Unruhig geschlafen wegen der Hitze – und noch dazu noch seltsam und intensiv geträumt? Das ist keine Seltenheit. Ein Schlafmediziner erklärt, wieso uns Träume in warmen Nächten besonders im Kopf bleiben.
Sinkt das Thermometer selbst in der Nacht nicht unter 20 Grad, fällt es vielen schwer, gut zu schlafen. Was hinzukommt: Einige berichten davon, in heißen Nächten besonders intensiv zu träumen. Hat die Hitze etwa Einfluss auf unsere Träume?
Nein, sagt Schlafmediziner Hans-Günter Weeß. Allerdings würden wir unruhiger schlafen, wenn wir nachts mehr Stress hätten – und an heißen Tagen hätten wir diesen körperlichen Stress durch die Hitze. "Wir werden häufiger wach und können uns an die Träume viel besser erinnern, wie wenn wir durchschlafen."
Die Träume selbst verändern sich nicht – wir bekommen nur mehr von ihnen mit
Weeß erklärt: "Es verändert sich nicht der Trauminhalt oder die Traummenge, sondern wir bekommen durch das gehäufte Wachwerden mehr davon mit, nehmen unsere Träume besser wahr und können uns eher an diese erinnern." Das heißt: Wir haben nicht mehr schlechte oder intensivere Träume als gewöhnlich, wenn es nachts besonders warm ist.
Grundsätzlich seien 80 Prozent unserer Trauminhalte eher negativ emotional eingefärbt, sagt Weeß. "Nur 20 Prozent der Träume gehen mit guten Gefühlen einher. Es scheint, dass wir im Traum eher die belastenden Dinge des Alltages verarbeiten."
Wenn wir dann noch unruhig schlafen – wie das bei Hitze schneller der Fall sein kann – hätten wir eher den Eindruck, dass das gehäuft schlechtere Träume sind. "Aber nein: Durch die Hitze im Sommer verändern sich Traummenge und Trauminhalt nicht", stellt der Schlafforscher klar.
Was hilft gegen schlechte Träume?
Wer übrigens wiederkehrend sehr belastende Träume oder gar Albträume hat, kann mit guten Techniken dagegen vorgehen. Weeß empfiehlt die sogenannte Imagery Rehearsal Therapie (IRT). "Dabei greift man sich den häufigsten Albtraum heraus, den man hat, und beschäftigt sich tagsüber mit diesem Traum – etwa fünf bis zehn Minuten, zweimal am Tag", erklärt er. "Man erinnert sich dabei an die negativen Emotionen und sucht eine Lösung dafür, sodass der Albtraum seinen Schrecken verliert."
Sei der Albtraum verblasst, könne man sich dem nächsten auf dieselbe Art und Weise zuwenden, rät er. Nach drei bis fünf Durchgängen würden Albträume häufig verschwinden. "Das ist eine sehr effektive Methode."
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Und was, wenn die Methode nicht reicht? Das kommt laut Weeß vor allem bei Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen vor. "Da empfiehlt es sich, Psychotherapie in Anspruch zu nehmen."
Über den Gesprächspartner
- Dr. Hans-Günter Weeß ist Schlafmediziner und Buchautor. Er ist Leiter des Schlafzentrums am Pfalzklinikum in Klingenmünster.