Was hilft dabei, die Wirkung von Ibuprofen zu verstärken? Forschende der Uniklinik Essen haben untersucht, inwiefern die Kommunikation der Ärzte und die Erwartungshaltung der Patienten eine Rolle spielen. Das Ergebnis ist eindeutig.

Wer eine Schmerztablette wie Ibuprofen einnimmt, hofft dadurch Schmerzen und Entzündungen lindern zu können. Dabei ist nicht nur der Wirkstoff des Medikaments selbst entscheidend.

Wie Forschende aus Essen herausgefunden haben, können Ärztinnen und Ärzte durch die richtige Kommunikation die Erwartungshaltung von Patientinnen und Patienten beeinflussen – und dadurch auch die Wirksamkeit von Ibuprofen selbst.

Positive Erwartungshaltung wirkt sich auf Wirkung von Ibuprofen aus

Bei der Studie der Medizinischen Fakultät und des Universitätsklinikums Essen, die in "BMC Medicine" publiziert wurde, wurde deutlich: Das entzündungshemmende Schmerzmittel wirkt besser, wenn Ärzte positiv darüber sprechen und dadurch positive Erwartungen bei ihren Patienten erzeugen.

Dass der sogenannte Placebo-Effekt tatsächlich Einfluss auf das Schmerzempfinden hat, war bereits bekannt. Die neue Untersuchung belegt nun erstmals, dass positive Behandlungserwartungen die Wirksamkeit von Ibuprofen bei körperlichen und psychischen Symptomen wie Depression und Angst signifikant verbessern können. Die Art und Weise, wie Ärzte also über eine Behandlung sprechen, kann sich also deutlich auf deren den Erfolg auswirken.

Placebo und Placebo-Effekt

  • Ein Placebo ist ein Scheinmedikament oder eine Scheinbehandlung, die keine pharmakologisch wirksamen Inhaltsstoffe enthält. Es wird oft in klinischen Studien eingesetzt, um die Wirkung einer neuen Behandlung mit der reinen Erwartungshaltung der Patientinnen und Patienten zu vergleichen.
  • Allerdings kann allein der Glaube daran, dass man eine wirksame Behandlung erhält, dazu führen, dass Symptome sich bessern – auch wenn das verabreichte Mittel objektiv keinen Wirkstoff enthält. Das ist der sogenannte Placebo-Effekt.

Dabei verhält es sich so, dass subjektive Symptome durch eine positive Erwartungshaltung nachließen – objektive, physiologische Entzündungsmarker im Blut wie die Körpertemperatur, Herzfrequenz, Cortisol, das adrenocorticotrope Hormon und Immunbotenstoffe (Zytokine) blieben allerdings unberührt. Die Forschenden vermuten, dass die positive Wirkung über neuronale Mechanismen erfolgt.

"Unsere Studienergebnisse bedeuten, dass Informationen, die von einer Ärztin oder einem Arzt auch zu einem weit verbreiteten Medikament wie Ibuprofen gegeben werden, die Wirksamkeit des Medikaments verstärken können."

Sven Benson, Leiter des Instituts für Didaktik in der Medizin an der Medizinischen Fakultät/Universitätsklinikum Essen

Arbeitsgruppenleiter und Psychologe Sven Benson fasst zusammen: "Unsere Studienergebnisse bedeuten, dass Informationen, die von einer Ärztin oder einem Arzt auch zu einem weit verbreiteten Medikament wie Ibuprofen gegeben werden, die Wirksamkeit des Medikaments verstärken können."

Selbst bei einem Placebo zeigt die Erwartungshaltung Wirkung

Entzündungssymptome bei Studienteilnehmern verbesserten sich selbst dann, wenn sie positive Informationen bekamen, aber kein wirksames Medikament. Dieser Effekt sei insbesondere für das psychische Wohlbefinden während der Entzündungsreaktion zu beobachten gewesen, berichten die Studienautoren.

"Wie wirksam eine Behandlung ist, hängt nicht nur von dem Wirkstoff ab, sondern auch von der Erwartungshaltung."

Ulrike Bingel, Neurologin und Leiterin der Schmerzmedizin an der Universitätsklinik Essen

Ulrike Bingel, Neurologin und Leiterin der Schmerzmedizin an der Universitätsklinik Essen, fordert deshalb ein Umdenken bei medikamentösen Therapien. "Denn wie wirksam eine Behandlung ist, hängt nicht nur von dem Wirkstoff ab, sondern auch von der Erwartungshaltung. Und zwar nicht nur in der Schmerztherapie, wo diese Effekte schon länger bekannt sind", sagt sie. Hier liege ein großes, bislang wenig genutztes Potential für die Optimierung und Personalisierung von medizinischen Behandlungen.

So lief die Studie ab

An der Studie nahmen 124 gesunde Menschen zwischen 19 und 45 Jahren teil. Sie erhielten dabei Substanzen, die künstliche Entzündungssymptome hervorrufen. Dazu bekamen sie entweder ein Placebo oder Ibuprofen und wurden positiv oder neutral über die Behandlung unterrichtet.

Probanden in der positiven Kommunikations-Gruppe erhielten folgende Information: "Sie werden 600 Milligramm Ibuprofen vor der Endotoxin-Injektion erhalten. Ibuprofen reduziert effektiv die Entzündungsreaktion und die Symptome wie Kopf- und Muskelschmerzen. Ibuprofen wurde in vorherigen experimentellen Studien mit einem sehr guten Effekt eingesetzt, um Krankheitssymptome zu lindern."

Die neutrale Kommunikations-Gruppe erhielt hingegen Informationen wie "unsere Studie ist doppelblind und wir wissen nicht, ob Sie das Ibuprofen oder das Placebo bekommen".

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Bei den Testpersonen, die positive Informationen erhalten hatten, zeigte sich: Die dadurch geschürten Erwartungseffekte minderten die Krankheitssymptome effektiv zusätzlich zum Ibuprofen.

Verwendete Quellen