Nach 17 Jahren ist ein Cold Case aus Südtirol offenbar gelöst: Die Ermittler haben eine 2008 entdeckte kopflose Leiche endlich identifiziert. Die Spur führt nach Deutschland.

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Der Fall rund um einen kopflosen Körper eines jungen Mannes, der 2008 an der Südtiroler Brennerautobahn (A22) bei Klausen gefunden worden war, ist offenbar gelöst worden.

Der leitende Bozner Oberstaatsanwalt, Axel Bisignano, sagte gegenüber Medien, dass es sich beim Opfer um einen türkischen Familienvater handelte. Dieser sei in der deutschen Stadt Sontheim an der Brenz von seinem Schwiegervater zuerst erdrosselt, dann enthauptet und schließlich nach Klausen gebracht worden.

Leiche wurde in Karton neben Autobahn entdeckt

Die in einen blauen Arbeitsoverall eingewickelte Leiche des damals 22-Jährigen war vor 17 Jahren von zwei Mitarbeitern des Autobahnbetreibers in einem Karton neben der Autobahn entdeckt worden. Die Tat blieb jedoch bis zuletzt ungelöst.

Nun sei aufgrund neuer Informationen jedenfalls ein Durchbruch in dem Cold Case erzielt worden. Die Spur führt nach Deutschland in die Grenzregion zwischen Baden-Württemberg und Bayern. Dort wurden ein italienischer Staatsbürger sowie seine beiden Söhne bereits vor Jahren wegen einer Mordserie verurteilt, wofür diese bereits Haftstrafen absitzen.

Italienische und deutsche Medien hatten damals zu beiden Fällen berichtet, nun konnte eine Verbindung hergestellt werden. Deutsche Ermittler hatten laut Bisignano den "Geistesblitz" gehabt, dass die Leiche mit ihrem Fall zusammenhängen könnte, hieß es in Medienberichten.

Tötung war Teil von Mordserie, DNA-Abgleich brachte Gewissheit

Der Italiener hatte die Tötung des Schwiegersohns - sowie zwei Morde - bei einer Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft Ellwangen bereits vor sechs Jahren gestanden. Er habe aus seiner Sicht nicht in die italienische Familie gepasst, berichtete die dpa.

Die Tat am Ehemann seiner Tochter habe er dann vor Gericht aber wieder bestritten. Damals sei diese schließlich als Totschlag gewertet worden, weil die Leiche nicht gefunden werden konnte. Daher wurde der Schwiegervater 2019 und 2020 vom Landgericht Ellwangen wegen zweifachen Mordes und eines Totschlags zu einer lebenslangen Haftstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt, hieß es.

Haftstrafen habe es indes auch für seine Söhne gegeben, weil sie bei den anderen Taten als Mittäter beteiligt gewesen waren.

Die Ermittlungen seien aufgenommen worden, als Leichenteile im Garten des Hauses der Familie gefunden worden waren. Südtiroler Medienberichten zufolge brachte nun jedenfalls ein DNA-Abgleich Gewissheit darüber, dass es sich bei der in Klausen gefundenen Leiche um das erste Opfer der Mordserie in Sontheim im württembergischen Landkreis Heidenheim handelte.

Auch die Ehefrau des Ermordeten und Tochter des Mörders habe die Leiche schlussendlich identifiziert. Der Kopf des Mannes wurde bisher nicht gefunden, hieß es.

Keine erneute Anklage möglich

Der laut den Berichten streng katholische Täter ging indes bei den drei Tötungen laut Landgericht Ellwangen sehr ähnlich vor: Er erwürgte die Opfer zunächst, zerstückelte sie anschließend mit Kettensägen und entsorgte dann zwei der drei Leichen in Italien.

Den neuen Lebensgefährten seiner Tochter habe der Mann 2014 gemeinsam mit seinen beiden Söhnen getötet, einen Garagenbesitzer 2019 gemeinsam mit einem Sohn zunächst aus Habgier erpresst und schließlich umgebracht. Eine erneute Anklage wird es laut Staatsanwaltschaft jedoch nicht geben, da der Mann wegen der Tötung seines Schwiegersohnes nicht zweimal verurteilt werden könne. (APA/bearbeitet von ank)