Das Gefühl, am Bettlaken festzukleben - aber krampfhaft zu versuchen, endlich einzuschlafen. Und wenn es dann geklappt hat, wacht man kurz darauf schweißgebadet wieder auf. Das kennen wohl viele. Doch es gibt Tricks, wie man trotz Hitze erholsamen Schlaf findet.

Ein Interview

An besonders heißen Tagen bleibt die ersehnte Abkühlung selbst in der Nacht aus. Dann liegen die Temperaturen oft noch bei über 20 Grad – noch dazu heizt sich das Schlafzimmer im Laufe des Tages regelrecht auf. Eine Qual, besonders für Menschen, die in Altbau- oder Dachgeschosswohnungen leben.

Was hilft an solchen Tagen beim Einschlafen und vor allem auch beim Durchschlafen? Schlafforscher Hans-Günter Weeß gibt im Gespräch mit unserer Redaktion Tipps.

Herr Weeß, kennen Sie einen Trick, wie man trotz Hitze schnell einschlafen kann?

Hans-Günter Weeß: Erstmal sollte man die Bedingungen akzeptieren. Hitze – übrigens auch Kälte – ist ein Stressfaktor für den Körper. Da fällt es einfach schwerer einzuschlafen. Dazu kommt: Viele setzen sich unter diesen Bedingungen unter Druck und versuchen, schnell einzuschlafen. Dabei ist das eigentlich das Ungünstigste, was man tun kann.

Man sollte in Hitzenächten cool bleiben im Kopf, einfach entspannt bleiben und sich auf keinen Fall unter Druck setzen. Es gibt keine bessere Methode, sich wach zu halten, als schlafen zu wollen. Druck ist Anspannung und Anspannung ist der Feind des Schlafens. Und wenn man ein paar andere Faktoren beachtet, dürfte das Einschlafen gar kein großes Problem sein.

Was kann man tun, um die schlechteren Einschlafbedingungen durch Hitze abzumildern?

Hans-Günter Weeß
Hans-Günter Weeß ist Schlafmediziner. © privat/Hans-Günter Weeß

Man sollte sich warm oder lauwarm abduschen, bevor man ins Bett geht, da sich dabei die Poren der Haut weiten. Dadurch kann der Körper die Wärme besser abgeben. Wer möchte, trocknet sich nicht komplett ab – die Verdunstung der Flüssigkeit führt noch mal zu einem kühlenden Effekt auf der Haut. Aber auf keinen Fall kalt duschen! Diesen Fehler machen viele.

Wieso nicht kalt duschen?

  • Kaltes Wasser kühlt unseren Körper zwar für kurze Zeit ab, danach versucht er allerdings, die Temperatur wieder zu erhöhen. Wärmt sich der Körper nach einer kalten Dusche wieder auf und versucht, sich der Umgebungstemperatur anzupassen, schwitzt man.

Und was lässt sich im Schlafzimmer selbst machen?

Die meisten dürften keine Klimaanlage haben. Dann kann man sich damit behelfen, dass man ein feuchtes Bettlaken beispielsweise vor dem offenen Fenster oder über den offenen Fensterflügel hängt. Wenn die Feuchtigkeit verdunstet, entzieht das der Umgebung Wärme.

Es kann auch helfen, tiefgefrorene Wasserflaschen in einer hohen Position im Schlafzimmer aufstellen, zum Beispiel auf dem Schrank. Hier gibt es den gleichen kühlenden Effekt.

So beeinflusst spätes Trinken Ihren Schlaf

Ein Glas Wasser vor dem Schlafen: Gut oder schlecht für die Schlafqualität?

Ein Glas Wasser vor dem Schlafen klingt harmlos, kann aber die Nachtruhe deutlich beeinträchtigen. Der richtige Zeitpunkt beim Trinken entscheidet über Ihre Schlafqualität.

Ist es im Sommer denn auch besser, nackt zu schlafen?

Das kann man machen. Wer das nicht möchte, der kann seinen Pyjama vorher in den Kühlschrank legen und ein kleines bisschen befeuchten – dann fühlt man sich ein bisschen kühler. Auch ein feuchter Waschlappen auf der Stirn oder an den Handgelenken kann noch etwas zum kühlenden Effekt beitragen.

Und wenn man einen Pyjama trägt, sollte man auf das Material achten: Es sollte Material sein, das Feuchtigkeit abtransportiert, zum Beispiel Leinen oder Baumwolle. Synthetik hingegen fördert eher das Schwitzen.

Ein weiterer Tipp: statt in der dicken Decke nur unter einem dünnen Laken schlafen.

In südlicheren Ländern ist es üblich, an heißen Tagen eine Siesta zu machen. Wäre es auch für uns sinnvoll?

Empfehlungen der Redaktion

Grundsätzlich ist ein kleiner Mittagsschlaf immer zu empfehlen, insbesondere dann, wenn die Nacht mal kürzer war. Mit einem Powernap, der so 10, maximal 20 Minuten dauert, lassen sich die Wachheit und das Leistungsvermögen steigern. Und wenn man das regelmäßig macht, reduzieren wir unser Herz-Kreislauf-Risiko um 37 Prozent und wir steigern unsere Lebenserwartung, wie Studien zeigen.

Über den Gesprächspartner

  • Dr. Hans-Günter Weeß ist Schlafmediziner und Buchautor. Er ist Leiter des Schlafzentrums am Pfalzklinikum.