeld geben willst. Auf der anderen Seite steht die Möglichkeit zur einfachen Auswahl der voreingestellten Trinkgeldoptionen. Dadurch werden Kund:innen unterbewusst dazu angeregt, mehr oder überhaupt Trinkgeld zu geben.

In Anwesenheit der Bedienung die Option "Kein Trinkgeld” zu wählen, ist vielen unangenehm. Wenn es dagegen nicht nur angenehmer ist, ein Trinkgeld zu geben, sondern auch einfach, dann ist es viel wahrscheinlicher, dass Menschen bei der Kartenzahlung Trinkgeld geben als bei der Barzahlung. Diesen Effekt fasst ein Sprecher der Verbraucherzentrale in einem Bericht des MDR zusammen.

Indem sie bei der Kartenzahlung gezielt beide Optionen anbieten, können Betreiber:innen also effektiv beeinflussen, wie viel Trinkgeld gegeben wird, ohne die Entscheidungsfreiheit der Kund:innen einzuschränken.

"Nudging” (zu Deutsch "schubsen” oder "stupsen”) nennt sich dieser Prozess, bei dem Menschen gezielt "angestupst” werden, damit sie (mehr) Trinkgeld geben. Der Ökonom Christian Traxler von der Berliner Hertie School erklärt allerdings, dass man Nudging auch bösartig als Manipulation bezeichnen könnte.

Ist Trinkgeld bei Kartenzahlung überhaupt sinnvoll?

Ob bar oder digital – Trinkgeld ist ein Zeichen der Anerkennung für gute Arbeit der Servicekräfte. Trinkgeld per Kartenzahlung zu geben ist oft einfacher und schneller, aber nicht immer die beste Wahl, wenn das Geld auch wirklich bei deiner Bedienung landet.

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Wenn du sicherstellen willst, dass dein Trinkgeld direkt beim Service ankommt, kannst du nachfragen, wie es im Betrieb gehandhabt wird. Oder du gibst bewusst Trinkgeld in bar, nachdem du mit Karte gezahlt hast.

Natürlich steht es dir auch frei, überhaupt kein Trinkgeld zu geben – obwohl das bei der Kartenzahlung aufgrund des oben erklärten "Nudging”-Effekts oft etwas unangenehm sein kann.   © UTOPIA