Die Wahl von Papst Leo XIV. zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche kam für viele überraschend. Wird er den zahlreichen Anforderungen gerecht?

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Habemus papam - aber hat die katholische Kirche mit dem neuen Papst Leo XIV. auch einen Problemlöser? Die Aufgaben sind gewaltig. Der verstorbene Papst Franziskus hat zwar viel angestoßen, viele Themen aber auch vertagt.

Einheit der Kirche:

Franziskus war ein Reformer. Er vollzog aber in vielen Fragen keine drastischen Brüche, sondern ließ die grundlegende Doktrin unangetastet.

Traditionalisten und Reformer stritten vor dem Konklave über den weiteren Weg. In der Messe zu Beginn des Konklave gab Kardinalsdekan Giovanni Battista Re dem künftigen Papst den Auftrag mit, für Einheit in Vielfalt zu sorgen - also die Lager zu vereinen.

Kirchenstrukturen:

Franziskus brach die erstarrten Strukturen der Kirche auf, indem er die Vatikan-Behörden umkrempelte und der Kurie eine neue Verfassung gab. Das neue Grundgesetz stärkte die Rollen von Laien, die nun vatikanische Behörden leiten dürfen.

Ein zentrales Element von Franziskus' Reformen war auch der "geistliche Austausch" innerhalb der mit Geistlichen und Laien besetzten Synoden, welche die Gesamtheit der Kirche repräsentieren sollen. Das geht Traditionalisten aber zu weit, sie wollen weiter eine hierarchische Kirche, in der die Bischöfe bestimmen.

Frauen:

Die Öffnung von Leitungsfunktionen im Vatikan für Frauen war ein bedeutsamer Schritt. So wurde mit Schwester Simona Brambilla erstmals eine Frau zur Leiterin einer Vatikan-Abteilung.

Gleichwohl blieb die Frauenfrage unter Franziskus ungelöst, da er das Thema der Weihe von Diakoninnen trotz starken Drängens besonders der westlichen Länder vertagte. Als Diakoninnen wären Frauen zwar nicht Priestern gleichgestellt. Aber es würde damit ein Weiheamt für Frauen geschaffen. Reformer hoffen darauf, Traditionalisten fürchten dies.

Homosexuelle:

Die von Franziskus erlaubte Segnung homosexueller Partnerschaften außerhalb von Gottesdiensten ist beispielhaft für die unterschiedlichen Pole der katholischen Kirche. Für insbesondere Menschen aus westlichen Ländern greift das zu kurz, wohingegen die Traditionalisten schon diesen kleinen Reformschritt als Verstoß gegen den wahren Glauben sehen. Die Kirche in Afrika lehnt die Segnung ganz ab.

Priestermangel:

Die katholische Kirche leidet vor allem in Europa und den USA unter einem Mangel an Geistlichen. Viele sehen eine Lockerung des Zölibats - also des Ehe- und Sexualverbots für Geistliche - als Mittel gegen diese Krise.

Geschehen könnte dies über die Zulassung von sogenannten viri probati - bewährten verheirateten Männern - zum Priesteramt. Die mögliche Aufweichung des Zölibats gehört zu den heißesten Eisen im Richtungsstreit der Katholiken.

Sexueller Missbrauch:

Franziskus hatte das sogenannte päpstliche Geheimnis aufgehoben, damit können Unterlagen einfacher der staatlichen Justiz übergeben werden. Zudem wurden Geistliche dazu verpflichtet, Verdachtsfälle zu melden.

Organisationen von Missbrauchsopfern fordern aber mehr Entschlossenheit. In vielen Ländern fand bis heute außerdem noch keine unabhängige Aufarbeitung statt.

Diplomatie:

Dass der Petersdom am Rande der Trauerfeier für Papst Franziskus zum Ort eines Treffens von US-Präsident Donald Trump und mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurde, zeigt, wie die katholische Kirche eine wichtige diplomatische Rolle einnehmen kann.

Franziskus bezog oft unverblümt Stellung und eckte damit häufig an, er bewegte allerdings auch viel. Der künftige Papst wird rasch ein eigenes Profil finden müssen - es besteht im Klerus die Erwartung, dass der Papst in einer sinnsuchenden Gesellschaft moralisch und spirituell Akzente setzt.

Finanzielle Herausforderungen:

Der Vatikan steht zwar für prächtige Besitztümer - in seinem laufenden Haushalt klaffen aber große Lücken. Zuletzt betrug das Minus etwa 80 Millionen Euro im Jahr. Vom neuen Papst wird ein Sparkurs gefordert, bei gleichzeitig hoher wirtschaftlicher Transparenz.

Hirtenamt:

In ihren Beratungen vor dem Konklave verständigten sich die Kardinäle auf das Profil eines "Hirtenpapstes" als Ideal. Der neue Papst soll ein "Meister der Menschlichkeit" und den Nöten der Menschen nahe sein. Es wurden also hohe Ansprüche an die Persönlichkeit gestellt - auch diese müssen nun erfüllt werden. (afp/bearbeitet von cgo)