Hat René Benko seine Gläubiger getäuscht und vorsätzlich Vermögen zur Seite geschafft? Diese Fragen hatte das Innsbrucker Landesgericht zu klären. In einem Fall wird der Ex-Immobilien-Tycoon im ersten Prozess freigesprochen.

Der Tiroler Immobilieninvestor René Benko ist wegen betrügerischer Krida, also wegen Schädigung seiner Gläubiger zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt worden. Der 48 Jahre alte Ex-Milliardär habe durch eine Schenkung in Höhe von 300.000 Euro an seine Mutter Vermögen beiseitegeschafft, urteilte ein Schöffensenat des Landesgerichts Innsbruck. Im Fall einer Mietkostenvorauszahlung von 360.000 Euro wurde Benko freigesprochen.

Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Benko sitzt seit Anfang des Jahres in Untersuchungshaft.

Verhandelt wurde nur einer von mehreren Ermittlungssträngen

Im konkreten Fall musste sich Benko wegen seiner Insolvenz als Einzelunternehmer verantworten. Die Anklage ist nur ein Strang von insgesamt 14 Verfahren, in denen allein die Wiener Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) meistens wegen schweren Betrugs und Untreue ermittelt.

Das Verfahren gilt als Auftakt einer möglichen Prozess-Serie rund um die größte Pleite in der jüngeren Geschichte Österreichs. Im Herbst 2023 schlitterte das Immobilien- und Handelskonglomerat Signa aus mehr als 1.130 Gesellschaften nach und nach in die Insolvenz. Steigende Zinsen und eigene Fehler hatten das Signa-Geschäftsmodell untergraben.

Die Gesamtforderungen der Gläubiger an die Signa-Holding und ihre Einzelgesellschaften liegen im Milliarden-Euro-Bereich.

Ex-Signa-Manager trugen wenig zur Aufklärung bei

Am Dienstag waren unter anderem zwei ehemalige Signa-Manager sowie ein ehemaliger Controller als Zeugen geladen, wie die Austria Presse Agentur (APA) berichtet. Alle drei trugen jedoch wenig zur Aufklärung des Falles bei.

Eigentlich wären auch Benkos Mutter, seine Schwester sowie seine Ehefrau als Zeuginnen geladen gewesen. Sie machten jedoch von ihrem Recht Gebrauch, nicht gegen einen Angehörigen aussagen zu müssen.

Benko warf Staatsanwaltschaft Zynismus vor

Der erste Prozesstag am Dienstag war nicht nur von großem Medieninteresse begleitet gewesen, sondern war wesentlich früher zu Ende gegangen als geplant. Nach nur zwei Stunden wurde die Hauptverhandlung unterbrochen, nachdem Benko keine Fragen beantworten wollte und etwaige Zeugen nicht früher zum Gericht kommen konnten.

Benko, dem im Falle einer Verurteilung ein bis zehn Jahre Haft drohten, bekannte sich indes lediglich zu allen Anklagepunkten "nicht schuldig" und warf der WKStA nach deren Eröffnungsplädoyer "Zynismus" vor. Darüber hinausgehende Fragen wollte er nicht beantworten, sondern verwies auf eine gemeinsam mit seinen Verteidigern vergangene Woche bei Gericht eingebrachte Gegenäußerung.

Benko war mehrfacher Milliardär

Benko hatte auch in Deutschland unter anderem mit dem Kauf der Warenhauskonzerne Kaufhof und Karstadt Schlagzeilen gemacht. Der Einstieg in den stationären Handel gilt im Rückblick als eine der belastenden Faktoren für das Geschäft von Signa.

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Der Sturz des Tirolers ist tief. Zu Glanzzeiten wurde Benkos Vermögen auf fast fünf Milliarden Euro geschätzt. Seine Karriere als Immobilien-Spezialist begann schon zu Schulzeiten in Innsbruck. Damals machte er kein Abitur, sondern baute Dachböden um. Der Schulabbrecher besaß auch große Überzeugungskraft. Ihm gelang es, große Investoren an Bord der von im 1999 gegründeten Signa zu holen.

Für Aufsehen sorgte 2004 die Übernahme des Kaufhauses Tyrol in Innsbruck. In Wien entwickelte er in bester Innenstadtlage das "Goldene Quartier". Er beteiligte sich später an Gebäuden wie dem Chrysler Building in New York, dem Nobelkaufhaus Selfridges in London oder dem Elbtower in Hamburg. (dpa/APA/bearbeitet von ank)

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