Ein altes Beziehungsmuster hat nun einen Namen: Beim "Mankeeping" übernehmen Frauen die emotionale und soziale Betreuung ihrer Partner. Von Marge Simpson über Lorelei Gilmore bis Claire Dunphy kennt man das Phänomen in der Popkultur schon lange.

Negative Beziehungsmuster wie "Kinkeeping", "Care-Arbeit" und "Mental Load" begrüßen einen neuen Begriff in ihrer Runde: "Mankeeping". Das Wort beschreibt die unbewusste Erwartung in heterosexuellen Beziehungen, dass Frauen die soziale und emotionale Verantwortung für ihre Männer übernehmen. Dazu gehört etwa die Koordination von sozialen Treffen, psychologische Betreuung in schwierigen Phasen oder das Erinnern an Geburtstage (von seinen Freunden) und die Organisation von Geschenken dafür. Man könnte meinen, dass viele Männer ihre Partnerinnen als "Therapeutin mit Benefits" ansehen, wie die "Vice" es kürzlich treffend beschrieb.

Das Phänomen lässt sich nicht nur im privaten Umfeld beobachten - auch die Popkultur ist voll von Frauen, die die sozialen Bedürfnisse ihrer Männer in vielerlei Hinsicht "managen". In "Gilmore Girls" sorgen Lorelai und Sookie dafür, dass ihre "grumpy" Partner Luke und Jackson nicht vollständig zu Eremiten werden. Währenddessen hilft Rory ihrem Freund und Klassenclown Logan mit endloser Geduld dabei, erwachsen zu werden - und bringt sogar seinen Vater dazu, emotional zu reifen.

In "How I Met Your Mother" übernimmt Lily diese Rolle für Marshall, erinnert ihn an Verpflichtungen und unterstützt ihn in schwierigen Lebensphasen. Und in "The Big Bang Theory" fungiert Penny als inoffizielle Sozialtrainerin für Leonard (und oft auch für seine Freunde), bringt ihm bei, wie man sich in Gesellschaft bewegt, und ist oft die Einzige, die emotionale Themen überhaupt anspricht.

Schwäche zeigen geht nur zu Hause

So unterschiedlich diese Figuren auch sind, sie teilen ein Muster: Die Männer an ihrer Seite verlassen sich emotional fast ausschließlich auf ihre Partnerinnen. Ihre Verbindungen mit Freunden oder Kollegen sind oft anderer Natur. Männer unterliegen in sozialen Gruppen noch immer häufig dem traditionellen Ideal, stark, unabhängig und unemotional wirken zu müssen - was eine tiefe, verletzliche Freundschaft nahezu unmöglich macht. Die Folge: Die Frau oder Freundin wird zur einzigen Ansprechpartnerin in allen emotionalen und vulnerablen Belangen.

Dieses Phänomen hat im realen Leben sogar zugenommen, betrachtet man die Zahlen, von denen die "New York Times" berichtet. Sie zeigen, dass Männer tatsächlich immer einsamer werden: In einer Umfrage von 2021 gaben 15 Prozent der Männer an, keine engen Freunde zu haben - 1990 waren es noch drei Prozent. Während damals fast die Hälfte der jungen Männer bei persönlichen Problemen Freunde um Rat fragten, taten dies zwei Jahrzehnte später nur noch knapp über 20 Prozent.

Männer profitieren mehr von Beziehungen

Die naheliegende Lösung für viele Männer ist die Paar-Beziehung. Eine Meta-Studie der Humboldt-Universität, der University of Minnesota und der Universität Amsterdam hatte Ende letzten Jahres ergeben, dass feste Beziehungen für Männer psychisch wichtiger sind als für Frauen. Männer profitieren demnach von einer festen Beziehung gesundheitlich mehr als Frauen, machen seltener Schluss und leiden mehr unter einer Trennung. Frauen dagegen haben sich oft ein größeres soziales Umfeld aufgebaut und sind weniger abhängig. Ein männlicher Partner bedeutet für sie daher weniger Unterstützung, sondern meistens mehr Arbeit.

Apropos Arbeit. Das Wort "Mankeeping" wurde abgeleitet vom "Kinkeeping", das den ebenfalls undankbaren Job von Frauen bezeichnet, die Beziehungen im familiären Umfeld zu pflegen: Die Geburtstage von allen auf dem Schirm zu haben, daran zu denken, den Familienausflug mit Fotos festzuhalten, das Lieblingsessen von jedem zu wissen. In "Modern Family" ist das der Job von Claire Dunphy, die außerdem den kompletten Haushalt alleine schmeißt und mit ihrem Manchild Phil noch ein viertes Kind an der Backe hat. Ähnlich kümmert sich Monica in "Friends" um Chandler, strukturiert sein Leben, hält Kontakt zu Freunden und Familie und motiviert ihn, sich emotional zu öffnen. Es ist ein Running Gag der TV-Geschichte: Der Mann darf chaotisch, emotional unsortiert oder sozial desinteressiert sein, während die Frau sein Chaos abfängt. Eine Beziehungskonstellation, die im TV lustig ist, im echten Leben aber unfassbar anstrengend.

Homer Simpson: Die totale Abhängigkeit

Was Homer Simpson ohne Marge wäre, vermag man sich gar nicht vorzustellen. In einer Episode von "Die Simpsons" gibt Homer offen zu, dass er Marge nichts zu bieten hätte, außer seiner totalen Abhängigkeit. Für Marge ist das Gefühl, gebraucht zu werden, Grund genug, mit ihm zusammenzubleiben. In der Realität sieht das mittlerweile ganz anders aus. Tatsächlich sind immer weniger heterosexuelle Frauen auf der Suche nach einer Beziehung.

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Auch dafür gibt es mittlerweile ein englisches Wort: "Heterofatalism". Es beschreibt ein Gefühl der Erschöpfung und Enttäuschung in Bezug auf heterosexuelle Beziehungen und Dating, insbesondere bei Frauen. Eine Studie aus den USA untermauert den Trend: Laut "Pew Research" suchen nur 38 Prozent der alleinstehenden Frauen aktiv nach einer Beziehung - im Vergleich zu 61 Prozent der Männer. Kurz gesagt: Frauen haben "Beziehungsburnout".

Ein Bewusstsein für diese Dynamik zu entwickeln, wäre ein erster Schritt zu gleichwertigeren und nachhaltigeren Partnerschaften - wovon beide Seiten profitieren würden. Hier kann grumpy Luke aus "Gilmore Girls" tatsächlich als Vorbild dienen: Er hat eigenständig den Griff zum Selbsthilferatgeber gewagt und so gelernt, sich anderen gegenüber zu öffnen. (mia/spot)  © spot on news