Insbesondere bei älteren Menschen können sich Ausstülpungen im Darm bilden. Eine Entzündung dieser Divertikel kann zur Darm-Erkrankung Divertikulitis führen. Bei schweren Komplikation ist zumeist eine Operation notwendig.

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Papst Franziskus musste sich im Sommer 2021 einem chirurgischen Eingriff am Dickdarm unterziehen. Das Kirchenoberhaupt wurde wegen einer sogenannten Divertikulitis in das Gemilli-Krankenhaus in Rom eingeliefert und erfolgreich operiert. Zuvor befand er sich wegen einer Darm-Erkrankung bereits in medizinischer Behandlung.

Die Divertikulitis ist eine Komplikation der Divertikelkrankheit. "Insbesondere bei älteren Menschen finden sich häufig Ausstülpungen im Dick- oder Dünndarm", erklärt Dagmar Mainz, Gastroenterologin in Saarlouis und Fachgruppenmitglied im Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e.V. "Diese Ausstülpungen bezeichnen Mediziner als Divertikel. Weist der Darm mehrere Ausstülpungen auf, sprechen wir von der Divertikulose."

Divertikel verursachen meist keine Beschwerden und sind selbst ohne krankhafte Bedeutung. Bei Entzündungen kann es jedoch zu Komplikationen kommen, zum Beispiel zu einer Verengung im Darm, einer Stenose, die meist operativ behandelt werden muss.

Bauchschmerzen abklären lassen

Problematisch wird es, wenn sich die Ausstülpungen im Darm besonders stark entzünden. "Bei dieser sogenannten Divertikulitis kann die Entzündung im Darm auf das umliegende Fett- und Bindegewebe übergreifen, es können auch kleine Darmwandverletzungen und Eiteransammlungen im Bauch entstehen", warnt Dagmar Mainz. Auch das Bauchfell kann betroffen sein. "Typisch für die Divertikulitis sind Schmerzen im linken Unterbauch. Das liegt daran, dass sich die Divertikel dort, wo der Darm eine S-förmige Biegung macht, häufiger finden und entzünden."

Weitere Symptome können Fieber, Verstopfung, Stuhlveränderungen oder Blähungen sein. "Die Ursachen der Bauchschmerzen müssen durch einen Arzt zeitnah abgeklärt werden", betont die Gastroenterologin. Einen Gastroenterologen in der Umgebung finden Patienten beispielsweise auf der Patientenseite des Berufsverbands. "Neben einem ausführlichen Anamnesegespräch erfolgt eine körperliche Untersuchung des Bauchs sowie eine Blutuntersuchung mit Prüfung der Entzündungswerte."

Zudem sollte eine bildgebende Untersuchung erfolgen, entweder mittels Ultraschall oder Computertomographie. So können Darmwand und Umgebung dargestellt und das Ausmaß der Entzündung sichtbar gemacht werden. Eine Darmspiegelung erfolgt im Verdachtsfall nicht, da der Darm bei dieser Untersuchung mit Luft gebläht wird. Das könnte zur Verletzung der Divertikel führen und Komplikationen auslösen. Bei erstmaliger Divertikulitis sollte die Darmspiegelung jedoch nach Abheilung der Entzündung durchgeführt werden, um andere Darm-Erkrankungen wie Dickdarmkrebs auszuschließen.

Ernährungsumstellung kann helfen

Ist aufgrund von vorherigen Darmspiegelungen bereits bekannt, dass der Patient Divertikel im Darm hat, muss bei Bauchschmerzen rasch gehandelt werden. Eine akute unkomplizierte Divertikulitis kann oftmals mit einer sofortigen Ernährungsumstellung und Einnahme löslicher Quellstoffe reguliert werden. Im entzündungsfreien Intervall ist eine faserstoffreiche Ernährung mit Vollkornprodukten, Nüssen, Gemüse, Salat zu empfehlen. Sie kann ebenso wie körperliche Bewegung Entzündungen vorbeugen. Flohsamenschalenpulver sorgt dafür, dass der Stuhl nicht zu fest ist und den Darm trotz Divertikeln problemlos passieren kann.

Treten die Schmerzen auch beim Husten auf, spricht das für eine Mitbeteiligung des Bauchfells und damit für eine komplizierte Divertikulitis. "In diesem Fall wird die Krankheit zumeist mit Antibiotika behandelt", erklärt Mainz. "In schweren Fällen ist eine stationäre Behandlung mit permanenter Beobachtung des Patienten notwendig."

Verengung des Darms

Bei einer Entzündung der Divertikel treten oftmals Schwellungen auf, die den Darm verengen. Wenn Entzündungen verheilen, können sich zudem Verwachsungen und Narbengewebe bilden. Insbesondere bei einer chronischen, also regelmäßig wiederkehrenden Divertikulitis kann es daher zu engen Stellen im Darm kommen. Im schlimmsten Fall kann der Stuhl nicht mehr über die Engstelle transportiert werden, so dass ein Darmverschluss droht.

Bei einer Verengung in Hohlorganen sprechen Mediziner von einer Stenose. "Häufig entwickelt sich die Divertikel im Sigma-Teil des Darms", erklärt Birgit Terjung, ärztliche Direktorin der GFO Kliniken Bonn und Beiratsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). "Diese S-förmige Biegung im absteigenden Teil des Darms wirkt wie eine Bremse für den Stuhl und wird daher besonders strapaziert." Kommt es an dieser Stelle immer wieder zu Entzündungen und damit einer Divertikulitis, kann eine Verengung, also eine Divertikelstenose als Komplikation auftreten.

Ist die chronische Darm-Erkrankung mit Ernährungsumstellung und entzündungshemmenden Medikamenten nicht in den Griff zu bekommen, kann eine Operation notwendig sein. "Dabei wird das betroffene Stück des Darms, das sich zumeist in der S-Kurve befindet, entfernt", erklärt Terjung die sogenannte Sigma-Resektion. Bei diesem Standardeingriff bleiben Patienten in der Regel fünf Tage im Krankenhaus unter Beobachtung. "Die Schmerzen lassen zwar nach, allerdings leiden viele Betroffene nach der Operation unter Durchfällen. Mit Probiotika und ballaststoffreicher Ernährung muss dann die Darmflora wieder aufgebaut werden."

Vorbeugen mit gesunder Ernährung und Bewegung

Die Entstehung von Divertikeln ist nicht abschließend geklärt. Vermutet wird eine familiäre Veranlagung, zudem können Krankheiten wie Diabetes mellitus oder Schilddrüsenerkrankungen die Entstehung begünstigen. Weiterhin erhöht die Einnahme bestimmter Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac das Risiko der Divertikelbildung.

Ärzte empfehlen generell eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung und körperliche Aktivität, um einer Divertikulitis vorzubeugen. Weiterhin sollten Übergewicht und Rauchen vermieden werden.

Über die Expertinnen:
Dr. Dagmar Mainz ist niedergelassene Gastroenterologin in Saarlouis und Mitglied der Fachgruppe "Chronisch entzündliche Darmerkrankungen und Endoskopie" des bng (Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e.V.).
Priv. Doz. Dr. Birgit Terjung ist Ärztliche Direktorin GFO Kliniken Bonn, Chefärztin der Abteilung für Innere Medizin – Gastroenterologie.
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