Die "Myalgische Enzephalomyelitis" - in Deutschland besser als Chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) bekannt - stellt Mediziner bis heute vor ein Rätsel. Betroffene leiden unter ständiger extremer Erschöpfung. Ausruhen und Schlaf kann die Symptome verschlimmern. Selbst kürzeste Wege können dann nicht mehr bewältigt werden, und auch einfache Dinge, wie lesen oder Freunde treffen, sind oft plötzlich unmöglich. Der Internationale CFS-Tag soll auf die Krankheit aufmerksam machen.

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Das Chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) kann das Alltagsleben von heute auf morgen auf den Kopf stellen. Betroffene fühlen sich wie gelähmt und verbringen die meiste Zeit des Tages im Bett oder auf dem Sofa. Selbst kurze Wege - etwa zum Einkaufen oder Spaziergänge - sind plötzlich kaum mehr zu bewältigen. Auch der Schlaf bringt keine Erholung mehr. CFS ist eine schwere Erschöpfung, die oft auch mit anderen Symptomen wie Kopfweh, oder Gelenk- und Muskelschmerzen oder Gedächtnisproblemen einher geht. Auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder ständig geschwollene Lymphknoten werden als Nebensymptome beobachtet.

Meist trifft die Krankheit Menschen, die mitten im Leben stehen. Die Auswirkungen sind dramatisch: Betroffene können in der Regel nicht mehr zur Arbeit oder zu Schule gehen. Tägliche Hausarbeiten wie Kochen oder die Wäsche machen werden zu unüberwindbaren Hindernissen. Kontakte zu Freunden oder Bekannten brechen ab, die Kranken werden sozial isoliert. Hinzu kommt die Angst, in einer psychiatrischen Einrichtung oder einem Heim zu landen.

Bis zu 0,3 Prozent der Bevölkerung sind derzeit nach aktuellen Schätzungen von dem mysteriösen Leiden befallen - der Bundesverband Chronisches Erschöpfungssyndrom geht in Deutschland von etwa 300.000 Kranken aus. Oft wird die Krankheit aber gar nicht erst diagnostiziert, deshalb existieren keine genauen Zahlen. Am häufigsten wird das Leiden bei Frauen zwischen 30 und 40 festgestellt, fast immer tritt es in Folge einer Infektionskrankheit auf - unter Umständen sogar nach einer einfachen Grippe. Die tatsächlichen Ursachen liegen jedoch weiterhin im Dunkeln.

Keine psychische Erkrankung

Anders als etwa beim Burn-Out-Syndrom oder Depressionen handelt es sich bei der Chronischen Erschöpfungskrankheit keineswegs um eine psychische oder psychosomatische Krankheit. Mediziner ordnen das Leiden mittlerweile als neurologische Erkrankung ein, die sich gleichzeitig auf Immunsystem, Nervensystem und Hormonsystem auswirkt. Als Auslöser stehen Viren oder intrazelluläre Erreger wie Chlamydien oder Borrellien im Verdacht. Eine Diagnose ist bislang aber nur über das Ausschlussverfahren möglich, einen eindeutigen Nachweis - etwa über einen Bluttest - gibt es nicht.

Entsprechend vielfältig wie die Erscheinungsformen, sind auch die Therapieansätze. Im Prinzip muss der Heilungsprozess bei jedem Patienten genau angepasst werden. Im Wesentlichen beschränken sich die Therapien jedoch darauf, Mangelzustände auszugleichen. Eine Bekämpfung der Ursachen ist bisher nicht möglich.

So sind auch die Aussichten für die Betroffenen ernüchternd: Die Erschöpfungszustände ziehen sich mindestens über ein halbes Jahr, nur bei maximal sechs Prozent der Erkrankten ist am Ende eine Heilung überhaupt möglich. Meist bleibt den Patienten als einziger Ausweg, sich an die veränderten Lebensumstände anzupassen und sich ihre Kräfte einzuteilen.

Fehlendes Fachwissen

Einige der Probleme, die mit der Krankheit einhergehen, wären jedoch vermeidbar - denn sie entstehen aus dem Unwissen über die Krankheit und deren Symptome. So reagieren Verwandte und Bekannte oft mit Unverständnis. Auch bei der Anerkennung der Krankheit durch Krankenkassen oder der Diagnose durch die Ärzte gibt es immer wieder Probleme.

Am Geburtstag der englischen Krankenschwester Florence Nightingale - dem bisher wohl prominentesten Opfer der Krankheit - wird deshalb seit 1995 jedes Jahr am 12. Mai der Internationale CFS-Tag veranstaltet. Nightingale wurde im Alter von 35 Jahren von dem Leiden befallen und war danach 50 Jahre bis zu ihrem Tod bettlägerig. Die Aktion hat das Ziel, stärker auf die Krankheit aufmerksam zu machen und die Öffentlichkeit zu informieren.

In Deutschland ist vor allem die Berliner Charité auf die Diagnose und Behandlung des Chronischen Erschöpfungssyndroms spezialisiert. Weitere Informationen für Betroffene, Angehörige und Fachkräfte bietet der Bundesverband Chronisches Erschöpfungssyndrom.

Das Chronische Erschöpfungssyndrom (auch: Chronische Erschöpfungskrankheit) ist unter anderem als Chronic Fatigue Syndrome (CFS) oder myalgische Enzephalitis (ME) bekannt. Obwohl sie bereits seit 40 Jahren bekannt ist, mangelt es vielen Ärzten bis heute an Kenntnissen über die Krankheit.

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