Wer Yoga nicht kennt, mag denken, es handele sich dabei um einen entspannten Sport, den man ohne große Anstrengung absolviert. Wer Yoga kennt, weiß, dass man danach zwar in der Tat entspannt ist, während des Trainings aber an seine körperlichen Grenzen stoßen kann. Und wer das Ganze bei 38 Grad absolviert, kommt darüber hinaus noch mächtig ins Schwitzen.

Autorenporträt Silke Stadler
In ihrer Kolumne "Ausprobiert" testet unsere Gesundheitsredakteurin Silke Stadler am eigenen Leib, worüber sie schreibt. © 1&1 Mail & Media GmbH
Silke Stadler, Redakteurin für Gesundheit
Eine Kolumne
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Ich weiß, wovon ich spreche - ich habe Bikram Yoga ausprobiert. Statt als absoluter Yoga-Neuling zunächst mit einer "normalen" Stunde anzufangen, wage ich mich gleich in saunenartige Gefilde vor. Und das ist weder übermütig noch dumm von mir: Gerade Bikram Yoga, auch Hot Yoga genannt, ist für Anfänger ideal. Simona Dieterich vom Studio "Bikram Yoga München" erklärt mir, dass es sich vor allem deshalb für Neulinge eignet, weil der Körper bei 38 Grad Studiowärme – was in etwa der Körpertemperatur des Menschen entspricht – gleich zu Beginn der Stunde aufgewärmt ist. Das ist für ungeübte Teilnehmer ein Vorteil, weil sie noch nicht so beweglich sind. Die Übungen fallen leichter, die Verletzungsgefahr sinkt. Aber auch für "alte Yoga-Hasen" hat Bikram Yoga einige Vorteile: Der Sauna-Effekt bringt die Herz-Kreislauftätigkeit in Schwung, die Haut wird gut durchblutet und die Poren gereinigt, so Profi Simona Dieterich.

Als ich den aufgeheizten Raum betrete und auf eine Wand aus heißer Luft pralle, ringe ich nach Atem. Ich ahne, dass der Schweiß bald in Strömen fließen wird. Dabei haben wir noch nicht einmal mit einer der 26 geplanten Übungen des Hatha Yoga, der Urform des Yoga, begonnen.

Die Yoga-Lehrerin begrüßt uns mit einem freundlichen Lächeln. Dann macht sie die Neulinge - zwei weitere Teilnehmerinnen und mich - mit sanfter Stimme darauf aufmerksam, dass wir während der kommenden 90 Minuten nicht den Raum verlassen dürfen. Ich nehme an, um den Energiefluss nicht zu stören.

Wie?! Gefangen in einer tropischen Yoga-Höhle ohne Fluchtmöglichkeit? Ich merke, wie leichte Panik aufkommen will, kämpfe sie aber schnell nieder. Schließlich bin ich vernünftig genug, um meine Energiereserven nicht schon jetzt zu verschleudern. Ich ahne, dass es mir Angstzustände und Hitzestau in Kombination nicht leichter machen würden, meine innere Mitte zu finden. Zum Glück ist es erlaubt, jederzeit mit den Übungen aufzuhören und zu pausieren.

Die Atemübung, mit der die Stunde eingeleitet wird, macht mir noch wenig Probleme – auch wenn mir die tierischen Laute, die ich dabei mit jedem Ausatmen röhrend ausstoßen soll, zunächst ein wenig zögerlich von den Lippen kommen. Im Anschluss beginnen wir mit den Hatha-Übungen. Und die sind bei 38 Grad ganz schön anstrengend. Nach der ersten Hälfte der Sitzung muss ich eine Pause einlegen. Die Lehrerin reicht mir ein Stück Traubenzucker. Nett. Und nötig. Meinen Kreislauf wirbelt es nämlich mächtig durcheinander. Vor allem die teilweise zügigen Wechsel zwischen Posen auf dem Rücken und Posen auf den Knien oder dem Bauch lassen das Blut in meinem Kopf rauschen.

Heiß, anstrengend, tropfnass - zugegeben, jedermanns Sache dürfte Hot Yoga nicht sein. Es mag befremdlich sein, die immer dunkler werdenden Flecken auf der Kleidung der anderen Teilnehmer zu beobachten - wissend, dass man selbst auch keinen frischeren Anblick bietet. Andererseits ist gerade dieser Mut, sich selbst in höchst unansehnlicher Weise zu zeigen, auch befreiend. Zumal ich beim Yoga bei normalen Temperaturen ebenfalls nicht viel besser aussehen dürfte, da ich mich noch etwas ungelenk in Positionen wie die Halbe Schildkröte schmeiße.

Schlechte Gerüche braucht man trotz der schweißtriefenden Körper übrigens nicht zu fürchten: Wie ich verwundert feststelle, arbeitet das Belüftungssystem derart effektiv, dass die Luft nie unangenehm ist.

Nach der letzten Atemübung habe ich es dann geschafft: 90 Minuten Hot Yoga mit vielen "Hot Pausen" habe ich überstanden, während derer ich insgesamt einen Liter Wasser getrunken habe. Ich bin ziemlich kaputt. Aber als ich nach dem Duschen in die abendlich kühle Münchner Luft hinaustrete, fühle ich mich wunderbar entspannt, porentief gereinigt und einfach großartig. Dieses Gefühl möchte ich öfter haben. Deshalb nehme ich mir fest vor, wiederzukommen.

Lesen Sie auch den vorangegangenen Beitrag der "Ausprobiert"-Kolumne: Fit in den Tag mit Frühsport?

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