Die Funke-Mediengruppe steigt bei der "Kronen-Zeitung" aus – künftig ist diese wieder zu 100 Prozent in Händen der Familie Dichand. Ins Rollen gebracht hat den Schritt indirekt Ex-Milliardär René Benko.
Die "Kronen-Zeitung" gehört nach jahrzehntelangem Gesellschafterstreit künftig wieder alleine der Familie Dichand. Die deutsche Funke-Mediengruppe veräußert den ihr zugeordneten 50-Prozent-Anteil an die Dichands, die bereits die weiteren 50 Prozent der Anteile halten, teilte die "Krone" in eigener Sache am Montag mit.
Die "Kronen-Zeitung" ist Österreichs mit Abstand größte Tageszeitung. Sie erreicht mit ihren Angeboten täglich über zwei Millionen Personen im Land.
Benko brachte indirekt Bewegung in den Streit
Die Dichands befanden sich seit Jahrzehnten in Rechtsstreitigkeiten mit den deutschen Mitgesellschaftern, die sich unter anderem um Gewinngarantien in Millionenhöhe bei zuletzt sinkender Profitabilität der Zeitung drehten. Bewegung kam 2023 in die Verhandlungen über die Anteile, da nach der milliardenschweren Insolvenz der Signa Holding von René Benko, deren Anteile an der "Krone" zum Verkauf standen.
Kolportiert wurde hier, dass Funke ein Aufgriffsrecht auf die Anteile hatte. Benko hatte sich 2018 über die Funke Mediengruppe mit in etwa 25 Prozent an der "Krone" beteiligt – sehr zum Unmut der Dichands, was nicht zuletzt die Berichterstattung der "Krone" über Benko vermuten ließ.
Zustimmung der Wettbewerbsbehörden ist noch nötig
Die in der vergangenen Woche getroffene Grundsatzvereinbarung über die Veräußerung der Anteile wurde unter Vorbehalt getroffen. Gremien und Wettbewerbsbehörden müssen noch zustimmen. Bis November wird die Funke Mediengruppe daher wohl Gesellschafterin bleiben, hieß es. Details zum Deal – etwa die Verkaufssumme – wurden nicht genannt.
Auch ist offen, wie die Anteile künftig innerhalb der Familie Dichand aufgeteilt sein werden. Neben "Krone"-Herausgeber und -Chefredakteur Christoph Dichand hielten vor Abschluss der Vereinbarung mit der Funke Mediengruppe auch dessen Geschwister Johanna Dichand und Michael Dichand je 12,5 Prozent der Anteile an der Zeitung.
Nicht ersichtlich ist, an wen die 12,5 Prozent der 2024 verstorbenen Mutter Helga gingen oder gehen. Christoph Dichand galt hier jedoch als Favorit.
Laut "Standard" dürften Christoph und Michael nun die Anteile der Funke Mediengruppe übernehmen. Schwester Johanna habe bei der Übernahme nicht mitziehen wollen.
Funke-Verlegerin Becker spricht von "freundschaftlicher" Trennung
Die Funke Mediengruppe hat ihren Anteil an der "Krone" 1987 erworben und wolle sich nun auf den Markt in Deutschland konzentrieren, wie die "Krone" mitteilte. Julia Becker, Aufsichtsratsvorsitzende und Verlegerin der Funke-Gruppe wurde damit zitiert, dass die Übergabe der Anteile in die Hände der Dichands "freundschaftlich" erfolgt sei.
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"Es ist gut zu wissen, dass Christoph Dichand als Verleger der 'Krone', diese publizistisch und wirtschaftlich als unabhängige Zeitung weiterentwickeln wird", so Becker.
"Wir schauen heute nicht zurück, nicht auf das Ende einer Partnerschaft, wir blicken voraus und machen einen Neuanfang", hielt Dichand fest. In dem "Krone"-Artikel ist zudem zu lesen, dass es durchaus denkbar sei, dass die beiden Verlegerfamilien in Zukunft wieder zusammenfinden könnten.
"Krone"-Geschäftsführer bleiben an Bord
Weiterhin als "Krone"-Geschäftsführer werde Michael Tillian agieren. Er wurde von der Funke-Mediengruppe entsandt. Auch der weitere "Krone"-Geschäftsführer, Gerhard Valeskini, bleibt an Bord.
Keine Veränderung gibt es auch in der Chefredaktion, die Klaus Hermann als geschäftsführender Chefredakteur und Christoph Dichand als Chefredakteur bilden.
Die Funke Mediengruppe ist abseits der "Krone" auch am "Kurier" mit fast 50 Prozent der Anteile beteiligt. Auch hier hatte sich Benkos Signa Holding eingebracht und in etwa ein Viertel der "Kurier"-Anteile gehalten. Raiffeisen besitzt bereits mehr als die Hälfte der Anteile am "Kurier" und bekundete Interesse, auch den Rest von der Funke Mediengruppe zu übernehmen. (APA/bearbeitet von ank)