Die Wirtschaftsforscher von Prognos haben untersucht, wie es den 400 deutschen Städten und Landkreisen geht und was Gewinner von Verlierern unterscheidet.

Der Süden wird noch stärker, der Osten legt zum Teil gewaltig zu – und weite Teile des Westens leiden. So lässt sich das renommierte Standortranking "Der Zukunftsatlas" von Prognos zusammenfassen. Alle drei Jahre messen die Forscherinnen und Forscher des Instituts, wie es Deutschland geht – und zwar nicht als Ganzes, sondern seinen 400 Landkreise und kreisfreien Städten.

Gemessen werden 31 Indikatoren in den vier Feldern Arbeitsmarkt, Demografie, Wettbewerb und Innovation sowie Wohlstand und soziale Lage. Die Vergleiche mit dem Zukunftsatlas 2022 sind schon erhellend. Aber noch klarer wird die Entwicklung im Vergleich mit den Daten von 2004.

Wissenschaft und Wirtschaft sind entscheidend

Zu den größten Aufsteigern des Rankings in diesem Jahr gehört Mainz. Viele denken da instinktiv an das Biotechunternehmen Biontech, das dort seinen Sitz hat und der Stadt dank der Einnahmen durch ihren Corona-Impfstoff Milliarden brachte. Aber der Aufstieg der Rheinland-Pfälzer begann schon früher. Hier kommt vieles zusammen, allen voran zieht die Universität mit ihrer Top-Forschung innovative Geister und Unternehmen an. Eine gute Hochschule ist nicht alles für eine Region, aber ohne eine solche ist fast alles nichts. Dieser Trend zeigt sich praktisch überall in Deutschland: Wenn es vor Ort gelingt, Wissenschaft und Wirtschaft zu vernetzen, ist viel gewonnen.

Kommunalpolitiker haben bei Weitem nicht alle Erfolgsfaktoren selbst in der Hand. Wo sich Hochschulen ansiedeln und wie sie ausgebaut werden, ist Ländersache. Aber auffällig ist, dass die Bürgermeister von aufstrebenden Regionen hervorragende Netzwerker sind. Und sie pilgern in die jeweilige Landeshauptstadt, ermuntern Unternehmer, sich zusammenzutun.

Wie es laufen kann, wenn sich eine Metropole auf Erfolgen ausruht, zeigt sich in Dortmund. Hier wurde nach dem Ende der Kohleförderung vieles richtig gemacht, doch irgendwann stockte der Strukturwandel. Da halfen auch eine gute TU und die Fußball-Bundesliga-Meisterschaften von 2011 und 2012 nicht viel: Im Vergleich zu 2004 sackte Dortmund im Ranking um 134 Plätze ab. Frankfurt verlor 17 Plätze, aber auf deutlich höherem Niveau. Die anderen der zehn größten Städte Deutschlands blieben konstant oder legten zum Teil deutlich zu.

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Der Osten im Aufwärtstrend

Das gilt beim Langfristvergleich vor allem für Berlin und Leipzig. Der positive Trend für den Osten zeigt sich aber nicht nur in den Metropolen, sondern auch in der Fläche. Man kann zwar nicht flächendeckend von "blühenden Landschaften" sprechen, die Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) nach der Wende versprach. Aber allem Anschein nach können die Deutschen stolz sein, dass sie mit der Wiedervereinigung mehr geschafft haben, als die meisten ihnen zugetraut hatten.

Wo Gewinner sind, gibt es auch Verlierer. Proportional viele davon liegen im Vergleich 2025 zu 2004 im Westen: Teile der Pfalz, Kleve, Düren, Dortmund, Essen, Krefeld und Rhein-Sieg.

Kernergebnisse des Zukunftsatlas 2025

  • Rezession als Stresstest: Beschäftigung stagniert, Arbeitslosigkeit steigt.
  • Süddeutschland stark: Bayern & Baden-Württemberg dominieren mit über 70 % bzw. 91 % starker Regionen.
  • NRW & Brandenburg holen auf: Ruhrgebiet, Münsterland, Uckermark profitieren von Investitionen.
  • Risiken in Hessen, Saarland, Sachsen, Schleswig-Holstein: Mehr Regionen rutschen in die Zukunftsrisiken.
  • Erneuerbare Energien: Norddeutschland führt beim Zubau, etwa Dithmarschen oder Ludwigslust-Parchim.
  • Innovation als Resilienzfaktor: Starke FuE-Standorte (Forschung und Entwicklung) - z.B. Wolfsburg, Jena, Darmstadt - in den Top 50.

Verwendete Quellen

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