Washington - Wie werden sich die von Präsident Donald Trump verhängten und angedrohten Zölle auf die US-Wirtschaft auswirken? Diese Frage beschäftigt die US-Notenbank bei ihrem Bemühen, die Inflation in der weltgrößten Volkswirtschaft niedrig und den Arbeitsmarkt stabil zu halten. An zwei absehbaren Folgen von Trumps Zöllen lässt die Notenbank jedoch kaum Zweifel: Die Preise werden deshalb steigen und das Wachstum wird sich abschwächen.
Damit geht die Federal Reserve (Fed) auf Kollisionskurs mit
Powell: Zölle erhöhen Inflation, schwächen Wachstum
"Die Auswirkungen von Zöllen werden, unter anderem, von deren Höhe abhängen", sagte Powell. Inzwischen werde mit etwas weniger hohen Zöllen gerechnet, aber es gebe dabei viel Unsicherheit. "Trotzdem werden erhöhte Zölle wahrscheinlich Preise nach oben treiben und die wirtschaftliche Entwicklung belasten", sagte Powell.
Wohl auch deswegen hielt die US-Notenbank ihren Leitzins erneut stabil - trotz vehementer Forderungen des Präsidenten, die Kreditvergabe rasch zu vergünstigen. Der Leitzins bleibt auf hohem Niveau in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent. Die Unsicherheit über die weitere Konjunkturentwicklung sei weiterhin hoch, hieß es zur Begründung.
Leitzins als wichtigstes Werkzeug der Zentralbank
Die Entscheidung entsprach der Erwartung der meisten Analysten. Nach der Corona-Pandemie waren die Zinsen in den USA stark gestiegen, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Seither gab es 2024 zwei Zinssenkungen - aber noch keine in diesem Jahr.
Der Leitzins ist das wichtigste Steuerungsinstrument der Notenbank, um ihre zentralen Ziele zu verfolgen: Die Inflation zu begrenzen und die Arbeitslosigkeit niedrig zu halten. Der Leitzins bestimmt, zu welchem Satz sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld leihen können. In der Folge beeinflusst der Leitzins dann die Gebühren, die von Verbrauchern und Firmen bezahlt werden, etwa bei Hypotheken, Autokrediten oder sonstigen Finanzierungen.
Geringeres Wirtschaftswachstum erwartet
Die Fed rechnet in diesem Jahr nun mit einem geringeren Wirtschaftswachstum als davor angenommen. Die Zentralbank geht nur noch von einem Plus von 1,4 Prozent aus. Schon bei der vorigen Prognose im März hatte die Fed ihre Konjunkturerwartung nach unten korrigiert, damals auf ein Plus von 1,7 Prozent. Die Notenbank rechnet auch mit einer höheren Inflationsrate von 3,0 Prozent. Im März war sie noch von einer Teuerungsrate von 2,7 Prozent ausgegangen.
Wieso will Trump unbedingt niedrigere Zinsen?
Die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed ist gesetzlich garantiert. Das hält Präsident Trump aber nicht davon ab, regelmäßig niedrigere Zinsen zu fordern, um die Konjunktur zusätzlich anzukurbeln.
Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, greift er Powell auch immer wieder persönlich an. Erst vergangene Woche beschimpfte Trump ihn als "Hohlkopf". Am Mittwoch unmittelbar vor der Fed-Entscheidung nannte er Powell "dumm". Manchmal empfiehlt er ihm auch, sich ein Vorbild an den Zinssenkungen der EZB zu nehmen. Diese hat den Leitzins zuletzt auf 2,0 Prozent gesenkt.
Aus Sicht der Fed gibt es mit Blick auf die Höhe des Leitzinses zurzeit aber keinen dringenden Handlungsbedarf: Die Inflationsrate ist nahe ihrem Ziel von zwei Prozent, und auch die Lage am Arbeitsmarkt ist weiter robust. Zudem ist die weitere Konjunkturentwicklung aufgrund der Zölle sehr unsicher.
Seit seinem Amtsantritt im Januar hat Trump hohe Einfuhrgebühren auf Waren aus verschiedenen Ländern verhängt oder zumindest angedroht. Diese verteuern Importe in die USA. © Deutsche Presse-Agentur