Ein junger Deutscher unterschätzte die winterlichen Bedingungen im Hochgebirge dramatisch: Mit kurzer Hose und dünner Jacke bestieg er den Wildgrat in Tirol. Auf den Gipfelsieg folgte der Notruf – der den 19-Jährigen noch teuer zu stehen kommen könnte.
Mit kurzer Hose im Schnee unterwegs: Was als sommerliche Bergtour begann, endete im Tiroler Pitztal in einem Rettungseinsatz bei winterlichen Bedingungen. Ein 19-jähriger deutscher Wanderer brach am Morgen des 9. Juli zu einer Tour auf den 2.971 Meter hohen Wildgrat im Gemeindegebiet von Jerzens auf – bekleidet lediglich mit einer dünnen Jacke und kurzer Hose.
Der junge Mann startete laut "Tiroler Tageszeitung" gegen 9:00 Uhr alleine zu seiner Wanderung. Er folgte dem markierten Steig, der mit zunehmender Höhe immer mehr mit Neuschnee bedeckt war. Trotz der offensichtlich unzureichenden Ausrüstung setzte er seinen Weg fort.
Gegen 15:30 Uhr erreichte der 19-Jährige dem Bericht zufolge bei starkem Nebel den Gipfel des Wildgrats. Nach Angaben der "Kronen-Zeitung" hatte es dort rund 20 Zentimeter Neuschnee und minus fünf Grad – und der junge Mann nicht einmal einen Rucksack dabei. Den Abstieg traute er sich aufgrund des Wetters nicht mehr zu und setzte einen Notruf ab.
Rettungsaktion mit Polizeihubschrauber - 19-Jähriger wird Kosten wohl selbst tragen müssen
Die Bergrettung Jerzens wurde umgehend alarmiert. Wie die Bergrettung auf Facebook mitteilte, wurden die Einsatzkräfte mit dem Polizeihubschrauber "Libelle" bis zur Nebelgrenze geflogen. Von diesem Punkt aus stiegen Einsatzleiter Fabian Schultes und ein zweiter Retter zu Fuß zum Gipfel auf.
Dort fanden sie den 19-Jährigen stark unterkühlt, aber ansprechbar vor. Nach einer Erstversorgung mit Jacke und Decken stieg der Deutsche mit Unterstützung der Bergretter bis zur Nebelgrenze ab und wurde vom Polizeihubschrauber ins Tal geflogen. Trotz einer erheblichen Unterkühlung überstand der Wanderer die Tour ohne weitere Verletzungen.
Die Kosten für den Einsatz könnten dem Deutschen nun in Rechnung gestellt werden. Günstig wäre der Ausflug nicht: Nach Angaben des Österreichischen Alpenvereins kostet in Österreich ein durchschnittlicher Hubschraubereinsatz von 40 Flugminuten im Schnitt knapp 5.000 Euro.
Appell der Bergrettung: Verhältnisse besser einschätzen
Die Bergrettung Jerzens appellierte auf Facebook an alle Wanderer: "In Anbetracht der schneereichen und winterlichen Verhältnisse in größeren Höhen appellieren wir an alle, sich vor Beginn einer Bergtour über die Verhältnisse zu informieren und sich dementsprechend auszurüsten."
Auch die Bergrettung Tirol weist darauf hin, dass es in den vergangenen Tagen oberhalb von 2.000 Metern kräftig geschneit hat. "Touren im Hochgebirge erfordern jetzt besondere Aufmerksamkeit – die Bedingungen sind plötzlich winterlich, mitten im Sommer", schreibt die Bergrettung auf Facebook. Es gebe stellenweise bis zu 40 Zentimeter Neuschnee.
Für sichere Touren empfiehlt die Bergrettung Tirol, Wetter und Karten genau zu prüfen. Zudem gelte es, Touren unterhalb der Schneegrenze zu bevorzugen und Nordhänge zu meiden. Auch die Ausrüstung müsse entsprechend angepasst werden – es könne plötzlich kalt werden.
Zudem weist die Bergrettung darauf hin, dass bereits bei einer Menge von 10 bis 15 Zentimetern Neuschnee Lawinengefahr herrscht – insbesondere, wenn sich der Schnee untertags erwärmt, könnten Nasschneelawinen abgehen. (bearbeitet von ank)
Verwendete Quellen
- Facebook-Seite der Bergrettung Jerzens
- Krone.at: "Gipfelsieg" in kurzer Hose, dann Notruf im Schnee
- TT.com: Stark unterkühlt in kurzer Hose am Gipfel: 19-Jähriger musste im Pitztal vom Wildgrat geholt werden (Bezahlinhalt)