Vor einigen Monaten geriet ein Haus in Berlin-Schöneberg wegen Einsturzgefahr in die Schlagzeilen. Nun gibt es einen ähnlichen Fall in Mitte. Der Großeinsatz soll noch Stunden dauern.

Und plötzlich klopft die Feuerwehr: In Berlin-Mitte ist ein fünfstöckiges Haus wegen eines einsturzgefährdeten Dachstuhls geräumt worden.

Feuerwehr räumt Haus in Berlin-Mitte wegen Einsturzgefahr
Der Dachstuhl hat sich laut Feuerwehr Richtung Straße verschoben und drückt auf die Fassade. © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

13 Menschen waren von der Räumung betroffen, wie die Feuerwehr mitteilte. In dem Gebäude Reinhardtstraße 6 wohnen demnach aber noch mehr Menschen, sie waren aber zunächst nicht anwesend oder im Urlaub.

Für die Nacht müssen sich die Bewohner wohl eine alternative Unterkunft suchen: Das Technische Hilfswerk (THW) begann am Nachmittag mit einem großen Einsatz, um ein weiteres Abrutschen des Daches zu verhindern. Das THW war eigenen Angaben zufolge mit etwa 50 Einsatzkräften und schwerem Gerät vor Ort, unter anderem mit einem Kran.

Einsatz voraussichtlich bis tief in die Nacht

"Aktuell gehen wir davon aus, dass wir den Dachstuhl in seiner jetzigen Form feststellen können, also mittels Stahlseilen an einem weiteren Verrutschen sichern können", sagte THW-Fachberater Friedrich Engel. Der Einsatz dürfte demnach bis tief in die Nacht andauern.

"Die Feuerwehr hat mich geweckt, sonst hätten sie den Schlüsseldienst geholt", sagte ein junger Bewohner des Hauses der dpa, als er seine Wohnung verlassen musste. "Ich habe ein paar Anziehsachen eingepackt, Zahnbürste. Was man halt so braucht." Den folgenreichen Schaden am Dach habe er nicht kommen sehen.

Wann die Bewohner wieder in das Gebäude ziehen können, blieb unklar. "Zum Umfang der schlussendlich notwendigen Baumaßnahmen kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft gegeben werden, da der Umfang des Schadens noch nicht feststeht", teilte das Bezirksamt Mitte mit.

Feuerwehr räumt Haus in Berlin-Mitte wegen Einsturzgefahr
Der Schaden am Dachstuhl ist von der Straße aus zu sehen. © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Schaden am Dach auf Fotos leicht zu erkennen

Die Reinhardtstraße wurde zwischen Friedrichstraße und Albrechtstraße gesperrt. In dem Abschnitt mussten auch alle parkenden Autos weggefahren oder abgeschleppt werden, damit das THW genug Platz für seinen Einsatz hat. Wer abgeschleppt werde, müsse dafür aber nicht zahlen, sagte ein Polizist vor Ort. Wenn möglich, werden die abgeschleppten Autos in Nebenstraßen umgesetzt.

Der Einsatzort befindet sich nur wenige Meter vom Friedrichstadt-Palast entfernt. In dem fünfstöckigen Gebäude befinden sich ab dem ersten Obergeschoss aufwärts Wohnungen und ein Büro. Im Erdgeschoss sind Geschäfte.

Der Schaden am Dach ist von der Straße aus gut an der Dachkante des Hauses zu erkennen: Das Dach hebt sich dort in der Mitte des Gebäudes leicht von der Fassade ab. Nach Angaben der Feuerwehr hat sich der Dachstuhl nach vorn Richtung Straße verschoben.

Schaden ist seit mehreren Tagen bekannt

Der Schaden ist der Feuerwehr zufolge schon vor einigen Tagen aufgefallen. Zunächst sei ein Statiker informiert worden. "Weil weitere Veränderungen nicht ausgeschlossen werden konnten, wurde heute auch die Feuerwehr mit hinzugezogen", sagte ein Feuerwehrsprecher.

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Der Vorfall erinnert an ein Haus in Berlin-Schöneberg, das im April ebenfalls wegen Einsturzgefahr evakuiert werden musste. Damals waren Risse in dem Gebäude an der Ecke Goltz-/Grunewaldstraße entdeckt worden. Die neun Mieterinnen und Mieter durften rund einen Monat lang nicht in ihre Wohnungen zurück, bis ein Prüfstatiker eine Stahlkonstruktion zur Stützung eines Erkers freigab. (dpa/bearbeitet von phs)