In einem privaten Krematorium sollten Leichname verbrannt werden. Doch das ist offenbar nie passiert. Die Ermittlungen laufen.

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In einem privaten Krematorium in Nordmexiko hat die Polizei mindestens 380 Leichen gefunden, die nicht eingeäschert worden waren. Ermittelt werde gegen die Betreiber nun unter anderem wegen Betrugs, so die Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates Chihuahua. Demnach waren viele der in der Stadt Ciudad Juárez an der Grenze zu den USA entdeckten Körper einbalsamiert.

Ein Vertreter der Staatsanwaltschaft sagte, dass die Leichen ohne erkennbare Ordnung in verschiedenen Räumen des Gebäudes gestapelt worden seien. Sie wurden "einfach so auf den Boden geworfen, wahllos, eine auf die andere".

Angehörige erhielten "anderes Material" statt Asche

"Die Leichen wurden einfach angenommen, ganz bestimmt nach der Bezahlung der Dienstleistung. Doch diese wurde schließlich nicht erbracht", zitierte das Nachrichtenportal "Norte Digital" Generalstaatsanwalt César Jáuregui. Anstelle von Asche hätten die Angehörigen "anderes Material" erhalten. Die Behörden schätzten, dass einige der Leichen bis zu zwei Jahre dort gelegen haben könnten. Was den Angehörigen statt der Asche übergeben wurde, ist unklar. Einige der Verstorbenen trugen noch die Kleidung, mit der sie aufgebahrt wurden, wie örtliche Medien berichteten.

Das Krematorium verfügte zwar über die nötigen Genehmigungen. Seit mehreren Jahren aber sollen die Betreiber die Leichen in mehreren Räumen nur gestapelt haben. Nachbarn hatten die Polizei alarmiert, weil vom Ort ein starker Geruch ausging. Der Besitzer und ein Angestellter wurden festgenommen.

Forensisches System in Mexiko stark überlastet

Die Staatsanwaltschaft schrieb den Fund der "Unachtsamkeit und Verantwortungslosigkeit" der Krematoriumseigentümer zu. Sie könnten "nicht mehr aufnehmen, als sie verarbeiten können". Einer der Verwalter des Krematoriums hatte sich bereits der Staatsanwaltschaft gestellt. Ob die Leichen zu Opfern krimineller Gewalt gehörten, teilten die Behörden zunächst nicht mit.

Mexiko ist stark von organisierter Kriminalität betroffen. Kriminelle Banden liefern sich in dem Land seit Jahren brutale Kämpfe um die Vorherrschaft über den Drogenmarkt. Das Land leidet zudem unter einer Krise seines forensischen Systems - durch die hohe Zahl der zu analysierenden Leichen, den Personalmangel und Mittelbegrenzungen ist das System stark überlastet. (dpa/AFP/bearbeitet von tas)