Ab Mai 2021 soll das Nachrichtenprodukt Facebook-News starten. Über 100 namhafte Medienmarken nehmen teil. Dabei kooperiert das soziale Netzwerk mit Verlagen und bietet deren Inhalte in einem separaten News-Feed an.

Rolf Schwartmann
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

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Facebook steuert künftig Nachrichteninhalte - die Medienhäuser schließen dazu mit Facebook individuelle Verträge ab und werden dafür bezahlt, dass ihre Inhalte über das soziale Netzwerk verbreitet werden. Facebook will den Newsfeed selbst "herausgeben" und redigieren.

Man entscheidet dort also darüber, welche Medienangebote es für sein Angebot auswählt und verlinkt sowie in welcher Reihenfolge sie erscheinen. Dass die Anbieter eine Vorauswahl treffen, ändert auch rechtlich nichts an der Letztentscheidung. Ob, wann, wie lange und mit welcher Reichweite und Frequenz ein Beitrag erscheint, entscheidet Facebook über die Programmierung des Algorithmus.

Vom Protokollführer zum "Überverleger": Facebook beherrscht Architektur und Inhalte des Netzes

Für den Nutzer werden die Inhalte auf diese Weise kuratiert und personalisiert. Die Leser sollen zusätzlich zu den wichtigsten News des Tages Vorschläge zu ihren von Facebook ermittelten persönlichen Interessen erhalten. Das soziale Netzwerk ist damit nicht mehr Protokollführer im Netz, der als neutraler Kommunikationsvermittler zwischen den kommunizierenden Nutzern steht und deren Inhalte neutral vermittelt.

Wer jeden Post, jeden Click, jede Kommunikation von wem mit wem, wann, womit und wo zu Geschäftszwecken registriert und inhaltlich beeinflusst, ist eine Art "Überverleger". Der Dienst entscheidet über die Auswahl der Inhalte, die er bei Verlagen ankauft und nach seinen Interessen platziert.

Facebook wechselt damit sein Geschäftsmodell von der Kommunikations- und Werbeplattform zum Nachrichtenanbieter und beherrscht künftig Architektur und Inhalte des Netzes.

Facebook muss Verantwortung für die Inhalte übernehmen

Damit muss Facebook sich zugleich für die Inhalte im Nachrichtenangebot verantworten und sich dieser Verantwortung auch medienrechtlich stellen. Rechtlich komplex ist die Frage, wie die Verantwortung zwischen Facebook und den Medienanbietern verteilt ist. Sind beide verantwortlich, oder nur Facebook?

Schließlich steht die Entscheidung des Dienstes über der von Verlegern, Herausgebern und Journalisten der Verlage. Da es dort eine verantwortliche Redaktion geben muss, liegt es nahe, dass Facebook schon aus Gründen der Klarheit die alleinige Verantwortung für die dort verbreiteten Nachrichten zuzuweisen ist.

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