Stuttgart - Eben war es noch so schön, doch plötzlich prasselt unaufhörlich Regen an die Scheibe und die Straße wird zur Wasserrutsche. Egal, ob unerwartet oder angekündigt: Starkregen verändert die Straßenverhältnisse "drastisch", warnt die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ). Vor allem droht die Gefahr von Aquaplaning - das Auto schwimmt auf und die Räder verlieren den Kontakt zur Straße. Wie sollte man sich nun verhalten? Die GTÜ gibt Tipps:
Vor dem Losfahren - falls zu Hause bleiben keine Option ist:
- Auf Wetterwarnungen achten: Vor allem die regionalen Wettermeldungen oder jene für die geplante Fahrtroute im Auge behalten. Unwetter und Starkregenereignisse werden nicht nur in den Wettervorhersagen erwähnt, sondern etwa auch von öffentlichen Warn-Apps für den Katastrophenschutz wie NINA und Katwarn via Push-Nachricht vermeldet. In solchen Fällen rät die GTÜ dazu, Fahrten nach Möglichkeit zu verschieben oder zumindest mit stark erhöhter Vorsicht zu fahren.
- Es sei auch ratsam, bei Unwetterwarnungen das Auto an einer höhergelegenen Stelle zu parken. Besonders Tiefgaragen können sich bei wolkenbruchartigem Regen manchmal innerhalb von Minuten mit Wasser füllen. Dann besteht Lebensgefahr: In solchen Situationen sollte man auf keinen Fall mehr die Tiefgarage betreten.
Unterwegs vom Starkregen überrascht:
- Geschwindigkeit drosseln: Das ist schon bei schwächerem Regen das A und O und senkt die Gefahr für Aquaplaning. Nicht grundlos stünden etwa auf Autobahnen oftmals Schilder, die bei Nässe das maximale Tempo auf 80 km/h reduzieren. Dazu rät auch die GTÜ - allerdings nur als Faustregel. Denn ist der Regen schon so stark, dass die Wischer kaum noch das Wasser verdrängen, ist auch das noch viel zu schnell - zumal dann auch die Sicht entsprechend eingeschränkt ist. Steht das Wasser schon regelrecht auf der Straße, kann auch Schrittgeschwindigkeit angebracht sein. Je nach Bedingung vor Ort kann ein Stopp etwa auf einem Parkplatz oder in einer Ausweichbucht an Schnellstraßen sicherer sein, bis der Regen nachgelassen hat. Dabei beachten: Senken oder Unterführungen können bei starken Regenfällen zur Falle werden. Hier sammelt sich sehr viel Wasser - sehr schnell. Dann besteht nicht nur Gefahr für die Technik, sondern auch für Leib und Leben.
- Aufmerksam den Zustand der Straße im Blick behalten - drohendes Aquaplaning erkennen Sie so: Steht Wasser in Senken oder Spurrillen, kann das den Grauton des Asphalts verändern oder Spiegelungen hervorrufen. Auch aufspritzende Gischt von Vorausfahrenden ist ein deutliches Warnsignal für sehr viel Wasser auf der Straße. Dem Wasser in Spurrillen kann man durch leicht versetztes Fahren ausweichen.
- Bei Aquaplaning: so wenig wie möglich bremsen oder lenken. Schwimmt der Wagen auf, verliert das Auto den Kontakt zur Straße. Man merkt es auch daran, dass die Lenkung ganz leichtgängig wird. Es kann auch sein, dass die Kontrollleuchte des elektronischen Stabilitätsprogramms (ESP) angeht und die Drehzahl des Motors hörbar steigt. Nun ganz wichtig: Ruhe bewahren. Zwar lässt sich das Auto für einen Augenblick nicht mehr komplett kontrollieren, doch gleitet es in der bisherigen Richtung weiter. Nun das Lenkrad festhalten und nicht bewegen, denn oft finden die Räder nach wenigen Sekunden schon wieder Haftung und die Gefahr ist vorüber. Wer aber doch lenkt - schlimmstenfalls sogar hektisch -, sorgt für gefährliche Situationen. Denn hat man doch am Lenkrad gedreht, stehen die Räder in eine andere Richtung. Bekommen sie in dieser Stellung wieder Kontakt zur Fahrbahn, besteht hohe Schleudergefahr. Zaghaft sollte man in solchen Situationen auch mit dem Bremspedal umgehen. Möglichst berührt man es gar nicht, sondern nimmt langsam und nicht abrupt den Fuß vom Gas, um Lastwechselreaktionen zu vermeiden.
- Nicht durch hohe Wassermassen fahren - sonst drohen mindestens technische Schäden: Wie tief es aber tatsächlich ist, lasse sich oft schwer abschätzen, schreibt der ADAC auf seiner Internetseite. So liege die sogenannte Wattiefe - bis zu der Autos schadlos durch Wasser fahren können, bei normalen Autos oft nur bei 20 Zentimetern. So könne ein Auto bereits bei mäßigem Wasserstand liegenbleiben oder von Wassermassen mitgerissen werden - und zwar selbst bei Schrittgeschwindigkeit. Also schon mal gar nicht mit Schwung durch das stehende Wasser fahren. Ansonsten kann auch Spritzwasser in den Ansaugbereich des Motors gelangen - es drohen schwere Motorschäden. Der Motor könne auch ausfallen, wenn die sensible Elektronik von einem Wasserstrahl getroffen werde, so die GTÜ. Entsprechende Reparaturen dürften "auf jeden Fall teuer" werden. Sei das Wasser bis zu den Seitenscheiben gestiegen, drohe gar ein wirtschaftlicher Totalverlust. Sobald das Wasser in den Radkästen prasselt und wenn Fontänen nach außen spritzen, wird es kritisch. Ab einer Wassertiefe von rund 20 Zentimetern Wassertiefe droht ein Kontrollverlust über den Wagen, so die GTÜ. Und bei 30 Zentimetern könne ein Fahrzeug regelrecht aufschwimmen.
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