Liegt es am Alter oder am Testosteronmangel? Eine neue Studie deckt auf, worauf Männer wirklich achten sollten, wenn die sexuelle Leistungsfähigkeit nachlässt: Oft ist der Blutzuckerspiegel die wahre Ursache.
Wenn es bei Männern vermehrt zu Erektionsstörungen kommt, wird oft das Alter oder ein sinkender Testosteronspiegel als Ursache vermutet. Doch eine aktuelle Studie des Universitätsklinikums Münster zeigt: Die wahre Ursache ist häufig eine andere.
Schon leichte Erhöhungen des Blutzuckerspiegels können demnach die Fruchtbarkeit und sexuelle Gesundheit von Männern deutlich beeinträchtigen, wie Forschende auf der Jahrestagung der Endocrine Society in San Francisco berichteten.
Über die Studie
- Die Forschenden beobachteten über sechs Jahre hinweg die sexuelle und reproduktive Gesundheit von Männern im Alter von 18 bis 85 Jahren. Sie analysierten dabei systematische Veränderungen im Sperma und im Hormonprofil der Teilnehmer sowie ihre Erektionsfunktion. Gleichzeitig wurden metabolische Gesundheitsparameter wie der Body-Mass-Index (BMI) und der Blutzuckerspiegel erfasst.
- Die Studie begann 2014 mit 200 Teilnehmern und endete 2020 mit 117 Probanden. Keiner von ihnen hatte Diabetes, Herz- oder Krebserkrankungen.
Langsamere Spermien und Verschlechterung der Erektionsfunktion
"Obwohl Alter und Testosteronspiegel lange als Auslöser für die abnehmende sexuelle Gesundheit von Männern angesehen wurden, zeigt unsere Forschung, dass diese Veränderungen stärker mit leichten Erhöhungen des Blutzuckers und anderen metabolischen Veränderungen korrelieren", erklärt Studienleiter Michael Zitzmann vom Universitätsklinikum Münster.
Die Ergebnisse der Studie waren eindeutig: Teilnehmer mit leicht erhöhten Blutzuckerwerten wiesen langsamere Spermien auf und zeigten eine Verschlechterung der Erektionsfunktion. Diese negativen Auswirkungen traten bereits bei HbA1c-Werten auf, die noch unterhalb des Diabetes-Schwellenwerts von 6,5 Prozent lagen. Dieser Laborwert spiegelt den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten 8 bis 12 Wochen wider.
Blutzucker wichtiger als Testosteron
Ein weiteres Ergebnis: Die Testosteronspiegel hatten laut der Langzeitstudie keinen direkten Einfluss auf die Erektionsfunktion. Sie korrelierten lediglich mit der Libido der Teilnehmer.
Empfehlungen der Redaktion
Männer könnten laut Studienleiter Zitzmann durch eine entsprechende Lebensweise und geeignete medizinische Maßnahmen Schritte unternehmen, um ihre reproduktive Gesundheit zu erhalten oder wiederherzustellen. Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung, der den Blutzuckerspiegel im Normalbereich hält, könnte somit nicht nur Diabetes vorbeugen, sondern auch die sexuelle Gesundheit bis ins hohe Alter positiv beeinflussen. (bearbeitet von ali)