Während Piratenangriffe auf große Handelsschiffe Schlagzeilen machen, bleiben die häufigeren und oft tödlichen Attacken auf kleine Fischerboote meist unbemerkt. Eine neue Studie zeigt das erschreckende Ausmaß.

Der Fall aus Suriname ist ein besonders erschreckendes Beispiel: Im April 2018 griffen bewaffnete Piraten etwa 40 Seemeilen vor der Küste des südamerikanischen Staates vier Fischerboote an. Die Opfer wurden geschlagen, mit Macheten verletzt und mit heißem Öl verbrannt. Anschließend zwangen die Täter sie, über Bord zu springen – teilweise mit schweren Autobatterien an den Beinen. Die Angreifer flüchteten mit Booten, Ausrüstung und dem Fang.

Nur fünf von 20 Personen überlebten den Überfall. Drei Leichen wurden geborgen – zwölf Fischer gelten bis heute als vermisst.

Diese erschütternde Geschichte ist kein Einzelfall, wie eine neue Studie der Katholischen Universität im belgischen Leuven zeigt. Darüber berichtet das Online-Magazin "The Maritime Executive". Die Kriminologen Bryan Peters und Letizia Paoli haben demnach entdeckt, dass Piratenangriffe auf Fischer weitaus häufiger vorkommen als bisher angenommen – und meist tödlicher verlaufen als die bekannteren Angriffe auf große Handelsschiffe.

"Für Kleinfischer ist das Meer bereits voller Risiken – extremes Wetter, unsichere Fänge, abnehmende Bestände, Ausbeutung und wirtschaftlicher Druck. Piraterie und andere Formen der Raubüberfälle sollten nicht dazu gehören", betonen die Autoren der Studie.

Angriffe auf Fischerboote bleiben oft im Verborgenen

Die gängige Vorstellung von Piraterie ist von dramatischen Geschichten über Entführungen großer Handelsschiffe auf hoher See geprägt. Die Realität sieht jedoch anders aus: Piraterie findet oft näher an der Küste statt und trifft überproportional häufig Kleinfischer.

"Angriffe auf Fischer machten zwischen 2003 und 2023 14 Prozent aller gemeldeten Piraterievorfälle weltweit aus", erklären die Forscher in ihrer vorläufigen Analyse. Diese Zahl ist besonders bemerkenswert, da sie aus Daten von Organisationen stammt, die hauptsächlich Bedrohungen für die kommerzielle Schifffahrt verfolgen.

Die tatsächliche Situation sei jedoch noch alarmierender. Die Forscher kombinierten offizielle Daten mit Presseberichten und identifizierten für den Zeitraum 2019 bis 2023 weltweit 251 Vorfälle, bei denen 701 Fischereifahrzeuge angegriffen wurden. Besonders auffällig: Von diesen 251 Fällen wurden 201 nur in der Presse berichtet, sie tauchen in keiner offiziellen Statistik auf.

Ein einzelner Bericht erwähnte sogar 850 Angriffe auf Kleinfischer vor der Küste von Ecuador zwischen 2017 und 2021 – eine Zahl, die in keiner internationalen Statistik auftaucht.

Tödliche Realität für Fischer auf See

Die Konsequenzen für die betroffenen Fischer sind der Studie zufolge verheerend. In mehr als der Hälfte der gemeldeten Vorfälle kam es zu Gewalt, von der insgesamt 1.053 Fischer betroffen waren. 27 Vorfälle endeten mit 66 Todesopfern, während in elf weiteren Fällen 114 Personen über Bord geworfen wurden und als vermisst gelten.

Körperliche Angriffe wurden in 64 weiteren Vorfällen gemeldet, wobei mehr als die Hälfte als schwerwiegend eingestuft wurde – darunter Schusswaffengebrauch, Prügel oder Angriffe mit Messern und Macheten.

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Die Kleinfischerei macht mehr als die Hälfte des weltweiten Fischfangs aus, hauptsächlich für lokale Märkte. Diese Angriffe gefährden somit auch die Ernährungssicherheit, insbesondere in Ländern des globalen Südens, wo die Fischerei eine wichtige Nahrungsquelle darstellt. (bearbeitet von fab)

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