Zucker ist schlecht. Zucker macht krank. Zucker macht süchtig, zumindest bei mir. Wie befreit man sich von der hartnäckigen Lust auf Süßes? Ich habe es ausprobiert.

Silke Stadler, Redakteurin für Gesundheit
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Silke Stadler dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Mein letzter ernsthafter Versuch, auf Süßes zu verzichten, ist fast vier Jahre her – und scheiterte grandios, obwohl ich damals sogar Hilfe eines Energiefeld-Therapeuten in Anspruch genommen hatte. Jetzt will ich der Zuckersucht mit der reinen Kraft meines Willens zu Leibe rücken. Keine guten Erfolgsaussichten. Doch das Ergebnis ist sogar für mich überraschend.

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Macht Zucker wirklich süchtig?

Eine Studie aus dem Jahr 2014 zeigt, dass die vermeintliche Sucht nach Essen weniger eine Sucht nach bestimmten Lebensmitteln, als vielmehr eine Sucht nach der Tätigkeit des Essens ist. Im Moment, so heißt es in der Studie, gebe es nicht genug wissenschaftliche Belege dafür, dass irgendein Lebensmittel oder eine Zutat abhängig machen.

Nadia Röwe, Ernährungswissenschaftlerin beim "aid infodienst", bestätigt das: "Zucker macht nicht im klassischen Sinne - wie Drogen oder Alkohol - süchtig." Allerdings gebe es zahlreiche Studien, die einen suchtähnlichen Effekt von Zucker aufzeigen, jedoch auf Tierversuchen basieren. In der Tat bewirke Zucker die Produktion von Dopamin, sagt Röwe. "Ähnlich wirken auch Suchtstoffe."

Zucker ist jedoch so heimtückisch, weil er zu einem Gewöhnungseffekt führt: Das Süßempfinden werde auf eine bestimmte Menge geprägt, erklärt Röwe. Wenn wir nun geringere Mengen Zucker zu uns nehmen, erscheint uns dies nicht süß genug. "Die Menge an Zucker zu reduzieren, ist für viele Menschen deshalb sehr schwer."

Genau das erlebe ich am eigenen Leib. Eine Zeit lang habe ich kaum Süßigkeiten gegessen. Ich hatte keine zu Hause, habe nie welche eingekauft. Im Büro fing ich dann an, mir täglich eine Nachspeise in Form eines Schokoriegels zu gönnen. Und weil's so gut schmeckt, am Nachmittag gleich noch einen.

Mein Körper hat sich offenbar ans Naschen gewöhnt und fordert Süßes jetzt regelmäßig ein. Insgesamt komme ich jetzt schnell mal auf 500 zusätzliche Kilokalorien täglich - so viel wie ein leichtes Abendessen. Das verbrennt man nicht wieder so schnell, selbst wenn man sich täglich bewegt.

Radikalverzicht bringt bei mir nichts – außer zusätzlichen Kilos

Das Mittel der Wahl: Komplettverzicht. Der erweist sich bei mir – genau wie vor vier Jahren - als schwierig. Fast zwei Wochen klappt es, doch manchmal muss es einfach Süßes sein! Auch Röwe rät davon ab, komplett auf Zucker zu verzichten, weil dadurch in der Regel das Verlangen danach steige. Und es stimmt: Weil ich meinen Heißhunger zwar nicht mit Zucker, dafür mit vielen und häufigen anderen Snacks zu stillen versuche, habe ich sogar zugelegt!

Autorenporträt Silke Stadler
In ihrer Kolumne "Ausprobiert" testet unsere Gesundheitsredakteurin Silke Stadler am eigenen Leib, worüber sie schreibt. © 1&1 Mail & Media GmbH

Sinnvoller ist eine Verringerung der Zuckermenge: "Nach einer gewissen Umgewöhnungszeit erscheinen bereits geringere Mengen als süß und reichen zur Befriedigung unseres 'Süßheitsbedarfs' aus", sagt Röwe.

Ich nehme mir den Tipp zu Herzen und es klappt erstaunlich gut: Ich erlaube mir nur noch eine einzige Zwischenmahlzeit am Tag – nicht mehr zwei oder drei. Und die darf ab und zu aus einem Schokoriegel oder einem Stück Kuchen bestehen.

Gesund naschen: So geht's

Damit ich den Heißhunger nicht immer mit der Zuckerkeule totschlagen muss, hier Tipps für eine gesunde Nascherei:

· Wer aus Heißhunger nascht: einen Löffel Honig lutschen. Wenn's ein bisschen mehr sein darf: Joghurt mit frischen Früchten oder Nüssen mischen und einen Klecks Honig oder Marmelade oben drauf geben.

· Wer bei Langeweile nascht: Gemüse-Sticks (Karotten, Sellerie, Gurke) knabbern. Die bestehen hauptsächlich aus Wasser, daher darf man hier zulangen.

· Wer aus falschem Hungergefühl nascht: Eine Handvoll Nüsse essen. Die haben zwar viel Fett, aber gleichzeitig extrem viele gesunde Nährstoffe und sie sättigen.

Lesen Sie auch den vorangegangenen Beitrag der "Ausprobiert"-Kolumne: "Fitness-Hilfe oder Überwachung? Was bringt das Aktivitätstracking-Armband?"

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