In Italien landen Bilder von Frauen ohne deren Zustimmung in einem Online-Forum – teils bearbeitet. Darunter sexistische und beleidigende Kommentare. Betroffen sind auch prominente Frauen, wie Italiens Ministerpräsidentin.

In Italien sorgt ein Online-Skandal für Empörung. Auf einer Plattform mit Hunderttausenden Nutzern sind jahrelang Fotos von Frauen gesammelt worden, ohne deren Zustimmung sie wurden teils bearbeitet und mit obszönen und gewalttätigen Kommentaren versehen. Betroffen sind auch Promis wie Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, ihre Schwester, die Oppositionsführerin Elly Schlein und die Influencerin Chiara Ferragni.

Bekannt wurde der Fall durch die Lokalpolitikerin Valeria Campagna, die eigene Fotos auf der Seite entdeckte und Anzeige erstattete. "Heute bin ich angewidert, wütend und enttäuscht. Aber ich kann nicht schweigen", schrieb die 24-Jährige auf Facebook.

Jahrelange Sammlung von Bildmaterial

Auch andere betroffene Frauen wie die Europaabgeordnete Alessandra Moretti erstatteten Anzeige gegen die Website. In einem Video erklärte sie, sie habe herausgefunden, dass seit "Jahren Fotos und Ausschnitte aus Fernsehsendungen, an denen ich teilgenommen habe, gestohlen, verändert und dann Tausenden von Nutzern zugänglich" gemacht worden seien.

Es sei eine "lange Liste obszöner Kommentare, die nicht nur mein emotionales Wohlbefinden schädigen, sondern auch die Sicherheit vieler Frauen". Übereinstimmenden Medienberichten zufolge hat die italienische Polizei Ermittlungen gegen das Portal eingeleitet.

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Weiterer Skandal mit Facebook-Gruppe

Inzwischen hat die Seite ihre Schließung angekündigt: "Trotz aller Bemühungen ist es uns nicht gelungen, all die toxischen Verhaltensweisen rechtzeitig zu unterbinden", hieß es in einer Erklärung. Die Inhalte sollen gelöscht werden.

Der Skandal knüpft an einen ähnlichen Fall an: Jüngst wurde die Facebook-Gruppe "Mia Moglie" ("Meine Frau") geschlossen – ein digitales Archiv, in dem mehr als 30.000 Männer heimlich Fotos ihrer Partnerinnen hochgeladen und einer Voyeur-Community zur Verfügung gestellt hatten. (dpa/bearbeitet von ng)